- Von Joachim Haid
- 07.04.2020 um 16:12
Wie das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein Ende März bekannt gab, wurde dort eine molekulare Ernährungsinterventionsstudie bei Patienten im frühen Verlauf einer Covid-19 Erkrankungen begonnen. Begründet wird diese Studie mit dem Verdacht, dass Mangelernährung ein wesentlicher Risikofaktor für schwere Krankheitsverläufe sein kann. Diese Untersuchung ist erfreulich, denn so erfährt die Ernährungsmedizin hoffentlich in naher Zukunft den Stellenwert, den sie längst verdient hätte. Schon der griechische Arzt Hippokrates soll vor fast 2.500 Jahren gesagt haben: „Eure Nahrungsmittel sollen eure Heilmittel, und eure Heilmittel sollen eure Nahrungsmittel sein“.
So bleiben Sie auch im Homeoffice gesund
Die Darm-Hirn-Connection
Beschäftigt man sich mit den Abläufen des Immunsystems und welche Nährstoffe für ein optimales Funktionieren desselben notwendig sind, so überrascht es doch ein wenig, dass solche Studien überhaupt notwendig sind. Dass fehlende oder nicht ausreichend vorhandene Nährstoffe, das Immunsystem schwächen können und es anfälliger für Krankheiten, oder schwere Verläufe dieser machen, ist seit Jahrzehnten bekannt.
Der Mensch ist komplexer als ein Auto
Leuchtet im Auto die Treibstoffwarnlampe auf, wird es langsam Zeit, die nächste Tankstelle aufzusuchen. Im schlimmsten Fall bleibt das Fahrzeug sonst liegen. Leider verfügt unser Körper nicht direkt über ein vergleichbares Warnsystem. Lediglich indirekte Hinweise können auf einen Nährstoffmangel hinweisen. Weiße Flecken auf den Fingernägeln und/oder Wundheilungsstörung, erhöhte Infektanfälligkeit und allgemeine Müdigkeit könnten beispielsweise Anzeichen für einen Zinkmangel sein.
Während das Auffüllen des Autotanks, ein regelmäßiger Ölwechsel und die Kontrolle der Brems- und Kühlflüssigkeit in der Regel ausreichen, um viele tausend Kilometer pannenfrei fahren zu können, ist der Mensch etwas komplizierter. Viele Abläufe im Körper sind vom Vorhandensein verschiedenster Nährstoffe abhängig. Fehlt davon nur einer, oder ist dieser zu wenig vorhanden, so können die folgenden Stoffwechselprozesse kaum noch, oder nur noch sehr eingeschränkt ablaufen.
Durch die durchschnittliche westliche Ernährungsweise, die oft aus einem hohen Anteil industriell gefertigter Produkte und aus nährstoffarmen schnellen Kohlenhydraten besteht, nehmen viele Menschen zu wenig der 47 täglich notwendigen Nährstoffe auf. Hinzu kommen teils nährstoffarme Böden und ein erhöhter Bedarf durch den persönlichen Lebensstil (Rauchen, Alkoholkonsum), durch vorhandene Erkrankungen und die regelmäßige Einnahme von Medikamenten.
Insofern ist zu hoffen, dass durch Ernährungsstudien im Zusammenhang mit Krankheiten künftig auch im Medizinstudium und in Arztpraxen ein stärkerer Fokus auf eine individuelle artgerechte Ernährung gelegt wird. Hippokrates würde sich darüber freuen.
0 Kommentare
- anmelden
- registrieren
kommentieren