- Von Redaktion
- 11.08.2014 um 12:06
Vor dem Hintergrund der weiterhin andauernden Niedrigzinsphase an den internationalen Finanzmärkten und des daraus resultierenden turbulenten Marktumfelds sowie den volatilen Rahmenbedingungen am Kapitalmarkt, sind die Ergebnisse der PKV-Versicherer für das Geschäftsjahr 2013 weiterhin bemerkenswert.
Debeka liegt vorn
Bei Betrachtung der Nettoverzinsung über die vergangenen fünf Jahre (2009 bis 2013) haben wir folgendes festgestellt: Spitzenreiter ist die Debeka mit 4,98 Prozent gefolgt von der DEVK (4,73 Prozent), der Alten Oldenburger (4,46 Prozent), Provinzial (4,44 Prozent) der Allianz und FAMK (je 4,30 Prozent) jeweils im Fünf-Jahres-Durchschnitt. Der niedrigste Wert lag bei 3,40 Prozent (Münchener Verein). Insgesamt zeigt der Fünf-Jahres-Durchschnitt 2013 aber trotz Marktumfeld teils eine leichte Tendenz nach oben.
Die höchste Nettoverzinsung im Jahr 2013 erzielt erneut der Klassenprimus Debeka mit 4,80 Prozent (Vorjahr 5,00 Prozent) sowie die FAMK mit 4,62 Prozent (Vorjahr 4,62 Prozent) gefolgt von der Hanse- Merkur mit 4,60 Prozent, der DEVK (4,37 Prozent) und Allianz mit 4,30 Prozent. Zum Vergleich: Der niedrigste Wert liegt mit 2,90 Prozent bei der LKH, die jedoch gleichzeitig die höchste RfB-Quote mit 73,20 Prozent (Vorjahr 68,60 Prozent) ausweist, die sie zur Milderung für Beitragsanpassungen einsetzen kann.
Zinsergebnisse drücken Beitragsanpassungen
Bis auf zwei Unternehmen erreichte die gesamte Branche somit – trotz schweren Marktumfelds – den derzeit für Bisex versicherten Bestandskunden gesetzlich festgeschrieben Rechnungszins von 3,5 Prozent. Dieses Ergebnis trägt insbesondere zur Beitragsstabilisierung der Policen bei, die vor dem 21. Dezember 2012 begonnen haben.
Mit dem Rechnungszins von 3,5 Prozent werden die zurückgelegten Alterungsrückstellungen der Bisex-Policen verzinst. Somit muss der Verbraucher einen geringeren Beitrag aufbringen, da die Zinseinnahmen im Ergebnis wie Beiträge zu verstehen sind. Diese Effekte gibt es bei der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) mangels Zinserträgen nicht. Von dem 3,5 Prozent für Bisex- und 2,75 Prozent für Unisexversicherte übersteigenden Teil der erwirtschafteten Zinsen erhält der Verbraucher gesetzlich garantiert 90 Prozent, im Fachjargon Überzinsgutschrift genannt, als weitere Gutschrift.
Hierzu ein Beispiel:
Die Debeka erwirtschaftete 2013 einen Zins von 4,80 Prozent abzüglich 3,50 Prozent garantiertem Rechnungszins für Bisexversicherte. Das ergibt einen Überzins von 1,30 Prozent. Davon 90 Prozent sind 1,17 Prozent aus dem Überzins. Der Verbraucher erhält somit insgesamt 4,67 Prozent Zinsgutschrift auf die im Tarif enthaltenen Alterungsrückstellungen. Für neu abgeschlossene Unisex-Policen ab dem 21. Dezember 2012 gilt: Aufgrund der Absenkung des garantierten Rechnungszinses von 3,5 Prozent auf 2,75 Prozent beträgt der Überzins 2,05 Prozent (4,80 Prozent minus 2,75 Prozent) hiervon 90 Prozent ergibt einen Überzins von 1,85 Prozent. Die Höhe der Zinsgutschrift auf die Alterungsrückstellung beträgt somit 4,60 Prozent.
Als Fazit kann gezogen werden, dass das System der Alterungsrückstellungen mit Zinserträgen trotz Kapitalkrise und Niedrigzinsen richtig ist und derzeit weiter funktioniert.
So entwickelt sich die Zahl der Vollversicherten
Betrachtet man die Entwicklung der Vollversicherten bei den einzelnen Gesellschaften, zeigen sich differenzierte Ergebnisse: Den stärksten Zuwachs 2013 erreicht die R+V mit 2,58 Prozent, die Alte Oldenburger mit 2,18 Prozent, die Axa mit 1,34 Prozent und die Debeka mit 1,27 Prozent gefolgt von der Huk-Coburg mit 1,11 Prozent. Hierbei gilt es, die unterschiedlichen „Wachstums-Strategien“ der einzelnen Unternehmen der Vorjahre zu beachten.
