- Von Andreas Harms
- 26.03.2025 um 14:24
Der Sozialwissenschaftler Bernd Raffelhüschen hat in unserem Podcast gesagt, dass Beamte älter und kränker sind als andere Arbeitnehmer und auch noch länger leben. Warum sollen sie trotzdem eine gute Zielgruppe sein, vor allem für eine private Krankenversicherung, eine PKV?
Gärtner: In der PKV sind solche Besonderheiten egal. Wir haben dort Sterbetafeln, und die Versicherer bauen auch Alterungsrückstellungen auf. Damit ist dann alles durchgerechnet.
Ist dann bei den Tarifen auf etwas Spezielles zu achten?
Gärtner: Absolut. Wir hatten dort wie bei der DU-Versicherung in den vergangenen Jahren einen enormen Wettbewerb. Auch hier mal 15 Jahre zurück: Damals wollte kein Versicherer Beamte haben. Doch dann begannen Makler, sich darauf zu spezialisieren, und einige Versicherer merkten, dass es ein gutes Geschäft ist. Aber wir müssen genau hinschauen, welcher Tarif passt. Meiner Meinung nach ist die PKV noch deutlich individueller als die DU-Versicherung. Da geht es um Vorerkrankungen und Risikoaufschläge und noch einiges mehr, was die Sache durcheinanderbringen kann.
Kommt bei Soldaten noch etwas hinzu?
Heilfort: Die Krankenversicherung für Soldaten ist eine der größten Baustellen überhaupt. Es gibt nämlich vier verschiedene Status: die freiwillig Wehrdienstleistenden, Soldaten auf Zeit, Berufssoldaten und die Reservisten. Von außen sehen die alle gleich aus, sie sind aber alle unterschiedlich versorgt. Eigentlich brauchen Soldaten gar keine Krankenversicherung, denn sie genießen die unentgeltliche truppenärztliche Versorgung. Ich muss mit ihnen also in die Zukunft schauen, was sie danach machen wollen. Das ist zum Beispiel mit einem 18-Jährigen, der gerade für zwölf Jahre unterschrieben hat, nicht leicht. Woher soll er denn wissen, ob er später Beamter wird, zurück an die Uni geht oder in die Privatwirtschaft wechselt. Deshalb muss ich sehr viel mit Optionen arbeiten. Die haben alle ihre Ecken und Kanten, die ich auf dem Schirm haben muss.
Aber was heißt das für die Krankenversicherung?
Heilfort: Die Versicherer sind gut beraten, wenn sie nicht irgendwelche oberflächlichen Tarife herausgeben, sondern sich wirklich damit befassen und die Lücken suchen. Darin können viele gerne noch mal ihre Hausaufgaben machen. Sie müssen ihre Tarife mit den Beihilfetabellen abgleichen. Was wird wirklich gezahlt und was nicht? Das sind sehr wichtige Details.
Franke und Bornberg bemängelt, dass PKV-Tarife für Beamte zu alt und zu behäbig sind. Manche schneiden gut ab, darunter die Signal Iduna. Wie ist denn die Lage aus Sicht eines Versicherers?
Hinz: Wir haben uns in vielen Sparten auf Beamte spezialisiert, also auch in der Krankenversicherung.
Und offenbar bewegen Sie sich dabei.
Hinz: So ist es. Wir passen unsere Bedingungen regelmäßig an die Erfordernisse im Markt an. Wir finden das Geschäft sehr interessant, es ist für uns rentabel. Offenbar kommen zu uns die eher gesunden Beamten.
Gärtner: Solche Ratings wie das von Franke und Bornberg sind nett, mehr aber auch nicht. Ich kann mich als Berater nicht auf so ein Rating verlassen. Ich selbst muss die Tarife kennen und mir mein eigenes Rating erstellen. Ein Rating ist allgemein, der Kunde ist aber ein Individuum.
Haben Sie denn zurzeit genug Tarife zur Auswahl?
Gärtner: Vor fünf Jahren war das noch anders, aber im Moment habe ich genügend Angebote.
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Heilfort: Ich nicht. Um meine Soldaten reißt sich kein Krankenversicherer. Lücken zeigen sich meist dann, wenn Soldaten Kinder kriegen. Dann kann sich herausstellen, dass sie einen Krankentarif haben, der keine Kinder nachversichert. Soldaten bekommen häufig untereinander Kinder, und wenn beide beim selben Versicherer sind, können sie das Kind plötzlich nicht krankenversichern. Das sind Lücken, mit denen ich sehr unzufrieden bin. Aber keine Seite will das verändern, weil damit kaum Geld zu verdienen ist. Und am Ende brauchen wir auch Zusatzbausteine, die auf die unentgeltliche truppenärztliche Versorgung abstellen und nicht nur auf die GKV, zum Beispiel Zahnzusatztarife. Da ist der Markt aber fast blank. Das Problem ist die Wirtschaftlichkeit. Aber ich sehe auch eine soziale Aufgabe darin, gesellschaftlich wichtige Berufsgruppen zu versichern, etwa die Blaulichtberufe.
Hinz: Wir haben erkannt, wie wichtig das ist. Aber die Tarife müssen sich nun mal tragen. Wir finden Beamte als Zielgruppe sehr interessant. Sie sind sehr akkurate Menschen, die ihre Beiträge zahlen und dabeibleiben, wenn sie sich entschieden haben. Diese Pluspunkte können wir so hochskalieren, dass es insgesamt funktioniert. In der Krankenversicherung über die Beihilfetarife und in der Berufsunfähigkeit über die DU-Versicherung. Wir achten aber auch bei der Leistung darauf, dass alles gut läuft. Mit 90 Prozent Anerkennungsquote schneiden wir sehr gut ab.
Gärtner: Das ist enorm wichtig. Beamte reden viel miteinander über Versicherungen. Sie sind deshalb richtig gute Empfehlungsgeber bei guter Beratung. Wenn aber jemand schlecht ist und oft die Leistung verweigert, dann spricht sich das herum. Ich habe zurzeit bei einem Krankenversicherer extreme Bauchschmerzen, weil er sehr preislich unterwegs ist. Wenn das nicht gutgeht und er sein Image versaut, dann ist das Neugeschäft für ihn vorbei.

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