- Von Joachim Haid
- 19.02.2020 um 16:26
In seinem Buch „Heilen mit der Kraft der Natur“ schreibt Professor Andreas Michalsen sogar, dass Milch unterm Strich eine negative Calcium-Bilanz habe. Der Grund dafür sei, dass die Säure, die bei der Verstoffwechselung von Milch im Körper entstehe, mehr körperliches Puffer-Calcium zum Ausgleich verbrauche, als die Milch liefere. Milch böte damit keinen Osteoporose-Schutz, sondern würde bei erhöhtem Konsum das menschliche Säure-Puffer-System negativ belasten. Um den Säure-Basen-Haushalt wieder herstellen zu können, greife der Körper zur Not auf seine größten Calciumspeicher zurück. Und der befindet sich eben genau in den Knochen, die das Calcium der Milch eigentlich schützen soll. Milch als Calciumquelle kann also nicht das Hauptargument für hohen Milchkonsum sein.
Ohne Vitamin D schadet viel Calcium sogar
Hinzu kommt, dass Calcium nur dann gut in die Knochen eingebaut werden kann, wenn wir unter anderem mit ausreichend Vitamin D und K2 versorgt sind. Gerade in den Monaten Oktober bis mindestens April ist die Vitamin-D-Versorgung in Europa bei vielen Menschen zu niedrig, sofern nicht supplementiert wird.
Wer Anti-Koagulanzen, sogenannte Blutverdünner, nimmt, kann mit der Zeit an einem Vitamin-K-Mangel leiden. Denn Vitamin-K-Antagonisten, wie beispielsweise Warfarin, setzen genau hier an: Sie verringern den Vitamin-K-Status, da dieses Vitamin auch an der Blutgerinnung beteiligt ist. Ist der Calcium-Spiegel hoch, die Vitamin-K-Versorgung (speziell K2) jedoch zu gering, kommt das Calcium nicht in die Knochen, sondern erhöht den Blutspiegel. Liegen weitere Risikofaktoren vor, kann dies eine mögliche Atherosklerose verstärken.
Milch als Eiweißquelle?
Weiterhin liefert Milch wertvolles Eiweiß. Gerade dieses Eiweiß kann jedoch zu Problemen führen, die man nicht unbedingt gleich dem Milchgenuss zuordnen wird. Das primär in der Milch vorkommende Eiweiß ist Casein. Hier ist zu unterscheiden zwischen Alpha-1- und Alpha-2-Casein. Alpha 1 kommt primär in der Milch der buntgefleckten Kühe Holsteiner Art vor. Das ist die Kuh, die gerade in der Massentierhaltung häufig anzutreffen ist.
Alpha 2 findet sich in der Milch der bräunlichen Jersey-Kuh und auch bei Schafen und Ziegen. Die braune Kuh sieht man häufig in südlicheren Ländern wie Italien und in den Bergen, da sie mit dem geringeren Sauerstoffanteil der Höhenluft besser zurechtkommt. Gut für alle, die Parmesankäse mögen. Der wird aus der Milch der braunen Kühe hergestellt. Alpha-1-Casein wird im Körper in Beta-Casomorphin umgewandelt. Dies hat eine morphinähnliche Wirkung.
Liegt ein Leaky Gut vor, können unverdaute Milcheiweiße in die Blutbahn geraten und dort das Immunsystem aktivieren. Dieses erkennt nun die fremden Eiweiße und bildet Antikörper. Problematisch wird es, wenn die Eiweiße, gegen die Antikörper gebildet wurden, eine ähnliche Struktur wie körpereigenes Gewebe haben. Beispielsweise jenes der Schilddrüse. Die Antikörper erkennen eine Ähnlichkeit, was dazu führen kann, dass das eigene Gewebe vom Immunsystem angegriffen wird. Eine Autoimmunerkrankung hat sich nun manifestiert. Dies wird beispielsweise bei der Hashimoto Thyreoiditis in Zusammenhang gebracht.
Allergie oder Unverträglichkeit?
Bei der Milch ist zu unterscheiden zwischen der Laktoseintoleranz, also der eingangs beschriebenen Unverträglichkeit gegenüber dem Milchzucker, und der echten allergischen Reaktion gegen Milchweiß. Diese ist IgE vermittelt. Davon zu unterscheiden ist wiederum die IgG vermittelte Unverträglichkeit gegenüber dem Milchweiß. Während bei IgE die Symptome praktisch unmittelbar auftreten, können sie bei der Unverträglichkeit (IgG) erst Stunden, oder Tage später auftreten. Oftmals stellt man selbst dann keinen Bezug zum Milchkonsum mehr her.
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