- Von Redaktion
- 02.04.2015 um 09:17
Pfefferminzia: Warum sind Dread Disease Versicherungen in Deutschland so wenig bekannt?
Maximilian Buddecke: In Deutschland gilt die Berufsunfähigkeitsabsicherung als das Mittel der Wahl, wenn es um die Absicherung des Lebensstandards geht. Die Dread Disease Versicherung wurde in Deutschland erst deutlich später eingeführt. Lange gab es nur wenige Anbieter, erst in letzter Zeit kommt es langsam zu mehr Wettbewerb. Die mangelnde Verbreitung mag auch daran liegen, dass die Zielgruppe kleiner ist als in anderen Ländern mit vermeintlich schlechteren Sozialsystemen.
Worin unterscheiden sich BU und DD?
Es sind konträre Konzepte. Eine BU sichert Ihren Lebensstandard als Rente ab, wenn Sie berufsunfähig werden. Eine DD gewährt Ihnen eine Kapitalleistung bei Eintritt einer schweren Krankheit. Insgesamt sichert die BU einen wesentlich größeren Bereich ab, während in der DD die Leistung sehr viel schärfer definiert ist. Und: eine Leistung in der BU führt nicht immer automatisch zu einer Leistung in der DD und umgekehrt.
Ist die Definition für „schwere Krankheiten“ bei dieser Versicherung branchenweit standardisiert oder gibt es entscheidende Unterschiede?
Nein, es gibt keinen einheitlichen Standard. Immer abgesichert werden die fünf wesentlichen schweren Krankheiten, darunter Herzinfarkt, Schlaganfall und Krebs. Aber die Definition und das Leistungsspektrum unterscheiden sich von Tarif zu Tarif. Für Krebs etwa gelten zwei unterschiedliche Klassifizierungssysteme (TNM oder UICC), die zu unterschiedlichen Leistungen führen. Die Bayerische sichert 37 Krankheiten ab und hat besonderen Wert darauf gelegt, die Bedingungen nicht nur für den Berater, sondern auch für den Laien gut verständlich zu gestalten. Zusätzlich wird die „tödliche Krankheit“ abgesichert, so dass wir von 38 möglichen Leistungsauslösern sprechen.
Wie wird eine DD kalkuliert?
Manche Versicherer konzipieren die Schwere-Krankheiten-Vorsorge fondsgebunden. Beitrag oder Leistung sind dann abhängig von der Entwicklung eines Fonds. Das kann dazu führen, dass die Leistung reduziert wird, falls der Kunde nicht bereit ist, steigende Beiträge zu tragen. Aktuell erleben wir gerade, dass diese Versicherer anpassen müssen. Wir reduzieren dieses Risiko, indem wir konventionell eine Überschusskalkulation durchführen. Das führt dazu, dass wir eine Sofortverrechnung haben sowie Netto- und Bruttobeitrag. Tendenziell sind wir dadurch zwar etwas teurer in der Einstiegsprämie aber für den Kunden durch die geringe Schwankung in der Kalkulation auch sicherer in der Kalkulation. Wenn der Fonds bei den Mitbewerbern nicht die Performance erbringt, entpuppt sich das vermeintlich günstigere Angebot schnell als Trugschluss und schließt den Ärger mit dem Kunden nicht aus.
Für welche Zielgruppen lohnt sich ein DD-Schutz besonders?
Immer dann, wenn ein hohes Kapitalrisiko vorliegt, ist die DD eine sinnvolle Option. Etwa wenn ein Unternehmer oder Spezialist nicht so leicht ersetzt werden kann, also Schlüsselpersonen in Betrieben. Selbstständige und Häuslebauer sind klassische Zielgruppen, aber auch Hausfrauen zum Beispiel. Wenn etwa eine Mutter kleiner Kinder wegen einer schweren Krankheit ausfällt, muss der Vater in seinem Job zurückstecken und es entsteht sofort ein Kapitalbedarf. Dafür hilft eine Absicherung gegen schwere Krankheiten. Des Weiteren kann Kapitalbedarf entstehen, wenn eine Krankheit vorliegt, wo die vermeintlich besseren Therapieoptionen nicht durch die Krankenversicherung gedeckt werden oder ein Wohnungsumbau nötig wird. So klein ist die Zielgruppe also nicht.
Ist es sinnvoll anstatt einer BU eine DD abzuschließen? Etwa für Personen, die eine BU nicht bezahlen können oder wegen Vorerkrankungen keine bekommen?
Die DD kann eine BU sinnvoll ergänzen. „Anstatt“ sollte man sie nicht einsetzen. Es ist auch keinesfalls so, dass eine DD am Markt deutlich leichter zu bekommen ist als eine BU, was Gesundheitsprüfung und Ausschlüsse anbelangt. Womöglich kommt ein Kunde mit psychischen Vorerkrankungen, der keine BU erhält, für eine DD in Frage. Es gibt aber auch noch andere Produkte aus dem biometrischen Spektrum, die in solchen Fällen sinnvoll sein könnten, etwa eine Erwerbsunfähigkeitssicherung, eine Multi-Risk-Police oder eine Unfallrente. Hier ist die Beratung durch den Vermittler gefragt.
Wie sollte ein Berater das Thema „schwere Krankheiten“ beim Kunden am besten ansprechen?
Im Rahmen einer ganzheitlichen Beratung werden der Bedarf und die damit verbundenen Risiken erfasst. Da kommt der Berater automatisch auch auf das Thema der Absicherung in biometrischen Fragen. Es hilft natürlich, den Kunden zu fragen, ob er in seinem privaten oder beruflichen Umfeld betroffene Menschen kennt, die wegen einer schweren Krankheit Ausfallzeiten hatten oder ihren Job aufgeben mussten. 1,1 Millionen Menschen erkranken jedes Jahr an einer der fünf häufigsten schweren Krankheiten, das Thema ist also präsent.
0 Kommentare
- anmelden
- registrieren
kommentieren