- Von Achim Nixdorf
- 25.09.2020 um 12:18
In Deutschland und der Schweiz lassen sich mit einem Anteil von rund 50 Prozent zahlreiche Befürworter für digitale Services in der Krankenversicherung ermitteln – vorausgesetzt, dass diese Dienste einen entsprechenden Mehrwert bieten. Das hat eine gemeinsame Studie zum Thema „Digital Health“, die der Software-Hersteller BSI in Kooperation mit der schweizerischen ZHAW School of Management & Law durchgeführt hat.
30 Prozent der befragten Versicherten müssen aber als Digitalisierungsgegner eingestuft werden – sie haben Angst vor einem Missbrauch ihrer Daten. Und rund 10 bis 20 Prozent sind noch unentschlossen, was sie von digitalen Gesundheitsdiensten halten sollen.
Dabei spielt offenbar auch Unkenntnis eine große Rolle. „Fast die Hälfte der Versicherungskunden kennt bestehende Services wie Zweitmeinungsdienste oder den Arztrechnungsscan per App nicht. Hier ist Vertrauensarbeit seitens der Versicherer gefragt“, sagt Frank M. Hannich von der ZHAW School of Management and Law.
Noch viel Luft nach oben
Von den verfügbaren digitalen Versicherungsservices ist in Deutschland die digitale Versicherungskarte am populärsten (33 Prozent), gefolgt von Online-Versicherungsportalen (18 Prozent) und Fitness-Trackern (18 Prozent). Angesichts der hohen Verbreitung von Smartphones – 87 Prozent der Deutschen besitzen ein mobiles Endgerät – besteht hier nach Ansicht der Studienautoren noch Aufholbedarf und viel Potenzial. Denn gerade die scheinbar simplen administrativen Erleichterungen führten bei den Versicherten zu Zufriedenheit: Die Reduktion von Verwaltungsaufwand, schnelle Rückvergütung von Vorleistungen und beschleunigte, tageszeitunabhängige Prozesse seien häufig genannte Bedürfnisse.
Interessant: Offen zeigen sich viele Krankenversicherte gegenüber Tarifmodellen, die Prämienrückerstattungen an tägliche körperliche Bewegung koppeln, die mittels einer App dokumentiert wird. Rund 58 Prozent der Befragten in Deutschland und 53 Prozent in der Schweiz können sich eine Teilnahme daran grundsätzlich vorstellen, während das Modell von nur rund 30 Prozent in beiden Ländern abgelehnt wird. Auf wenig Zustimmung stoßen Ansätze, die darauf setzen, nicht positives Verhalten zu belohnen, sondern riskantes Verhalten zu bestrafen.
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Hohe Unzufriedenheit mit GKV-Leistungen
Was die Studie ebenfalls gezeigt hat: Sowohl in Deutschland als auch in der Schweiz besteht eine hohe Unzufriedenheit mit den Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). 72 Prozent der Befragten in Deutschland und 70 Prozent in der Schweiz verlangen von ihrer Kasse an erster Stelle die Kostenübernahme regelmäßiger Vorsorgeuntersuchungen, gefolgt von der Erstattung von homöopathischen Leistungen.
Auch der Wunsch, bei einem Klinikaufenthalt in einem Einbettzimmer behandelt zu werden, ist in beiden Ländern weit verbreitet und ein häufig angeführter Wechselgrund zur privaten Krankenversicherung (PKV). „Um die Leistungen attraktiver zu gestalten und größere Wechselbewegungen zu Wettbewerbern oder eben in die Privatversicherung zu verhindern, sollten gesetzliche Krankenkassen ihr bestehendes Angebotsportfolio digital überarbeiten“, heißt es dazu in der Studie.
Die „Digital Health“-Studie kann über folgenden Link kostenlos bezogen werden: www.bsi-software.com/health-2020
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