Zentrale von Fitch Ratings in New York: Riesige Datenbank mit speziellen Ratings für Versicherer © picture alliance / ZUMAPRESS.com | Lev Radin
  • Von Andreas Harms
  • 04.02.2025 um 11:51
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lesedauer Lesedauer: ca. 02:45 Min

Die großen Rating-Agenturen bewerten regelmäßig Versicherer in Hinblick auf ihre Finanzkraft. Dafür haben sie sogar ein spezielles Rating erschaffen. Was sagt es aus? Und welche Anbieter in Deutschland haben so eins? Hier zeigen wir es.

Wie schnell es gehen kann, zeigt das Beispiel der Nürnberger Lebensversicherung. Als sie Ende November die Überschussbeteiligung für 2025 meldete, wies sie dabei auf ihr Rating hin. „Fitch, eine der weltweit führenden Agenturen, bewertet die Finanzkraft der NLV seit 2005 mit A+ (stark)“, meldete sie. Einen Monat später war diese lange Phase vorbei und das Rating lag nunmehr bei A (Wobei auch das ziemlich gut ist, gar keine Frage). Fitch hatte den Versicherer heruntergestuft.

Viele Versicherer machen das ähnlich und packen zu ihrer Ertragsprognose gleich auch ihr Rating hinzu. Damit wollen sie zeigen: Prognosen sind schön und gut, aber bei uns treffen sie auch ein. Denn wir sind stabil.

An dieser Stelle ist es Zeit, einmal nachzusehen, wie sich die in Deutschland vertretene Assekuranz insgesamt so schlägt. Und wir müssen feststellen: Sehr, sehr beachtlich. Wobei wir uns auf die großen Rating-Agenturen Fitch und Standard & Poor’s (S&P) beziehen. Die dritte heißt Moody’s – und ist nicht wirklich gut einsehbar.

Die Rating-Skalen von Fitch und S&P sind identisch und reichen von der Top-Note AAA bis hinab nach D für „schon zahlungsunfähig“ oder auch „defaulted“, also „ausgefallen“. Die Zeichen + und – unterteilen die einzelnen Stufen zusätzlich, es zählen aber in erster Linie die Buchstaben. Ein AA- ist also beispielsweise höher als ein A+.

Spezielle Ratings für Versicherer

Allerdings ist Rating nicht gleich Rating – es gibt mehrerer Formen. Am wohl bekanntesten sind die „Issuer Default Ratings“. Sie zeigen, wie sicher die vom Unternehmen ausgegebenen (Englisch: issued) Anleihen sind. Und wie (un-)wahrscheinlich ein Ausfall ist (Default).

Doch beide Agenturen haben ein zusätzliches Rating speziell für Versicherer erschaffen. Bei Fitch trägt es den Namen „Insurer Financial Strength Rating“. Das bedeutet so viel wie: Rating der finanziellen Stärke eines Versicherers.

Darunter versteht Fitch, wie gut der Versicherer seine finanziellen Pflichten aus Verträgen (vor allem für Schäden) komplett und rechtzeitig erfüllen kann. Es gilt bei der Rating-Agentur als Anker-Rating, von dem sich weitere Ratings ableiten können. Nicht gemeint sind ausdrücklich allgemeine Schulden aus Unternehmenskrediten.

Wir haben die Datenbanken beider Rating-Agenturen nach in Deutschland tätigen Versicherern durchsucht (allein die von Fitch enthält insgesamt über 1.200 Einträge zu Versicherungsunternehmen) und listen sie hier auf. Los geht es mit Fitch, wobei die Rating-Agentur ausdrücklich betont, dass das nur ein kleiner Ausschnitt ihres Rating-Portfolios ist. Die komplette Datenbank ist viel größer. Wenn nicht in Klammern anders angegeben, ist der Rating-Ausblick stabil:

  • Allianz LV AA
  • Alte Leipziger LV A+
  • Axa LV AA
  • Bayern-Versicherung LV AA-
  • Bavaria-Direkt Versicherung LV AA-
  • Condor LV AA
  • DEVK Allgemeine LV A+
  • Ergo Vorsorge LV AA
  • Feuersozietät Berlin Brandenburg AA-
  • Generali Deutschland LV A+ (positiv)
  • Hiscox Insurance A+
  • LV 1871 A+
  • Novis Versicherung Ausgesetzt (den Grund erfahren Sie hier)
  • Nürnberger LV A
  • Provinzial LV AA-
  • R+V Allgemeine und LV AA
  • Saarland Feuerversicherung AA-
  • Signal Iduna Allgemeine A
  • Standard Life AA-
  • Versicherungskammer Bayern AA-
  • Volkswohl-Bund LV A (positiv)
  • Zurich AA-

Auch S&P bewertet Versicherer auf ihre finanzielle Stärke hin, über das Insurer Financial Strength Rating. Die Skala ist dieselbe wie bei Fitch, und auch Sinn und Ansatz gehen in dieselbe Richtung. Je höher das Rating, desto wahrscheinlicher kann das Haus seine künftigen Verpflichtungen aus Verträgen – auch unter schwierigen Umständen – begleichen.

Hier sind die Ratings von Standard & Poor’s (S&P) im Überblick. Wenn nicht anders angegeben ist der Ausblick jeweils stabil:

  • Allianz LV AA
  • Alte Leipziger A (positiv)
  • Axa LV AA-
  • Baloise Leben (Kredit-Rating) A+
  • DEVK Allgemeine LV A+
  • Gothaer LV A (positiv)
  • Hannoversche LV (A+)
  • HDI LV A+
  • Helvetia Schweizerische LV A+
  • LPV LV A
  • Neue Leben LV A+
  • Swiss Life LV A+
  • Targo LV A
  • Württembergische LV A-

Wie wir eingangs feststellten: Das sind sehr beachtliche Ergebnisse. Kein einziges B taucht in der Liste auf, damit ist bei allen Versicherern sehr wahrscheinlich, dass sie ihre finanziellen Pflichten erfüllen können. Nach aktuellem Stand der Dinge.

Kein schlechtes Gefühl.

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Andreas

Andreas Harms

Andreas Harms schreibt seit 2005 als Journalist über Themen aus der Finanzwelt. Seit Januar 2022 ist er Redakteur bei der Pfefferminzia Medien GmbH.

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