- Von Redaktion
- 22.07.2015 um 16:20
„Das Rentenniveau, also die Einkommen der Rentner im Vergleich zu den Durchschnittslöhnen, lag im vergangenen Jahr bei 48 Prozent. Im Jahr 2004 waren es noch 53 Prozent“, hält Axel Reimann, Präsident der Deutschen Rentenversicherung, im Interview mit der Neuen Osnabrücker Zeitung fest. Und ergänzt: „2030 wird das Rentenniveau nach den Vorausberechnungen bei rund 44 Prozent liegen.“
An dieser Entwicklung ändere auch nicht, so Reimann weiter, dass die Rendite der gesetzlichen Rentenversicherung längerfristig bei 2 bis 3 Prozent liege. Vielmehr würden Mütterrente, Rente mit 63 und demografischer Wandel zu einem deutlichen Anstieg der Rentnerzahlen führen.
So stieg die Zahl der Rentner von 2013 auf 2014 um 170.000. Dabei seien auf die Mütterrente allein 64.000 Neu-Rentner und auf die Rente ab 63 insgesamt 136.000 zurück zu führen. Derzeit liege die Zahl der Anträge bereits bei über 320.000.
Wie sich die Explosion der Rentnerzahlen auswirkt, erklärt Reimann so: „Unter dem Strich führt das dazu, dass wir die Reserven der Nachhaltigkeitsrücklage immer weiter reduzieren. Es ist absehbar, wann wir an der gesetzlichen Untergrenze von 0,2 Monatsausgaben ankommen.“ Deshalb sei es wahrscheinlich, dass ab dem Jahr 2019 der Beitragssatz wieder steige. Dafür spreche auch, dass die Reserven der Rentenkasse von Ende 2014 bis Ende Juni 2015 bereits von 35 auf 32,9 Milliarden Euro geschmolzen seien.
Um die entstehende Rentenlücke zu füllen, sollten Arbeitnehmer jede Form der zusätzlichen Vorsorge nutzen, so Reimann weiter. Allerdings sei die Entgeltumwandlung, also die betriebliche Altersvorsorge, für die Deutsche Rentenversicherung ein Problem. Denn: „Solange das Geld dafür beitragsfrei abgeführt wird, bedeutet das Mindereinnahmen für die Rentenkasse und zugleich weniger Rentenanwartschaften für diejenigen, die entsprechend weniger Beiträge zahlen.“
Die Riester-Rente hält Reimann jedoch entgegen aktueller Studien für nicht gescheitert. Allerdings würden Riester-Produkte inzwischen weniger verkauft, was „teilweise auch am Niedrigzinsumfeld, das kapitalgedeckte Alterssicherung zurzeit weniger attraktiv macht“ liege.
Zudem weist Reimann darauf hin, „dass Aufwendungen für die Altersvorsorge generell in gewissen Grenzen steuerlich absetzbar sind. Gutverdiener würden diese Art der Förderung also auch erhalten, wenn es keine Riester-Rente gäbe.“
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