Kommt nach den Sommerferien eine zweite Corona-Welle auf uns zu? © picture alliance/dpa | Stefan Sauer
  • Von Joachim Haid
  • 19.08.2020 um 09:20
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Seit einigen Tagen steigt wieder die Zahl der positiv auf Corona getesteten Personen in Deutschland. Medien berichten deshalb regelmäßig von einer zweiten Welle. Wie sind die Zahlen zu interpretieren?

Die Prävalenz bezeichnet die Häufigkeit einer Krankheit oder eines Symptoms in einer Bevölkerung oder einer Testgruppe zu einem bestimmten Zeitpunkt. Jetzt kommen wir zu den relevanten Punkten.

Je mehr symptomlose Personen getestet werden, desto mehr falsch positive Testergebnisse gibt es.

Wie diesen Ausführungen des Ärzteblattes und den oben genannten Ausführungen des RKI zu entnehmen ist, sind massenhafte Tests bei Personen, die keine typischen Krankheitszeichen für SARS CoV-2 zeigen, eine große Herausforderung. Je niedriger die Prävalenz einer Testgruppe ist, desto höher ist die Zahl der falsch positiv getesteten Personen. Genau diese Situation haben wir aktuell durch die massenhafte Testung von Reiserückkehren. Hier werden nicht nur Personen mit Krankheitssymptomen getestet, sondern jeder, der einen Test haben möchte. Die allermeisten unter den Reiserückkehren zeigen keine Symptome, gehören also zu einer Gruppe mit einer niedrigen Prävalenz. Dem oben genannten Bericht des Ärzteblattes ist folgendes Beispiel zu entnehmen:

Verfügt ein Test über eine Sensitivität von 70 Prozent und eine Spezifität von 95 Prozent, so werden von 970 Personen 921 korrekt als nicht infiziert getestet. Das bedeutet aber auch, dass 49 Personen falsch positiv erfasst werden.

Diese Personen müssten nun trotzdem in Quarantäne und werden in den Statistiken als positiv getestete Personen geführt, obwohl sie völlig gesund, ja noch nicht einmal infiziert sind. Werden nun zigtausend Reiserückkehrer mit niedriger Prävalenz getestet, erhöhen sich die Zahlen entsprechend. Genau das würde zur aktuellen Situation in Deutschland gut passen: Die Zahlen der positiv getesteten Personen steigen wieder, es gibt aber kaum Meldungen schwerer Krankheitsverläufe, die Auslastung der Intensivbetten bleibt stabil niedrig und die Todesfälle nehmen sogar eher ab, als zu.

Hinzu kommt, dass es immer mehr Hinweise darauf gibt, dass es zu sogenannten Kreuzimmunitäten mit anderen Corona-Viren kommen kann, was auch Einfluss auf die PCR-Testergebnisse haben könnte.

 Positiv getestet bedeutet nicht infiziert, infiziert bedeutet nicht gleich krank

Weiterhin sollte berücksichtigt werden, dass selbst ein korrekt positives Testergebnis nicht automatisch bedeutet, dass man auch wirklich infiziert sein muss. Dies gilt vor allem, wenn eine symptomlose Person positiv getestet wird. Denn der PCR-Test weist lediglich das Vorhandensein von Virus-Genregionen nach, nicht das Virus direkt. Und diese Nachweisbarkeit nimmt im zeitlichen Verlauf ab. Selbst wenn aktive Viren im Körper vorhanden sind, bedeutet das jedoch für einen persönlich noch nicht, dass man zwangsweise an COVID-19 erkranken muss. Das eigene Immunsystem kann durchaus auch ihm noch unbekannte Erreger abwehren und macht das auch viele Male im Jahr, ohne dass wir davon etwas mitbekommen müssen.

Dennoch kann eine Person dann ansteckend sein, wenn die Viruslast hoch genug dafür ist. Genau deshalb ist es so wichtig, möglichst korrekte Testergebnisse zu haben und anschließend die Quarantäne einzuhalten. Wer Krankheitssymptome entwickelt, muss nicht zwangsweise gleich schwere Verläufe haben oder sogar hospitalisiert oder intensivmedizinisch betreut, im schlimmsten Fall beatmet werden. In über 90 Prozent der Fälle verläuft die Erkrankung mild oder sogar ohne Symptome.

Dennoch sind die steigenden Zahlen positiver Testergebnisse zu beobachten und sollten ernst genommen werden. Weiterhin ist zu überdenken, ob eine Ausweitung von Tests unter Berücksichtigung der oben genannten Ausführungen in Personengruppen mit niedrigerer Prävalenz zielführend ist – beispielsweise, wenn große Unternehmen tausende Mitarbeiter testen, auch wenn diese keine Krankheitssymptome zeigen.

In Panik müssen wir aktuell jedoch sicherlich nicht verfallen. Letzten Endes sind Panik und Angst nicht nur keine guten Ratgeber, sondern wirken sich auf negativ auf die Kompetenz unseres Immunsystems aus. Auf ein kompetentes Immunsystem sind wir jedoch angewiesen, wollen wir gesund bleiben. Denn in wenigen Wochen startet auch wieder die jährliche Influenza-Saison und es gibt auch noch andere „böse Buben“ da draußen.

 

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Joachim Haid

Joachim Haid ist Gründer des Gesundheitsprogramms PaleoMental®, zudem Gesundheitscoach und Heilpraktiker in Ausbildung.

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