- Von Lorenz Klein
- 07.12.2020 um 11:53
Führende Vertreter der Krankenkassen hatten zuletzt vor einer Verdopplung des Zusatzbeitrages in der gesetzlichen Krankenversicherung gewarnt (wir berichteten). Knapp der Hälfte der gesetzlich Krankenversicherte in Deutschland (47 Prozent) bereitet diese Entwicklung große oder sehr große Sorge. Das ergab eine repräsentative Umfrage, die Ende November im Auftrag des Vergleichsportals Verivox durchgeführt wurde. Interessant dabei: 63 Prozent (70 Prozent der Frauen und 56 Prozent der Männer) kennen laut der Umfrage den Zusatzbeitrag ihrer Krankenkasse nicht.
AOK warnt vor Verdoppelung der GKV-Zusatzbeiträge
Diese Krankenkassen überzeugen 2020
GKV-Beiträge könnten bald drastisch steigen
Aktuell liegt der durchschnittliche Zusatzbeitrag bei 1,1 Prozent, der je zur Hälfte von Arbeitnehmer und Arbeitgeber bezahlt wird. Der Schätzerkreis für die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) geht für das kommende Jahr allerdings von einer Steigerung auf zunächst 1,3 Prozent aus. Fünf Krankenkassen hätten bereits im Lauf des Jahres ihren Zusatzbeitrag erhöht, wie Verivox am Montag mitteilte – im Schnitt um 0,4 Prozentpunkte.
So viel Ersparnis ist drin
Ein Anstieg um 0,2 Prozentpunkte sorge dafür, so Verivox, dass der Arbeitnehmeranteil bei einem Einkommen von 47.928 Euro (Bundesdurchschnitt ohne Sonderzahlungen für Vollzeitstellen laut Statistischem Bundesamt) im Jahr um 48 Euro steige. Bei 0,4 Prozent seien es schon 96 Euro.
Und viele Befragte sind nicht gewillt, diese Mehrkosten zu tragen: „Für eine Ersparnis bis 100 Euro pro Jahr könnten sich 29 Prozent der Umfrageteilnehmer vorstellen, ihre Krankenkasse zu wechseln“, teilen die Experten von Verivox mit.
Der günstigste überregionale Anbieter verlangt demnach aktuell 0,39 Prozent Zusatzbeitrag. Wer von einer Krankenkasse mit durchschnittlichem Zusatzbeitrag hierher wechsele, spare 170 Euro. Bei einer Ersparnis bis 200 Euro pro Jahr komme für insgesamt 61 Prozent der Befragten ein Wechsel der Krankenkasse in Frage. 26 Prozent schließen einen Wechsel aufgrund der Beitragshöhe generell aus.
Dabei gilt: „170 Euro weniger Beitrag bedeuten dabei nicht automatisch 170 Euro mehr Nettoeinkommen“, so der Hinweis des Portals. „Da Krankenversicherungsbeiträge komplett steuerlich absetzbar sind, liegt die Nettoersparnis niedriger.“
Laut einer Analyse des Verivox-Mitbewerbers Check24 kann ein gesetzlich Versicherter mit einem Jahreseinkommen von 56.250 Euro (Beitragsbemessungsgrenze 2020) in der Spitze sogar bis zu 509 Euro im Jahr durch einen Krankenkassenwechsel sparen. Für einen Arbeitnehmer mit einem Jahreseinkommen von 30.000 Euro beträgt das Sparpotenzial demnach bis zu 272 Euro.
Solch ein maximales Einspar-Potenzial lässt sich laut Check24 in Bayern, Hessen und Niedersachsen am ehesten erreichen. Denn in diesen Bundesländern verlangt die günstigste Kasse 0,39 Prozent Zusatzbeitrag, während bei der teuersten 2,20 Prozent fällig werden.
Kassenwechsel ab 2021 einfacher
Wer sich mit dem Gedanken trägt, seinen Anbieter zu wechseln, darf sich ab dem kommenden Jahr auf weniger Bürokratie freuen: „Die Kündigung des alten Anbieters übernimmt ab Januar die neue Krankenkasse automatisch. Eine verbraucherfreundliche Regelung, wie sie beim Wechsel des Stromanbieters schon lange funktioniert“, kommentiert Vervox-Geschäftsführer Wolfgang Schütz, Geschäftsführer.
Außerdem sind Versicherte künftig nur noch 12 statt 18 Monate an eine neue Krankenkasse gebunden (wir berichteten). Erhöht eine Krankenkasse ihren Zusatzbeitrag, haben gesetzlich Versicherte ein Sonderkündigungsrecht und können mit Ablauf von zwei Kalendermonaten wechseln.
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