- Von Juliana Demski
- 07.04.2020 um 16:43
Wie haben sich die Sorgen der Deutschen in Zeiten von Corona verändert? Das wollte die R+V Versicherung genauer wissen und hat Anfang April eine Umfrage durchgeführt.
„Wir müssen uns auf die Zeit nach Corona vorbereiten“
Bestandsverkäufer sollten sich nicht von Corona-Panik anstecken lassen
Sprunghaft gestiegen ist demnach vor allem die Angst vor einer Verschlechterung der Wirtschaftslage in Deutschland. Sie klettert um 23 Prozentpunkte auf 58 Prozent – und damit auf den höchsten Wert seit zehn Jahren, wie der Vergleich mit früheren Ergebnissen der R+V-Langzeitstudie „Die Ängste der Deutschen“ zeigt. Zuletzt hatte 2010 die Finanzmarktkrise die Angst vor einer Rezession in die Höhe getrieben.
Diese Sorgen seien begründet, findet Manfred Schmidt, Politikwissenschaftler an der Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg und seit vielen Jahren Berater des R+V-Infocenters: „Der Wirtschaftsabschwung, der in Deutschland 2020 zu erwarten ist, übertrifft höchstwahrscheinlich die Wirtschaftskrise von 2009. Damals schrumpfte die Wirtschaftsleistung in Deutschland um 5,6 Prozent. Diesmal könnte der Absturz tiefer gehen, wenn die Corona-Pandemie länger dauert“, wird Schmidt in einer Mitteilung des Versicherers zitiert.
Interessant ist: Frauen (61 Prozent) sehen die Wirtschaftslage skeptischer als Männer (54 Prozent). Und die jüngeren Befragten bis 30 Jahre (51 Prozent) sind etwas optimistischer gestimmt als die ältere Generation (59 Prozent).
Kaum Sorgen um den Job
Die Angst vor Arbeitslosigkeit bleibt bislang aber noch auf dem Vorjahresniveau: Etwa jeder vierte Bundesbürger (24 Prozent) bangt um den eigenen Job. Dabei zeigen sich die Jüngeren in dieser Hinsicht besorgter als die Älteren. Bei den Unter-30-Jährigen ist diese Angst mit 36 Prozent am stärksten ausgeprägt. Auch Frauen (28 Prozent) fürchten sich mehr vor dem Verlust ihres Arbeitsplatzes als Männer (21 Prozent).
„Der Wirtschaftsabschwung trifft einen größeren Teil des Arbeitsmarktes mit voller Wucht. Deutschland hat aber zwei starke ,Medikamente‘ zur Linderung der Schäden verabreicht“, so Schmidt. „Das Kurzarbeitergeld schützt mehrere Millionen Arbeitnehmer vor Entlassungen. Linderung verschafft zudem auch das Hilfspaket der Bundesregierung in Höhe von mehreren hundert Milliarden Euro für die Wirtschaft – ob für große, mittlere oder kleine Betriebe.“
Immerhin ein Teil der Beschäftigten in Deutschland sei zudem vor jeglichen Wirtschaftseinbrüchen sicher: „Die Mitarbeiter in den sogenannten systemrelevanten Berufen, wie im Gesundheitswesen und im staatlichen Sektor bei Bund, Ländern, Gemeinden und Sozialversicherungen“, wie Schmidt ausführt.
Krankheitsangst leicht gestiegen
Leicht gestiegen ist indes die Angst, schwer zu erkranken – um 6 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr auf 41 Prozent. Frauen zeigen sich hier erneut besorgter (46 Prozent) als Männer (36 Prozent). Laut Umfrage ist die Angst vor dem neuartigen Coronavirus aber in allen Altersgruppen gleich weit verbreitet. „Im Verlauf unserer Studie waren die jüngeren Befragten bis zum Alter von 30 Jahren bei dieser Frage bisher deutlich sorgloser als die Generation ihrer Eltern und Großeltern. Offensichtlich haben viele jüngere Menschen erkannt, dass Covid-19 nicht nur Ältere treffen kann“, sagt Brigitte Römstedt, Leiterin des R+V-Infocenters.
So steht es um das Vertrauen in die Politik
Fast die Hälfte der Befragten gab weiter an, eine Überforderung der Politiker zu befürchten. Das klingt vordergründig nach einem geringen Maß an Vertrauen. Aber: „Das ist wie im vergangenen Jahr eine der besten Bewertungen für die Arbeit der Politiker in den vergangenen 20 Jahren“, klärt Römstedt auf. „Während der Finanzmarktkrise und zuletzt in der Flüchtlingskrise bezweifelten mehr als 60 Prozent der Bürger, dass die Politiker die Lage in den Griff bekommen. Unter 40 Prozent lagen diese Werte im Verlauf der Umfrage bisher noch nie.“
0 Kommentare
- anmelden
- registrieren
kommentieren