- Von Juliana Demski
- 31.01.2022 um 16:06
Rund die Hälfte der Deutschen sieht die Impfung als einzigen Weg aus der Pandemie an. Das geht aus einer aktuellen Umfrage des R+V Infocenters hervor. So glauben 55 Prozent der Befragten, dass es immer neue Corona-Wellen gibt, bis alle geimpft sind. Schon bei der Zwischenumfrage vor einem Jahr fürchteten fast 60 Prozent, dass es ohne Impfungen immer wieder Lockdowns geben wird.
„Die Einschätzung, dass nur die Impfung weitere Corona-Wellen verhindern kann, ist sehr realistisch“, kommentiert Manfred Schmidt, Politikwissenschaftler an der Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg und Begleiter der R+V-Studie, die Ergebnisse. „Angesichts des Infektionsgeschehens in den vergangenen Monaten wäre ein anderes Urteil ziemlich blauäugig.“
Anti-Corona-Politik entzweit Bevölkerung
Ungeimpfte sollen für ihre Corona-Behandlung draufzahlen
Aber auch das Infektionsrisiko löst Ängste aus: So befürchten 43 Prozent aller Befragten, dass das Corona-Virus früher oder später sie selbst, ihre Familie oder Freunde treffen wird. Bei der Standardumfrage im Sommer waren es noch 35 Prozent. „Wenn die Fallzahlen auf Rekordwerte klettern, wachsen auch die Ängste vor einer Infektion”, hebt Grischa Brower-Rabinowitsch, Leiter interne und externe Kommunikation bei der R+V, hervor. „Im Winter ist diese Sorge deutlich ausgeprägter als im Sommer.“ In Zahlen: Bei der Zwischenumfrage vor einem Jahr, als der Impfstoff noch sehr neu war, hatte fast jeder Zweite (48 Prozent) Angst vor der Ansteckung. „Mich beunruhigt diese Entwicklung“, ergänzt Manfred Schmidt. „Ich vermute, dass hinter den geringeren Zahlen in der aktuellen Umfrage eine gewisse Sorglosigkeit angesichts der höheren Impfquote steckt.“
Ein weiteres Ergebnis der Studie: Knapp die Hälfte der Befragten (49 Prozent) befürchtet, dass die Politiker von ihren Aufgaben überfordert sind – das sind 8 Prozentpunkte mehr als bei der regulären Umfrage im Juli 2021. „Hier zeigt sich wieder einmal: Die Bürger sind unzufrieden mit der Arbeit ihrer Politiker“, so Schmidt. „Ungeachtet aller Kritik sieht die große Mehrheit der Bevölkerung die Politik der Corona-Bekämpfung als erforderlich an. Die Demonstrationen sind Bekundungen von Minderheiten.“
Wirtschaftsoptimismus nimmt wieder zu
Immerhin: Vor einem Einbruch der deutschen Wirtschaft fürchten sich mit 38 Prozent deutlich weniger Menschen als noch vor einem Jahr (minus 21 Prozentpunkte). „In Deutschland herrscht Wirtschaftsoptimismus“, so Schmidt. „Dieser nährt sich aus der Überzeugung, dass die pandemiebedingte Schrumpfung der Wirtschaft vorüber ist und 2022 die Zeichen auf Wachstum stehen.“
Geschürt werde der Wirtschaftsoptimismus auch durch eine insgesamt positive Arbeitsmarktbilanz, so der Politikwissenschaftler. „Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten war im dritten Quartal 2021 mit 34,37 Millionen höher als je zuvor. Die Arbeitslosenquote ist schon fast wieder auf dem niedrigen Niveau wie von vor Beginn der Pandemie“, erklärt Schmidt. Für ihn deshalb kaum überraschend: Nur knapp jeder fünfte Befragte (19 Prozent) fürchtet, dass er seinen Job verliert. Damit ist dies ist die geringste Angst der Studie.
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