- Von Karen Schmidt
- 28.10.2020 um 16:28
Die Unisex-Tarife in der privaten Krankenversicherung (PKV) haben dazu geführt, dass Männer deutlich seltener in eine PKV wechseln, und Frauen dafür etwas häufiger (siehe Grafik unten). Das hat eine aktuelle Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) ergeben. Für die Auswertung schauten sich die DIW-Ökonomin Shan Huang und Martin Salm von der Universität Tilburg in den Niederlanden die Daten des sozio-oekonomischen Panels (SOEP) an.
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„Dass die Reaktion der Männer deutlicher ausfällt als bei den Frauen, könnte darauf hindeuten, dass mit der Einführung der Unisex-Regelung die Tarife in der privaten Krankenversicherung für Männer meist unattraktiver wurden“, vermutet Studienautorin Huang.
Bei genauer Betrachtung zeige sich, dass sich der Effekt der Unisex-Regelung nach Erwerbstätigengruppen unterscheide, heißt es weiter. Inzwischen wechselten selbstständige oder geringfügig beschäftigte Frauen sogar häufiger als Männer von der gesetzlichen in die private Krankenversicherung. Der Effekt bei Angestellten sei weitaus schwächer, so die Studienautoren.
„Dieses Ergebnis ist über die Unisex-Regelung hinaus relevant, denn es zeigt, dass regulatorische Eingriffe bei Krankenversicherungen tatsächlich einen messbaren Effekt auf die Zusammensetzung der Versicherten haben, den man sich auch für künftige Änderungsvorhaben zunutze machen kann. Allerdings sollten dann auch die Nebenwirkungen mitbedacht werden“, gibt Studienautorin Huang zu bedenken. „Es besteht die Gefahr, dass dadurch die gesetzliche Krankenversicherung, gerade was das Risikoprofil ihrer Versicherten angeht, geschwächt wird.“
Hintergrund: Um Geschlechtergerechtigkeit herzustellen, wurden in der privaten Krankenversicherung (PKV) zum 21. Dezember 2012 Unisex-Tarife eingeführt. Vorangegangen war ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs, das es verbot, unterschiedliche Beiträge für Männer und Frauen zu erheben. Frauen hatten bis dahin für den gleichen Versicherungsschutz mehr bezahlen müssen.
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