- Von Lorenz Klein
- 26.01.2023 um 15:23
Die Riester-Rente ist tot, es lebe die Bürgerrente! Das hat GDV-Präsident Norbert Rollinger so natürlich nicht gesagt. Doch spätestens auf der Jahresmedienkonferenz des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) am Donnerstag wurde eines offenkundig: „Die Riester-Rente ist faktisch am Ende.“ Auch das ist freilich kein Zitat aus dem Munde Rollingers – gesagt hat das der Finanz-Professor und Riester-Kritiker Hartmut Walz. Sowohl Verbraucher als auch Versicherer kehrten dem Produkt den Rücken zu, konstatierte Walz gestern gegenüber dem „Manager Magazin“.
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Und Walz behielt Recht. „Im Vergleich zur Riester-Rente ist die Bürgerrente einfacher, verständlicher, nachhaltiger und renditestärker“, verpasste Rollinger der Riester-Rente gleich vier verbale Todesstöße, als er das neue GDV-Konzept zur Altersvorsorge in Berlin vorstellte. Da half es auch nichts, dass der Verbandspräsident zugleich versicherte, dass man im GDV immer noch der Meinung sei, dass die Riester-Rente reformierbar sei. Die Bürgerrente sei als „Angebot für einen Neustart“ zu verstehen.
Für die Versicherungswirtschaft soll es der sehnlichst erwartete Befreiungsschlag sein. Das Konzept ist pünktlich zum Start der „Fokusgruppe private Altersvorsorge“ fertig geworden und soll nun in dem vom Bundesfinanzministerium eingesetzten Expertengremium (wir berichteten) für Furore sorgen.
Die Versicherer müssen liefern
Für die Branche ist es die letzte Chance, um im Spiel zu bleiben, wenn die politischen Weichen für die Zukunft der privaten, vom Staat bezuschussten, Altersvorsorge in Deutschland gestellt werden. Was dem Verband Hoffnung machen dürfte, ist der Blick zurück: Bei der Riester-Rente hatte es doch schon einmal geklappt, warum nicht auch dieses Mal?
Klar ist: Die Versicherer müssen liefern, halbgare Ideen funktionieren nicht – zu groß sitzt bei nicht wenigen Politikern die Enttäuschung über die Riester-Rente, die – auch das gehört zur Wahrheit – mit viel zu hohen Erwartungen überfrachtet wurde.
Worum geht es im GDV-Konzept also? Im Kern sieht der Vorschlag vor, dass auf jeden in die Bürgerrente eingezahlten Euro zusätzlich eine staatliche Förderung von 50 Cent kommt. Die förderfähigen Beiträge sollen auf 4 Prozent der Beitragsbemessungsgrenze der gesetzlichen Rentenversicherung begrenzt werden. Zudem soll das Altersvorsorgeprodukt in hohem Maße standardisiert sein und auch digital vertrieben werden können – „um den Beratungsaufwand gering zu halten“, wie Rollinger betonte. Ein Punkt, den Vermittlerverbände bereits im Vorfeld heftig kritisiert hatten (wir berichteten).
Wie aber soll eine gegenüber Riester höhere Rendite erreicht werden? Einfache und kurze Antwort: Indem das Garantieniveau abgesenkt wird. Dadurch nämlich könnten die Beiträge gewinnbringender am Kapitalmarkt angelegt werden, wie der GDV findet – zumal vor allem nach nachhaltigen Kriterien. Und last but not least: Um die Bürgerrente auf ein breites Fundament zu stellen, sollen auch Selbstständige, Beamte und Arbeitslose einbezogen werden.
„Für eine private Rente, die die Menschen noch besser erreicht“ – mehr Reichweite als Riester?
„Nach über zwei Jahrzehnten ohne grundlegende Änderungen braucht die private Altersvorsorge einen Neuanfang“, warb Rollinger für den Vorschlag der Branche. Die Riester-Rente sei hingegen zu komplex und bürokratisch, um eine weitere Verbreitung geförderter Vorsorgeprodukte zu ermöglichen.
„Wir Versicherer bringen daher unserer Idee einer Bürgerrente in die nun begonnene Diskussion ein. Für eine private Rente, die die Menschen noch besser erreicht“, so Rollinger.
Das ist eine bemerkenswerte Aussage, wo doch die Riester-Rente bis heute rund 16 Millionen Bundesbürger erreicht hat. Diese Reichweite dürfte für eine mögliche Bürgerrente schwerlich zu toppen sein – und sei das neue Produkt auch noch so ausgeklügelt.
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