Der Wartebereich der Urologie des Uniklinikums Frankfurt: Prostatakrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Männern. © picture alliance/dpa | Andreas Arnold
  • Von Juliana Demski
  • 01.04.2022 um 17:53
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lesedauer Lesedauer: ca. 01:25 Min

Eine Studie in Italien hatte einen Rückgang an Krebsdiagnosen um 40 Prozent ermittelt – klingt erst einmal nach einer guten Nachricht. Doch sie entspricht nicht der Wahrheit. In der Realität nahmen wegen der Corona-Pandemie weniger Menschen Krebsvorsorgeuntersuchungen in Anspruch – entsprechend stieg die Dunkelziffer.

Es ist eine weitere Ergänzung auf der Liste der gesundheitlichen Folgen durch die Corona-Pandemie: Krebs. Zwar deutete kürzlich eine Studie aus Italien darauf hin, dass die Zahl der Krebsdiagnosen zuletzt um 39 Prozent gesunken war – doch damit lagen die Autoren falsch.

Aber von vorn: Die Untersuchung betrachtete das Jahr 2020. Besonders stark war demnach der Rückgang bei Prostatakrebs (minus 75 Prozent), Blasenkrebs (minus 66 Prozent) und Kolonkarzinom (minus 62 Prozent). Daten aus den USA bestätigten diesen Trend.

Die Initiative „Pharma Fakten“, in der 16 Unternehmen aus der Arzneimittelbranche organisiert sind, widerlegten diese Zahlen nun jedoch. „Der Rückgang an Krebsdiagnosen ist in Wahrheit gar keiner“, schreibt sie. Der Rückgang sei dadurch zustande gekommen, dass viele Menschen während der Pandemie den Arztbesuch oder routinemäßige Vorsorgeuntersuchungen aufgeschoben hätten – aus Angst vor einer Ansteckung mit Covid-19. Damit steige die Dunkelziffer, so die Initiative.

Laut der Krankenkasse Barmer lag die Zahl der Eingriffe bei neun häufigen Krebserkrankungen auch in Deutschland von April  bis Juni 2021 ganze 16,7 Prozent unter denen der Vergleichszeiträume der Jahre 2017 bis 2019. In der ersten Corona-Welle dürften „etwa 2.600 Krebserkrankungen unentdeckt geblieben sein, darunter fast 1.600 Brustkrebsfälle“, zitiert Pharma Fakten den Krankenversicherer.

„Zahlen sind alarmierend“

Karl Mattusek, Leiter der Onkologie beim forschenden Pharmaunternehmen Astrazeneca, kommentiert: „Die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf die Krebsversorgung lassen sich noch gar nicht genau abschätzen.“ Aber die Zahlen seien alarmierend, so der Experte. „Wenn wir sehen, dass weltweit die Krebsdiagnosen um bis zu 40 Prozent zurückgegangen sind, wenn wir sehen, dass die Zahl der Krebsoperationen auch in Deutschland stark abgenommen hat und Menschen aus Sorge um ihre Gesundheit Vorsorgeuntersuchungen verschieben, dann zeigt uns das: Der lange Schatten der Pandemie wird sich voraussichtlich auch in einem Anstieg vermeidbarer Krebstodesfälle manifestieren.“

Hier müsse ein Umdenken stattfinden, so Matussek weiter: „Beschwerden sollten unbedingt frühzeitig abgeklärt werden, damit sich dies nicht nur positiv auf die Behandlungsmöglichkeiten auswirkt, sondern auch auf die Heilungschancen.“

Daher gelte: Früherkennungsuntersuchungen und Behandlungen nicht verschieben, eventuell verpasste Untersuchungen schnell nachholen und sich bei Beschwerden sofort einen Termin geben lassen. Denn Abwarten sei bei Krebs keine gute Strategie. „Tumore machen keine Pause, bloß weil Pandemie ist“, schreibt Pharma Fakten abschließend.

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Juliana Demski

Juliana Demski gehörte dem Pfeffi-Team seit 2016 an. Sie war Redakteurin und Social-Media-Managerin bei Pfefferminzia. Das Unternehmen hat sie im Januar 2024 verlassen.

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