Pflegeheim: Zwei Studenten üben an einem Mannequin. © Getty Images
  • Von Redaktion
  • 10.06.2016 um 14:45
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Rund 60 Prozent aller Heime sind bei landesweiten Prüfungen negativ aufgefallen. Am schlimmsten ist es in Rheinland-Pfalz. Dort zahlen Bedürftige im Verhältnis das meiste Geld für am wenigsten gute Pflege.

Reporter und Programmierer des Recherchezentrums correctiv.org haben in den vergangenen Monaten die Daten aller deutschen Pflegeheime sowie Informationen zu allen Landkreisen und Städten ausgewertet. Die Analyse offenbart viele Probleme. Wie die Apotheken-Umschau berichtet, fallen in Rheinland-Pfalz sogar vier von fünf Pflegeheimen bei den jährlichen Qualitätsprüfungen der Krankenkassen negativ auf. Dabei ist die Pflege in kaum einem Bundesland so teuer wie in Rheinland-Pfalz: 3453 Euro kostet hier im Schnitt ein Heimplatz in Pflegestufe 3 pro Monat. Mehr als 1800 Euro davon müssen Pflegebedürftige privat zahlen.

Die Rechercheure haben fünf Bereiche herausgelöst und untersucht: die ausreichende Versorgung mit Nahrung und Flüssigkeit; den Umgang mit Schmerzpatienten; den Umgang mit Inkontinenz; die Versorgung von Wunden; die Gabe von Medikamenten. All das sind Fragen, die zentral sind für die Pflege alter und gebrechlicher Menschen. Das Ergebnis: Nimmt man nur diese fünf Bereiche, dann fallen 60 Prozent aller Heime negativ auf. Mehr als 50 Prozent der Heime versorgen die Alten und Kranken den Prüfungen zufolge nicht korrekt mit Medikamenten, mehr als 30 Prozent nicht vorschriftsmäßig mit Nahrung und Flüssigkeit.

Durch die Auswertung dieser Bereiche ist nun erstmals auch ein detaillierter Vergleich zwischen allen Bundesländern, Landkreisen und kreisfreien Städten in Deutschland möglich. In Rheinland-Pfalz und Bayern werden etwa 80 Prozent aller Heime auffällig, in Baden-Württemberg, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern nur die Hälfte, in Brandenburg gar nur 40 Prozent. Die Daten geben Hinweise darauf, wie unterschiedlich die Qualität der Pflege ist – und dass zweitens teure Pflegeheime nicht automatisch gut sind. Im Gegenteil: Die Einrichtungen in Rheinland-Pfalz werden am häufigsten bemängelt – und gehören mit einer Zuzahlung von 3453 Euro bei Pflegestufe drei zu den teuersten. Nur Nordrhein-Westfalen (3601 Euro) und das Saarland (3614 Euro) sind teurer. In Sachsen-Anhalt (2450 Euro), Mecklenburg-Vorpommern (2571 Euro), Sachsen (2602 Euro) und Niedersachsen (2673 Euro) ist die private Zuzahlung dagegen nur etwa halb so hoch, die Heime sind rund 1000 Euro günstiger – jeden Monat.

Es gibt noch einen weiteren Grund, warum die Pflege so unterschiedlich ist. Zu viele Menschen reden bei der Finanzierung mit. In jedem einzelnen deutschen Bundesland werden Rahmenverträge ausgehandelt, von drei Parteien: den Pflegekassen, den Sozialämtern, den Heimbetreibern. Dabei müssen sich stets alle Beteiligten einig sein.

Zudem haben die Sozialämter der Kommunen ein zu großes Interesse an Billig-Pflege. Warum? Die Preise in der Pflege steigen, aber die Pflegekassen zahlen gleich viel. Was dazu führt, dass der Eigenanteil für die Bewohner und ihre Angehörigen seit Jahren steigt. Ein Beispiel: Seit 1999 ist der Eigenanteil in Pflegestufe 1 um 400 Euro pro Monat gestiegen. Wer sich diesen Eigenanteil nicht leisten kann, beantragt Hilfe vom Staat. Was dazu führt, dass die Sozialämter die Kosten noch härter drücken als die Pflegekassen.

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