- Von Andreas Harms
- 17.01.2025 um 10:31
Bei der Abwicklung des slowakischen Versicherers Novis gibt es offenbar Probleme. Wie die Finanzaufsicht Bafin meldet, gibt es bis heute keinen offiziellen Liquidator. Das könne für die Versicherten teuer werden, warnt die europäische Aufsichtsbehörde Eiopa. Schließlich zahlen sie weiterhin Prämien an ein Unternehmen, das nicht zugelassen ist, für das die slowakische Aufsicht (Národná banka Slovenska, NBS) die Liquidation beantragt hat und das seitdem nur unter begrenzter Aufsicht der NBS steht.
Wegen dieser begrenzten Aufsicht gebe es keine zuverlässigen Informationen mehr darüber, wie Novis derzeit finanziell dasteht. Einschließlich der Frage, ob ausreichende finanzielle Vermögenswerte vorhanden sind oder ob Prämien so verwendet werden, wie es die Bedingungen der Versicherungsverträge vorsehen. Heißt frei übersetzt: Keiner weiß so richtig, wohin die Prämien fließen.
Genaugenommen geht es dabei um die Unternehmen Novis Insurance Company, Novis Versicherungsgesellschaft, Novis Compagnia di Assicurazioni und Novis Poisťovňa. Die NBS hatte Novis am 5. Juni 2023 die Erlaubnis zum Geschäftsbetrieb entzogen (auch in Deutschland) und vor Gericht den Start eines Liquidationsverfahrens beantragt. Novis ging dagegen vor und verlangte vor Gericht, dass die Entscheidung der NBS geprüft werde.
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Seitdem dürfe Novis nur noch bestehende Verträge fortführen, heißt es weiter. Es darf Prämien erheben, Forderungen durchsetzen und Verbindlichkeiten (also Schulden) bezahlen. Die Aufsicht sei dabei nur eingeschränkt, weil ja ein Liquidator kommen soll. Wann es den aber wirklich gibt, ist laut der Behörde unklar, unter anderem, weil das Gericht noch über den Entzug der Zulassung endgültig entscheiden muss.
Auch zu den Gründen für diese harten Maßnahmen äußert sich die Eiopa. Demnach widerrief die NBS die Zulassung aufgrund von „Mängeln bei den Tätigkeiten“. Sie stellte fest, dass Novis das Versicherungsgeschäft unvorsichtig betrieben habe, was die Interessen ihrer Versicherungsnehmer und die eigenen Finanzen gefährde. Unter anderem hatte Novis die Prämien der Kunden nicht in dem Umfang investiert, wie es in den Verträgen vorgesehen war.
Vermögen reicht eventuell nicht aus
Die slowakische Behörde hatte schon im Vorfeld versucht, über Sanktionen durchzugreifen. Aber ohne Erfolg.
Auch auf die weiteren Folgen für Versicherungsnehmer geht die Eiopa ein. Das Novis-Vermögen reiche möglicherweise nicht aus, um alle Forderungen zu bezahlen. Kunden laufen also Gefahr, nicht alle ihnen zustehenden Leistungen zu erhalten. Versicherungsnehmer mit Anlageprodukten bekommen also eventuell sogar weniger als die gezahlten Prämien und die aufgelaufenen Anlagerenditen zurück.
Bevor sie entscheiden, sollten Novis-Kunden ihre eigene Lage genau prüfen und die Vertragsbedingungen lesen, empfiehlt die Eiopa. Und sie sollten sich selbst klar darüber werden, wie es sich auswirkt, wenn sie noch weiter Beiträge zahlen.
Sie sollten prüfen, ob sie den Vertrag behalten oder kündigen wollen. Und vor allem, ob sie ihn überhaupt kündigen können und welchen Rückkaufswert sie dann erhalten würden. Das sollen sie mit der Möglichkeit vergleichen, weiterzuzahlen und auf das Liquidationsverfahren zu hoffen.
So weit, so nicht gerade hilfreich. Und am Ende steht der Rat: „Die Versicherungsnehmer sollten sich zum Beispiel bei einem Versicherungsvermittler, einem Rechtsanwalt oder einem Verbraucherverband fachlich beraten lassen.“
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