Durch Impfungen wird das Immunsystem traniert. © Panthermedia
  • Von Joachim Haid
  • 08.08.2019 um 17:04
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lesedauer Lesedauer: ca. 07:40 Min

Nach dem Sechsteiler über Ernährungsmythen folgt nun ein Dreiteiler über das menschliche Immunsystem. Wie ist es aufgebaut? Wie funktioniert es? Wie kann man es unterstützen, was schädigt es? Welche Zusammenhänge gibt es zwischen Lifestyle, Ernährung, Immunsystem, Demenz und Parkinson? Hier erfahren Sie es.

Angeborenes Immunsystem

Der Säugling verfügt nach der Geburt über ein sogenanntes angeborenes Immunsystem. Dies wird auch unspezifisches Immunsystem genannt, da es generell gegen Erreger vorgeht und dabei nicht differenziert. Dazu gehören die obersten Hautschichten. Dort befinden sich abgestorbene Hornhautzellen. Diese stellen einen ersten Schutzwall dar.

Selbst wenn sich hier krankmachende Erreger niederlassen, können sie kaum Schaden anrichten, da sie fernab lebenden Gewebes sind. So wie der Darm verfügt auch unsere Haut über ein eigenes Mikrobiom. Also eine spezielle bakterielle Besiedlung. Auch diese schützt uns vor pathogenen Keimen. Wo unsere normal vorkommenden Bakterien leben, ist eben weniger Platz und Nahrung für krankmachende Erreger vorhanden. So können diese schlechter Fuß fassen.

Weiterer Bestandteil unseres angeborenen Immunsystems sind Defensine. Hierbei handelt es sich um körpereigene Antibiotika, welche unter anderem die Haut und Schleimhäute, wie zum Beispiel die Darmschleimhaut, vor der Besiedlung unerwünschter Bakterien schützen. Evolutionär handelt es sich bei diesen Stoffen vermutlich um die ursprünglichste Art des Immunsystems. Bereits in Urzeiten schütteten Einzeller entsprechende Eiweißstoffe aus, welche schädlich für andere Mikroorganismen waren. Hier besteht eine Ähnlichkeit zu antinutriven Stoffen, mit denen sich Pflanzen beispielsweise vor Fressfeinden schützen.

Besonders effektiv sind die menschlichen Defensine bei Escherichia Coli. Hierbei handelt es sich um Fäkalbakterien, die praktisch in jedem menschlichen Darm vorkommen und bis zu einem bestimmten Besiedlungsgrad und abhängig von der Art an einem ausgewogenen Darmmikrobiom beteiligt sind. Jedoch gehören dieser Bakterienart auch einige Stämme an, die Magen-Darm-Erkrankungen auslösen können. So zum Beispiel der Stamm EHEC, welcher 2011 zu einer Welle von Durchfallerkrankungen führte. Fast 4.000 Menschen wurden damals allein in Deutschland infiziert, 53 Personen verstarben.

Die Natur hat es genial eingerichtet, dass die Muttermilch über eine hohe Konzentration von Defensinen verfügt. Entzündungsstoffe wie Zytokine locken Fresszellen des Immunsystems und Defensine an. Wird die Konzentration dieser zu hoch, können jedoch auch körpereigene Gewebe Schaden nehmen. In einem früheren Beitrag haben wir bereits ausgeführt, wie Bauchfett durch die Ausschüttung von Zytokinen zu stillen Entzündungen im gesamten Körper führen kann.

Auch unsere Schleimhäute gehören zu unserem angeborenen Immunsystem. Hier werden Keime gebunden und können abtransportiert werden. Unterstützt wird das durch die dort befindlichen Flimmerhärchen, welche beispielsweise durch Rauchen massiv geschädigt werden. In der Lunge sorgen diese Härchen dafür, dass Staubpartikel und Krankheitserreger zusammen mit dem Schleim aus der Lunge Richtung Rachen transportiert werden. Dort angekommen, wird das Gemisch dann meist in den Magen geschluckt.

Magensäure tötet Keime ab

Hier sitzt unsere nächste Schutzbarriere. Die Magensäure. Nur wenige Keime können hier überleben, beispielsweise Helicopacter Pylori. Dieser kann Magengeschwüre verursachen. Deshalb wurde das Bakterium in den vergangenen Jahrzehnten massiv bekämpf. Mit dramatischen Folgen, wie wir in Teil II dieser Reihe noch sehen werden.

Ein weiteres Instrument unseres Immunsystems ist Fieber. Die erhöhte Körpertemperatur hilft, Krankheitserreger zu bekämpfen. Fieber gehört in bestimmten Fällen deshalb zu einem intakten Immunsystem dazu und sollte nicht pauschal und sofort mit Medikamenten gesenkt oder unterdrückt werden. Davon ausgenommen sind sehr hohes Fieber mit über 40 Grad oder das Vorliegen bestimmter Erkrankungen, wie beispielsweise Lungen- oder Herzkrankheiten. Bevor Sie ein fiebersenkendes Mittel nehmen, sollten Sie Rücksprache mit Ihrem Heilbehandler nehmen. Das angeborene Immunsystem zeichnet sich dadurch aus, dass es nicht erregerspezifisch ist, über kein Immungedächtnis verfügt und innerhalb von Minuten reagieren kann.

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Joachim Haid

Joachim Haid ist Gründer des Gesundheitsprogramms PaleoMental®, zudem Gesundheitscoach und Heilpraktiker in Ausbildung.

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