Dietmar Bläsing ist Vertriebsvorstand des Volkswohl Bunds. © Ruediger Glahs
  • Von Redaktion
  • 15.07.2015 um 08:57
artikel drucken artikel drucken
lesedauer Lesedauer: ca. 04:60 Min

Volkswohl-Bund-Vertriebsvorstand Dietmar Bläsing erklärt, was eine Eieruhr mit richtigem Maklerservice zu tun hat, wieso der Dax in deutschen Wohnzimmern präsent ist und warum die Zinszusatzreserve in ihrer jetzigen Form absoluter Quatsch ist.

Pfefferminzia: Der Volkswohl Bund ist heute ein reiner Maklerversicherer. Als Sie in den 80er Jahren dort anfingen, war die Vertriebsstruktur aber noch ganz anders. Wie kam der Wechsel?

Dietmar Bläsing: Ich kam in ein Haus, dem es Mitte der 80er Jahre extrem schlecht ging. Wir hatten zu der Zeit eine Ausschließlichkeitsorganisation mit etwa 500 Mitarbeitern, die alle angestellt und sehr unproduktiv waren. Die Kostensätze für Verwaltung und Vertrieb waren jenseits von Gut und Böse. Wir wussten: Das geht so nicht weiter, das bricht uns das Genick. Also versuchten wir, mit Maklern und Mehrfachagenten zusammenzuarbeiten. Wir brachten neue Produkte auf den Markt, die bei den Maklern ganz gut ankamen. 2008 schließlich erreichten wir die erste Euro-Beitragsmilliarde. Zu dem Zeitpunkt hatten wir praktisch keine Ausschließlichkeit mehr, sondern waren und sind seitdem reiner Maklerversicherer.

Worauf kommt es dabei an?

Im Maklermarkt haben Sie aus meiner Sicht drei Möglichkeiten, sich vom Wettbewerb abzusetzen. Als Erstes kommen die Produkte infrage. Das war der Weg, den wir damals wählten. Das ging da aber auch noch. Wenn Sie damals in der Produktentwicklung eine gute Idee hatten, konnten Sie sich über einen Vorsprung von zwei, drei Jahren freuen, weil die Bestandssysteme vieler Versicherer alt und unflexibel waren. Heute haben Sie mit einem neuen Produkt vielleicht noch ein halbes Jahr Vorsprung.

Die zweite Strategie beruht darauf, sich bei Provisionen und Courtagen einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen. Da haben Sie aber das große Problem, dass Sie damit eine gewisse Klientel anziehen. Das ist nie unser Geschäft gewesen. Wir zahlen marktgängige Konditionen, aber nicht mehr.

Was bleibt dann noch als Drittes?

Als Drittes bleibt der Service, der erlebbar sein muss. Deshalb haben wir Service-Kennzahlen eingeführt, die wir einmal im Vierteljahr überprüfen. Wir haben etwa Vorgaben für die Policierung. Anträge, die vollständig sin d und bei denen es keine Nachfragen zur Gesundheit gibt, sollen möglichst innerhalb eines Tages policiert sein. Wenn ein Makler einen Kunden beraten hat und nach einer Woche die Police übergeben kann, weiß der Kunde noch, worum es ging. Liegen vier Wochen dazwischen, muss der Makler das Produkt quasi ein zweites Mal verkaufen.

Wenn es schon ein gewisses Maß an Service gibt, geht da noch mehr?

Ja, durchaus. Die Digitalisierung bietet bei ganz vielen Prozessen noch Verbesserungsmöglichkeiten. Nehmen Sie das Beispiel Privathaftpflichtversicherung: Sie kostet pro Jahr etwa 60 Euro, der Makler bekommt dafür eine Courtage von 25 Prozent. Das klingt nach viel, sind aber nur 15 Euro. Der Makler muss das Produkt aber trotzdem anbieten, weil er umfassend beraten muss. Schnelle Bearbeitung ist hier Pflicht. Zu diesem Zweck haben wir das Makler-Portal Prokundo gestartet. In fünf Minuten zur Police, das ist hier das Ziel. Das funktioniert übrigens wirklich. Wir haben den Prozess mit einer Eieruhr extra gestoppt. Der Makler gibt die Daten des Kunden ein, drückt auf Absenden und hat eine Sekunde später den Versicherungsschein in Form eines PDFs vor sich. Das kann er dem Kunden per E-Mail schicken und hat innerhalb von fünf Minuten das Thema Haftpflichtversicherung fallabschließend bearbeitet.

Reicht das, um als Makler das Lebensversicherungsreformgesetz und seine Nachwirkungen zu überstehen?

Es hilft sicher. Was bei vielen Maklerbetrieben aber noch fehlt, ist ein richtiges Geschäftsmodell. Ein Ansatz wie: Ich konzentriere mich auf Handwerker und versuche zum Beispiel über Verbände, mich in diese Kreise vorzuarbeiten und auf die Zielgruppe zugeschnittene Produkte zu verkaufen. Das gibt es bisher nur ganz selten. Und der Makler muss wirklich die Augen aufmachen und sich der neuen Situation nach dem LVRG stellen.

Inwiefern?

Der Makler muss sein Geschäft nach und nach so umgestalten, dass er auf eine auskömmliche laufende Courtage kommt. Wir haben zum 1. Januar unsere Vergütungsmodelle angepasst und dabei darauf geachtet, dass er den Übergang auch bewerkstelligen und sogar selbst gestalten kann. Wir bieten insgesamt den gleichen Promillesatz wie bisher an. Für etwa zwei Drittel der Vergütung gelten dieselben Regeln wie bislang, also im Wesentlichen fünf Jahre Stornohaftung. Ungefähr ein Drittel der Vergütung verteilen wir auf die Jahre sechs bis acht.

Unsere Übergangshilfe besteht nun darin, diesen Teil auf Wunsch zu bevorschussen, indem wir ihn ebenfalls direkt mit der Vermittlung auszahlen. Später kann ihn sich der Vermittler tatsächlich in den Jahren sechs bis acht auszahlen lassen und so seine Einnahmen verstetigen. Auch viele andere Versicherer bieten solche Übergangslösungen an. Nur muss der Übergang dann aber auch passieren. Sonst laufen diese Übergangsmodelle irgendwann aus, und dann hat der Makler ein Problem.

kommentare

Hinterlasse eine Antwort

kommentare

Hinterlasse eine Antwort

Pfefferminzia Logo rgb
Suche
Close this search box.
Zuletzt hinzugefügt
Wie die Zukunft der bAV aussieht
Handelsblatt Jahrestagung bAV 2024

Wie die Zukunft der bAV aussieht

Vermittler müssen und wollen sich weiterbilden
AfW-Vermittlerbarometer: Nachhaltigkeit

Vermittler müssen und wollen sich weiterbilden

Zuletzt hinzugefügt
„Ich stelle eine echte Verbindung zu meinen Kunden her“
Interview-Reihe „Auf dem Weg zum Unternehmer“

„Ich stelle eine echte Verbindung zu meinen Kunden her“

„Mein Schweinehund ist einfach ein bisschen kleiner“
Interview-Reihe „Auf dem Weg zum Unternehmer“

„Mein Schweinehund ist einfach ein bisschen kleiner“

Skip to content