- Von Joachim Haid
- 12.08.2020 um 09:10
Pfefferminzia: Herr Roß, die Zurich bringt den Well-Being Ansatz nach Deutschland. Was genau verstehen Sie darunter?
Jan Roß: Zurich ist einer der großen Maklerversicherer, kann auf eine über 140-jährige Geschichte zurückblicken und ist als Unternehmen weltweit in der Lage und in der Verantwortung, etwas zu bewegen. Schon immer haben wir Menschen, Unternehmen und Gemeinschaften dabei unterstützt, Notlagen zu überwinden, neue Herausforderungen zu meistern und das zu schützen, was wichtig ist. Vor diesem Hintergrund ist uns kundenorientiertes Handeln und insbesondere das ganz persönliche Wohlbefinden unserer Kunden wichtig. Dabei verstehen wir unter Wohlbefinden nicht nur die traditionelle Definition von Gesundheit, sondern auch verschiedene und miteinander verbundene Dimensionen des körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens. Grundsätzlich streben wir an, unsere Kunden enger und serviceorientierter in ihren Lebenswelten zu begleiten.
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Sie wollen dabei zunächst mit dem Bereich Psyche beginnen. Weshalb?
Schon heute sind rund 30 Prozent der BU-Leistungsfälle auf psychische Erkrankungen zurückzuführen. An uns alle werden zunehmend höhere berufliche Anforderungen gestellt. Digitalisierung, kognitive und interaktive Arbeit bestimmen zunehmend unseren Arbeitsalltag. Dies wird nach Überzeugung von Experten dazu führen, dass in den nächsten Jahren unsere Arbeitskraft, unsere mentale und körperliche Gesundheit immer stärker herausgefordert wird. Vor diesem Hintergrund sowie der aktuellen gesellschaftlichen Situation rund um die Corona-Krise haben wir uns die Frage gestellt, wie wir als Zurich unseren Kunden frühzeitig dabei helfen können, ihre mentale Gesundheit und Arbeitskraft zu schützen. Und das eben nicht nur finanziell nach einem Ereignis, sondern optimalerweise schon als präventive Maßnahme.
Was haben Sie bisher unternommen und welche sind die nächsten Schritte?
Wir testen gerade durch unser Innovation Lab, wie wir gemeinsam mit unseren Vertriebspartnern unsere Kunden wertschätzend und vertrauensvoll auf ein solch sensibles Thema am besten ansprechen können. Die Stigmatisierung des Themas Psychische Erkrankung ist immer noch sehr hoch. Viele befürchten durchaus, dass der von uns eigentlich gut gemeinte Service nur dazu dient, später möglicherweise entstehende Leistungsansprüche zu verweigern. Hier müssen wir sehr vertrauensvoll kommunizieren und agieren. Für die Erbringung der eigentlichen gesundheitlichen Serviceleistung suchen wir nach Unternehmen, die mit smarten digitalen Lösungen, unsere Kunden dabei unterstützen, ihren mentalen Gesundheitszustand selbst besser zu verstehen und zu verbessern oder die, wenn nötig, auch eine weitergehende Untersuchung empfehlen.
Die Stimmungstracking-App Moodpath zum Beispiel hilft Kunden dabei, ihre mentale Gesundheit über ein Stimmungstagebuch in einer strukturierten Art und Weise zu verfolgen. Die Nutzung ist völlig anonym, ohne Namen und Email, steht rund um die Uhr zur Verfügung und ist wissenschaftlich geprüft. Achtsamkeitsübungen, geführte Meditationen und Schlafhilfen unterstützen dabei, die Stimmung zu verbessern. Außerdem gibt es regelmäßig Berichte zur psychischen Gesundheit des Kunden, die seine Symptome detailliert beschreiben.
Wieso halten Sie den präventiven Ansatz für so wichtig?
Zurich hat sehr große Erfahrungen damit, im Bereich Berufsunfähigkeit für den Kunden als Leistungserbringer nicht nur in finanzieller Hinsicht da zu sein: Wiedereingliederung, Rückkehr in den Beruf, Umschulungen, Rehabilitationen wurden von unseren Experten schon sehr häufig begleitet. Noch besser wäre es, solche Leistungen so frühzeitig zur Verfügung zu stellen, dass es gar nicht erst zur Berufsunfähigkeit kommt. Wir wollen eben nicht erst dann für unsere Kunden da sein, wenn ein negatives Ereignis eingetreten ist und wir quasi „nur noch“ mit Geld helfen können. Wir wollen versuchen, uns als Lebensbegleiter zu positionieren um schon vorbeugend Gesundheit und Arbeitskraft unserer Kunden zu schützen. Nach Aussage von Experten können gerade im Bereich der Psyche durch frühzeitiges Erkennen schwerwiegendere Erkrankungen vermieden oder ambulant, ohne Verlust der Arbeitskraft, erfolgreich behandelt werden.
Für wie wichtig halten Sie die Integration von Vermittlern bei Ihren Aktivitäten? Wie planen Sie diese einzubinden?
Vermittler sind schon lange nicht mehr nur abschlussorientierte Vertriebspartner, sondern häufig bereits heute die Lebensbegleiter ihrer Kunden. Daher versteht es sich für uns von selbst, dass wir Aktivitäten, die wir dem Kunden zur Verfügung stellen, gemeinsam mit unseren Vertriebspartnern entwickeln. Makler kennen in der Regel ihre Kunden sehr gut und sind daher für uns im Vorfeld der Erarbeitung neuer Produkt– und/oder Service-Ideen wertvolle Feedbackgeber – so handhaben wir das ja auch mit dem Thema Maklerimpuls. Gemeinsam können neue Produkt- und Service-Ideen entwickelt werden. So entstehen Differenzierungsmerkmale. Gleichzeitig binden wir aber ebenso die Kunden direkt durch aktives Feedback mit ein.
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