- Von Redaktion
- 28.10.2013 um 13:27
Versicherungen gegen schwere Krankheiten sind den Deutschen kaum bekannt. Darum bieten diese Policen noch enormes Potenzial, erklärt Klaus Mattar, Hauptbevollmächtigter der deutschen Niederlassung der RGA International Reinsurance Company, in seinem Gastbeitrag.
Von Klaus Mattar
Jeder kennt sie: Die ungewisse Angst, schwer zu erkranken und das Leben nicht mehr führen zu können wie bisher. Oft bleibt im Ernstfall wenig Zeit, die finanzielle Situation neu zu ordnen. Viele Menschen wünschen sich, dann besser abgesichert zu sein – aber die wenigsten wissen, wie sie dafür vorsorgen können.
Bedarf ist vorhanden
Produkte, die schwere Krankheiten (Critical Illness, kurz CI) versichern, können einen Bedarf decken, der in Deutschland absolut vorhanden ist. Studien zeigen, dass unsere Befürchtungen, schwer zu erkranken oder im Alter ein Pflegefall zu werden, zu unseren größten Ängsten gehören. Der Swiss Re Insurance Report ermittelte, dass zwei Drittel der befragten Europäer im Fall einer schweren Erkrankung mit sehr geringen finanziellen Mitteln auskommen müssen. Doch 70 Prozent von ihnen wissen nicht, dass es ein Versicherungsprodukt gibt, das in diesem Fall eine Leistung erbringt. Das gesamte CI-Geschäft steht in Deutschland noch am Anfang.
Definition: Critical Illness (CI) ist …
… eine Versicherung, die eine garantierte Einmalzahlung leistet, wenn beim Versicherten eine schwere Krankheit diagnostiziert wird, die im Katalog des Versicherers als solche definiert ist.
Anders als bei der Berufsunfähigkeitsversicherung gibt es bei der Schwere-Krankheiten-Vorsorge oder auch Dread Disease klar definierte Kriterien, wann gezahlt wird: Der Police liegt ein Katalog von um die 30 Krankheiten zugrunde, die auch in ihrer Schwere deutlich definiert sind. Der für den Antragsprozess nötige Fragebogen ist mit den bei gängigen biometrischen Produkten benutzten vergleichbar.
Leistungskatalog: Was ist zum Beispiel abgesichert?
– Alzheimer
– Bypass-OP der Herzkranzgefäße
– Erblindung
– Erkrankung des zentralen Nervensystems
– Herzinfarkt
– HIV/Aids
– Knochenmarktransplantation
– Krebs
– Lähmung von Gliedmaßen
– Multiple Sklerose
– Nierenversagen
– Parkinson
– Querschnittslähmung
– Transplantation von Hauptorganen
– Schlaganfall
– Schwere Kopfverletzungen/Koma
– Taubheit
Auch Teilleistungen, die etwa im Vorstadium einer Erkrankung greifen, sind als Produktbaustein denkbar. In Südafrika, Großbritannien oder im asiatischen Raum, wo sich CI-Produkte etabliert haben, ist die Vielfalt groß. Von der Absicherung in frühen Krankheitsstadien bis hin zur schrittweisen Hinzunahme von gesundheitlichen Beeinträchtigungen, die mit chronischen Erkrankungen einhergehen, gibt es ein breites Spektrum.
Bisher wenige Anbieter
In Deutschland gibt es bislang nur wenige Anbieter für CI-Absicherungen, dazu gehören Canada Life, Gothaer und Skandia. Während Engländer die CI eher als Zusatzversicherung nutzen, wird sie in Deutschland als eigenständiges Produkt verkauft – bislang nur in der Variante „Einmalzahlung bei Eintritt einer schweren Krankheit“. Teil- oder vorgezogene Leistungen existieren (noch) nicht.
Die Nutzung der Einmalzahlung ist nicht nur auf die private Absicherung beschränkt, sondern auch für Hypothekenverpflichtungen oder den Erhalt eines eigenen Unternehmens denkbar. Außerdem werden auch CI-Bausteine mit einigen Invaliditäts- und Unfallprodukten angeboten, etwa mit der Allianz Körperschutz-Police.
Der Bedarf ist da, erste Produkte auch: So überrascht es nicht, dass auch die Zahlungsbereitschaft für diese Absicherung, im Vergleich zu einer BU, deutlich höher ist: Im Schnitt sind Kunden bereit, so die Swiss Re, für einen Einmalbetrag von 100.000 Euro 35 Euro Prämie monatlich zu bezahlen (bei der BU sind es weniger als 25 Euro für eine versicherte monatliche Rente von 1.000 Euro). Die Wertschätzung der Schwere-Krankheiten-Versicherung scheint damit höher zu sein als es der Bekanntheitsgrad und die bisherigen Verkaufszahlen vermuten lassen.
Ein wachsender Markt – was ist wichtig?
Die CI-Police ist weitgehend unbekannt in Deutschland, komplettiert aber eine umfassende Beratung zur Risikovorsorge.
Critical Illness adressiert eine grundlegende Angst der Kunden, vor der viele sich bisher nicht zu abzusichern wussten.
Im Beratungsprozess ist die Diskussionsebene dadurch deutlich emotionaler.
Der Bedarf ist für den Kunden greifbarer, die Argumente für den Vermittler klarer.
Weniger Interpretationsspielraum: Der Kriterien- und Leistungskatalog ist definiert, die Auszahlung garantiert. CI ist insgesamt ein sehr konkretes Produkt.
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