- Von Joachim Haid
- 19.02.2020 um 16:26
Milch gehört noch gar nicht so lange zur menschlichen Ernährung dazu. Zumindest für die Kuhmilch gilt das. Schafs- und Ziegenmilch haben unsere Vorfahren schon vor vielen tausend Jahren getrunken. Vermutlich begann dies, als die Menschen vor rund 12.000 Jahren in einigen Regionen der Welt sesshaft wurden, die Landwirtschaft und die Viehzucht entwickelten. In Europa etablierte sich das alles viel später. Erst im Mittelalter wurde Kuhmilch hier relevant. So gesehen ist Kuhmilch für unseren Körper noch ein relativ neues und ungewohntes Nahrungsmittel. Kommen daher vielleicht die Verdauungsprobleme bis hin zu Allergien, mit denen manche Menschen auf Kuhmilch reagieren?
Laktoseintoleranz
Betrachten wir zunächst einmal den Klassiker der Milchunverträglichkeiten – die Laktoseintoleranz. Milch enthält Milchzucker, die Laktose. Damit wir diesen Zucker aufspalten können, benötigen wir das Enzym Laktase. Kinder verfügen weltweit über dieses Enzym, da auch die Muttermilch Laktose enthält und sonst nicht vom Säugling verdaut werden könnte. Je älter wir werden, desto mehr kann der Spiegel dieses Enzyms im Körper zurückgehen. Damit wird die Milch für einen erwachsenen Menschen nicht gleich giftig. Er kann lediglich den Milchzucker immer schlechter aufspalten.
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Über diesen freuen sich dann bestimmte Darmbakterien, die sich für die Fütterung mit reichlich Darmwinden bedanken. Die Folgen sind Magengrummeln und Blähungen. In Deutschland sind etwa 15 Prozent der Erwachsenen davon betroffen, während die meisten anderen bis ins höhere Alter Milch zumindest in bestimmten Mengen sehr gut vertragen. Je nördlicher wir nach Europa kommen und je länger die Vorfahren eines Nordeuropäers dort gelebt haben, desto besser wird Kuhmilch vertragen.
In einigen Regionen der Welt kommen jedoch Erwachsene ganzer Volksgruppen damit nicht gut zurecht. Beispielsweise in Asien, bis auf die Mongolen. Das hatte übrigens auch geschichtliche Relevanz. Die Mongolen konnten nur deshalb so weit bis nach Europa vordringen, da sie nicht auf Nahrungsnachschub aus dem Hinterland angewiesen waren. Sie hatten ihre Nahrung mit dabei. Das Fleisch ihrer Pferde und die Milch der Stuten, auf denen sie ritten. An der Laktoseintoleranz kann es also zumindest im nördlichen Europa nicht liegen, das Milch so viel Kritik erfährt.
Calcium für die Knochen?
Das wichtigste Pro-Argument der Milchwirtschaft für den regelmäßigen Konsum des weißen Eutersafts ist, dass hier reichlich Calcium enthalten sei. Das ist schließlich wichtig für unsere Knochen und bietet damit einen guten Schutz vor Osteoporose. Vollmilch liefert etwa 120 Milligramm Calcium pro 100 Milliliter. Das ist zwar relativ viel, jedoch haben Kichererbsen mit rund 124 Milligramm mehr zu bieten. Auch Gemüse wie Brokkoli (108 Milligramm) und Spinat (121 Milligramm) müssen sich hier nicht verstecken. Wobei die Bioverfügbarkeit bei Spinat und einigen anderen Gemüsen, mit hohen Oxalsäureanteil, eher schlecht ist. Anders bei den Kohlarten. Den Calcium-Turbo schaltet der heimische Grünkohl ein. Er liefert satte 196 Milligramm Calcium pro 100 Gramm. Wann haben Sie das letzte Mal in der Werbung gehört „Der Grünkohl macht‘s“? Verdient hätte er es.
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