Kommt nach den Sommerferien eine zweite Corona-Welle auf uns zu? © picture alliance/dpa | Stefan Sauer
  • Von Joachim Haid
  • 19.08.2020 um 09:20
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Seit einigen Tagen steigt wieder die Zahl der positiv auf Corona getesteten Personen in Deutschland. Medien berichten deshalb regelmäßig von einer zweiten Welle. Wie sind die Zahlen zu interpretieren?

Wie passt das also alles zusammen? Haben wir nun eine beginnende zweite Welle, oder ist alles nur Panikmache, wie einige Kritiker argumentieren? Selbst die Bundesärztekammer warnt derzeit vor Panikmache. Ist am Ende alles eine Frage der Interpretation der Testergebnisse?

Sensitivität, Spezifität und Testdurchführung

Diese Fragen genauer zu klären, ist von großer Bedeutung. Nicht nur für Personen, die positiv getestet werden. Denn diese müssen anschließend für 14 Tage in häusliche Quarantäne und je nach Bundesland ihre näheren Angehörigen ebenfalls. Auch ist die Klärung der zunächst widersprüchlich erscheinenden Fakten wichtig, um die aktuelle Risikolage in Deutschland möglichst gut einschätzen zu können. Schließlich hängt davon eine mögliche erneute Verschärfung von Maßnahmen ab, die zu einer erheblichen Belastung der Wirtschaft führen können und letzten Endes auch Arbeitsplätze gefährden. Aber auch ganz unabhängig von wirtschaftlichen Interessen: Wer hat schon Lust in ständiger Angst vor einer auf ihn zurollenden zweiten Welle zu leben?

Ein genauer Blick auf die Qualität der PCR-Abstrichtests ist entscheidend, um die aktuelle Situation etwas besser nachvollziehen zu können. Weltweit kommen unterschiedliche Tests verschiedener Hersteller zum Einsatz. Selbst in Deutschland werden verschiedene Tests verwendet. Hinzu kommt, dass die Tests teilweise auch unterschiedlich durchgeführt werden. Wird an einer Stelle ein Rachen-Nasen-Abstrich gemacht, wird an anderer Stelle lediglich ein Rachenabstrich durchgeführt. Und selbst bei diesen gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Der eine nimmt diesen weiter oben, der andere weiter unten im Rachen.

Allein die Testdurchführung kann also Einfluss darauf haben, ob eine Person positiv oder falsch negativ getestet wird. Die Tests müssen nicht nur korrekt durchgeführt werden. Sie sollten auch möglichst zeitnah das auswertende Labor erreichen. Auch dabei können Fehler passieren. Die unterschiedlichen Durchführungen werden aber eher weniger Einfluss auf die aktuelle Entwicklung haben. Denn diese verschiedenen Vorgehensweisen gab es auch in den Monaten zuvor. Viel entscheidender ist die Betrachtung zweier Fachbergriffe, welche die Qualität solcher Tests beschreiben: die Sensitivität und die Spezifität.

Sensitivität gibt an, bei welchem Prozentsatz infizierter Patienten die Infektion durch die Anwendung eines Tests tatsächlich erkannt wird. Die Spezifität hingegen gibt die Wahrscheinlichkeit an, dass Gesunde, die nicht infiziert sind, im Test auch als negativ erkannt werden. Zusammen ergeben diese Informationen die Aussage, wie sicher ein Test ist.

Nun erreicht jedoch praktisch kein Test Werte von 100 Prozent bei der Sensitivität und der Spezifität. Hohe Werte im Bereich von deutlich über 90 Prozent hören sich zunächst sehr gut an . Jeder Prozentwert unter 100 kann jedoch eine deutliche Zahl falsch negativ oder falsch positiv getesteter Personen bedeuten. Je höher die Zahl der durchgeführten Tests ist, desto höher wird auch die absolute Zahl falsch getesteter Personen. Ein Test mit einer Spezifität von beispielsweise 95 Prozent, ergibt bei 5 von 100 getesteten Gesunden ein falsch-positives Ergebnis.

Bezüglich der Spezifität der in Deutschland verwendeten Tests sind aber keine konkreten Angaben zu finden. Das RKI selbst schreibt beispielsweise lediglich, dass „…inzwischen eine Reihe von kommerziellen Testsystemen mit hoher Spezifität zur Verfügung…“ stehen. Nur wie hoch genau ist hoch? Das oben genannte Beispiel verdeutlicht, dass es einen großen Unterschied macht, ob es 95 Prozent oder 97 Prozent sind. Weiter ist auf dieser Seite des RKI zu lesen:

„Bei niedriger Prävalenz und niederschwelliger Testindikation (einschließlich der Testung asymptomatischer Personen) werden an die Spezifität der Teste im Hinblick auf den positiven Vorhersagewert hohe Anforderungen gestellt. Dem tragen zum Beispiel „Dual Target“-Tests Rechnung. Unabhängig vom Testdesign sind jedoch grundsätzlich die für einen Test vorliegenden Daten zu den Leistungsparametern entscheidend.“ (Anmerkung: Hier finden Sie Erläuterungen zum Thema Dual Target).

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Joachim Haid

Joachim Haid ist Gründer des Gesundheitsprogramms PaleoMental®, zudem Gesundheitscoach und Heilpraktiker in Ausbildung.

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