Die Branche setzt im Zeitalter von Unisex weiter auf inhaltlich qualitative Produkte. Das preisgetriebene Neu- und Wechselgeschäft stagniert insgesamt. Für 2014 vermelden Versicherer bereits jetzt weitere Steigerungen zu 2013. Wie zu erwarten war, verzeichnete die Central mit 9,19 Prozent (Vorjahr 15,50 Prozent) den höchsten Rückgang.
Die RfB-Quoten
Die RfB-Quote (Rückstellung für erfolgsabhängige Beitragsrückerstattungen) bringt zum Ausdruck, in welchem Umfang – bezogen auf die Beitragseinnahmen – einem Unternehmen zusätzlich Mittel zur Verfügung stehen für
- Beitragsentlastungen (über die Alterungsrückstellungen und § 12a VAG hinaus): Hierunter fallen Beitragsreduzierungen, Milderung von Beitragsanpassungen oder Finanzierung von Mehrbeiträgen aufgrund Leistungsverbesserungen;
- Barausschüttungen in Form einer Beitragsrückerstattung an den Kunden.
Grundsätzlich gilt, je höher desto besser. Eine niedrige Quote kann bedeuten, dass das Unternehmen einen jungen Bestand / hohen Neuzugang hat, beziehungsweise nur in der Lage ist, weniger Rückstellungen zu bilden. Umgekehrt kann eine hohe Quote auf einen überalternden Bestand hinweisen, es kann aber auch bedeuten, dass das Unternehmen gerade überdurchschnittlich hohe Rückstellungen aufbaut und sich in einer guten Lage befindet. Die RfB-Quote sollte daher im Zusammenhang mit Wachstum in der Vollversicherung interpretiert werden.
Die Verwendung der RfB-Mittel ist eine unternehmerische Entscheidung. So könnte zum Beispiel die LKH diese Mittel einsetzen, um Beitragsanpassungen wegen Unterschreitens des Rechnungszinses für Ihre Kunden abzufedern. Zwei Unternehmen weisen eine RfB-Quote von über 10 Prozent aus. Sieben von über 20 Prozent , weitere zwölf von über 30 Prozent, neun Unternehmen von über 40 Prozent. Drei haben eine Quote von über 50 Prozent und eine von über 70 Prozent. Insgesamt ist die Zuführung zur RfB im Vergleich zum Vorjahr mehrheitlich gestiegen.
Zuführung zur Altersrückstellung
Die Spanne der Zuführung zu den Alterungsrückstellungen (AR) nach Auswertung der Geschäftsberichte von 2013, liegt insgesamt zwischen 11,77 Prozent und 52,16 Prozent. Die Quote gibt an, wie viel Prozent der Beiträge aller Vollversicherten im Durchschnitt in die AR zurückgelegt werden.
Von Bedeutung für die Aussagekraft der Zuführungsquote ist auch die Tarifpolitik der Versicherer. Je nachdem, ob 2013 mehr Qualitäts- oder Grundschutzprodukte verkauft wurden. Den höchsten Wert in der Zuführung für die AR weist für 2013 die Alte Oldenburger mit 52,16 Prozent aus. 2012 waren es 47,35 Prozent.
Über 40 Prozent der Beiträge führen die LVM, Universa, Provinzial, Concordia, SDK, Mannheimer, Hallesche, Huk, DKV, UKV den Alterungsrückstellungen zu. Über 30 Prozent die Nürnberger, Debeka, Axa, R+V, LKH, Württembergische, Allianz, Münchener Verein, Inter, Gothaer, FAMK und Arag. Über 20 Prozent die Signal, Hanse-Merkur, DEVK, Central, Barmenia, Deutscher Ring, Pax, Continentale. Unter 20 Prozent legt Ergo in die AR zurück.
Auch beim Vergleich der Zahlen in Prozent gilt die Formel VW „Von was wie viel – verglichen mit was“. Was ist die Ausgangsbasis beziehungsweise Ausgangszahl auf welcher der Prozentwert aufbaut. Somit kommt es neben dem Produkt, dem Tarif und dessen Leistungsinhalt, auch auf ein starkes Unternehmen mit einem insgesamt ausgewogenen Kennzahlen-Spiegel an.
Dabei geht es nicht zwingend um Spitzenwerte in einzelnen Bereichen, sondern – wie bei einem Zehn-Kämpfer in der Leichtathletik auch – um die Summe aller Disziplinen. Der Gewinner ist der mit dem ausgewogensten Ergebnis.
Zur Auswertung in Gänze geht es hier.
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