- Von Lorenz Klein
- 27.04.2022 um 14:24
Erstmals gab Carsten Maschmeyer der „Süddeutschen Zeitung“ (SZ) ein Interview, wie er eingangs anmerkte – und sogleich ging es für den heutigen Star-Investor und früheren Eigentümer des umstrittenen Finanzvertriebs AWD so richtig zur Sache: „Ist Geld verdienen geil?“, lautete eine von mehreren spitzen, mitunter schrägen, Fragen der SZ-Redakteure (das gesamte Interview ist hier abrufbar (Mittwochsausgabe, bezahlpflichtig).
„Sie haben viele Fans und Bewunderer, andere halten Sie für einen Ganoven. Stört Sie das?“, wollten die Reporter dann zum Beispiel wissen: „Nein, Sie hängen dem Thema AWD nach, nicht ich“, entgegnete der 62-Jährige betont gelassen. Menschen, die in ihren Vorurteilen gefangen seien, könne er nicht ändern, so Maschmeyer.
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Zugleich wehrte sich der Manager gegen den Vorwurf, dass er während seiner Zeit als AWD-Chef Leute angetrieben hätte, „mit Drückermethoden Geldanlagen zu verkaufen“, wie die SZ Kritiker zitierte, „und so Kleinanleger um ihre Ersparnisse gebracht zu haben“.
„Viele dieser Vorwürfe waren falsch und wurden vorrangig von einem Rufmörder geschürt, der jahrelang mich und mein damaliges Unternehmen denunziert hat“, entgegnete Maschmeyer – und meinte damit einen ehemaligen AWD-Mitarbeiter, der laut SZ ein Enthüllungsbuch über seine Zeit im Unternehmen verfasste. Doch das wollte Maschmeyer den Reportern so nicht durchgehen lassen: „Das war kein Enthüllungsbuch, sondern das späte Geständnis eines Rufmörders, der nachweislich Geld von der Konkurrenz dafür bekommen hat, gefälschte Dinge und Lügen in die Welt zu setzen.“
Zugleich ließ „einer der bekanntesten Investoren Deutschlands“ (SZ), durchblicken, dass es ihn durchaus störe, dass er in der Öffentlichkeit so stark polarisiere. Scheinbar sei er „eine ideale Projektionsfläche für drei Dinge“, wie Maschmeyer konstatierte. Erstens: „Es gibt Menschen, die halten Verkäufer und Vermittler per se für etwas Böses“, sagte der Manager, der heute an rund 120 Start-ups beteiligt ist. Doch „nur dank ihnen verkaufen deutsche Firmen überall auf der Welt ihre Produkte“. Und während Erfolg in den meisten Branchen finanziell honoriert und akzeptiert sei, hätten Menschen in Deutschland bei Verkäufern „leider immer noch ein schiefes Bild“ im Kopf. Dazu zog er einen Vergleich mit den USA heran, wo seine Maschmeyer Group über Büros in New York und San Francisco verfügt:
„Wenn einer eine Immobilie sucht und bei einem Makler landet, ist der Reflex: Ärgerlich, der kriegt Provision. Amerikaner sagen: Hey, der Makler kennt vielleicht zehn freie Häuser, die finanziell und von der Größe passen würden und die ich allein nicht finde.“
Zweitens sei er ein guter Netzwerker, fuhr der Manager fort, „was manche als mauschelnde Kumpanei missverstehen, während meine Gründer dankbar sind, dass ich ihnen Türen öffne“. Und das Dritte, woran sich manche Menschen bei ihm störten, sei „natürlich der Kapitalismus“. Es hieße dann: „Wenn einer Geld hat wie der Maschmeyer, dann ist das per se unfair. Aber gerade darüber freuen sich meine Startups, denn sie benötigen vor allem Kapital für die Weiterentwicklung Ihrer Erfindungen“, gab der Ex-Hannoveraner und heutige Wahl-Münchner zu bedenken.
Wie es Maschmeyer heute mit Schröder hält
Als die SZ dann wissen wollte, was eigentlich an der legendären „Hannover-Connection“ aus Spitzenpolitikern und Unternehmern dran sei, winkte Maschmeyer regelrecht ab: „Die gab es eigentlich so nie wirklich.“ Dass es „in einer überschaubaren Stadt“ auf einmal viele Spitzenpolitikerinnen und -politiker einer Generation gab (von der Leyen, Steinmeier, Schröder, Wulff, Gabriel, Rösler, wie Maschmeyer aufzählte) sei ein „einmaliger Zufall“ gewesen. „Wenn mal Events waren, stellten die Fotografen diese Leute“, zu denen Maschmeyer neben sich auch die bekannten Unternehmer Martin Kind und Dirk Rossmann zählte, zusammen „und nahmen noch Klaus Meine von den Scorpions dazu. So ist die Fabel mit der Connection entstanden“. Dabei seien sich Christian Wulff und Gerhard Schröder „stets aus dem Weg“ gegangen, wie der 62-Jährige hinzufügte.
Stichwort Gerhard Schröder: Ob der umstrittene Ex-Kanzler noch immer ein Freund von ihm sei, ließ Maschmeyer offen. „Ich spreche nicht mehr öffentlich über Freundschaften“, stellte er klar. Zugleich betonte er, dass er und Schröder, „was den brutalen russischen Kriegsangriff angeht, unterschiedliche Positionen“ hätten. Was er mit Schröder zu bereden habe, sage er ihm aber „unter vier Augen“.
Über eine Freundschaft sprach Maschmeyer dann aber doch – „aus Solidarität“, wie er hinzufügte: Wladimir und Vitali Klitschko. Er habe „große Sorge, sie nie wieder zu sehen“. Seit Beginn des Krieges spende er „beträchtliche Summen“ für Flüchtlinge aus der Ukraine. „Meine Frau und ich haben in Hoyerswerda ein Hotel mit 80 Zimmern gemietet. Es ist komplett belegt, meist mit Müttern mit Kindern, die rundum versorgt werden“, wie Maschmeyer schilderte.
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