- Von Joachim Haid
- 09.04.2020 um 16:49
Wer Einmalhandschuhe trägt, möchte sich vor Schmiereninfektionen schützen. In einer Studie von Professor Hendrik Streeck, Virologe und Direktor des Instituts für Virologie und HIV-Forschung an der Medizinischen Fakultät der Universität Bonn, hat im Kreis Heinsberg eine Studie in Haushalten mit an Covid-19 erkrankten Personen durchgeführt. Dabei wurde untersucht, wie hoch das Risiko von Schmiereninfektionen ist. Dazu Hendrick Streeck:
„Wir haben Viren auf Gegenständen oder Türklinken gefunden. Auch einmal im Toilettenwasser, wenn jemand Durchfall hatte. Es ist uns aber in keinem Fall gelungen, daraus intakte Viren anzuzüchten. Das deutet zumindest darauf hin, dass sich die meisten Menschen nicht über Oberflächen anstecken.“
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Dennoch kann eine Schmiereninfektion nicht vollständig ausgeschlossen werden. Wenn ein Infizierter beispielsweise in die Hand niest, oder hustet, anschließend eine Türklinke anfasst, kurz darauf eine andere Person diese Türklinke ebenfalls berührt und sich dann, ohne sich vorher gründlich die Hände zu waschen, an Schleimhäute fasst, ist eine Ansteckung durchaus möglich, so Streeck in der Sendung Markus Lanz. Möglich – aber eben nicht zwangsläufig der Fall.
Ich selbst habe über 14 Tage in häuslicher Gemeinschaft mit mindestens einer an Covid-19 erkrankten Person verbracht, ohne zu erkranken. Sollte ich mich doch angesteckt haben, hatte ich einen komplett symptomlosen Verlauf (asymptomatisch). Genauere Klarheit hierzu kann nur ein Antikörpertest bringen.
Nun kann beim Einkaufen natürlich nicht ausgeschlossen werden, dass das oben genannte Szenario eintritt. Vermutlich ist das der Grund dafür, dass immer mehr Menschen mit Einmalhandschuhen zum Einkaufen gehen.
Falscher Umgang mit Einmalhandschuhen kann das Infektionsrisiko erhöhen
Bei deren Verwendung sind jedoch einige Punkte zu berücksichtigen. Ansonsten besteht sogar ein erhöhtes Infektionsrisiko. Ganz unabhängig vom aktuellen Corona-Virus. Werden Einmalhandschuhe länger getragen, schwitzt die Haut darunter. Überall auf und in unserem Körper leben Mikroben. Auch auf unserer Haut. Die meisten meinen es gut mit uns, aber nicht alle.
Schwitzen nun die Hände in den Handschuhen, quillt die Haut etwas auf. In Kombination mit dem Sauerstoffabschluss, bildet diese Situation nicht nur eine optimale Voraussetzung für bestimmte Erreger, sich exponentiell zu vermehren. Sie können auch leichter durch die Hautbarriere in den Körper eindringen. Nicht alle pathogenen Keime nutzen diesen Weg. Viele bevorzugen Schleimhäute, um in den Körper einzudringen. So auch das aktuelle Corona-Virus. Um das zu verhindern, müsste man also vor dem Anziehen der Handschuhe seine Hände entweder desinfizieren, oder sie zumindest gründlich mit Wasser und Seife waschen. Wer sich die Handschuhe jedoch erst vor Betreten des Ladens anzieht, dem wird diese Möglichkeit kaum zur Verfügung stehen.
Werden mit den Handschuhen kontaminierte Oberflächen berührt, befinden sich die Erreger nun darauf. Wer sich dann mit dem Handschuh ins Gesicht fasst, was ich erst heute beim Einkaufen wieder beobachten konnte, hat nichts gewonnen, ganz im Gegenteil! Einige Erreger können sich auf Gummi deutlich länger und besser halten, als auf der leicht sauren Hautoberfläche. Wer sich also mit behandschuhten Händen ins Gesicht fasst, hat unter Umständen ein höheres Infektionsrisiko, als wenn er dies mit nackten Händen macht. Es ist gar nicht so einfach, sich nicht ständig ins Gesicht zu fassen. Vor allem, wenn man im Gespräch mit anderen Personen ist, passiert das sehr häufig ganz unbewusst.
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