- Von Juliana Demski
- 15.06.2020 um 12:43
Nach Ansicht des Finanzwissenschaftlers Bernd Raffelhüschen wird die Corona-Krise die Lebenserwartung der Deutschen verringern. „Unter dem Strich kostet der Wachstumseinbruch deutlich mehr Lebensjahre, als wir bewahren konnten“, sagte er der „Welt“ in einem Interview. „Verlierer sind wir alle, die Jungen mehr, die Alten weniger.“
„Finanzielle Verluste durch alle Bevölkerungsschichten“
Altersvorsorge wird in der Corona-Krise zuerst gekürzt
Eine ein-prozentige Veränderung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) führe „zu einer Veränderung der Lebenserwartung um fast einen Monat, genau um 0,89 Monate“, so Raffelhüschen weiter. Dies zeige die langfristige Entwicklung des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) pro Kopf in Deutschland, die seit den 1950er Jahren mit einem stetigen Anstieg der Lebenserwartung einhergehe. Das Problem: Auch wenn jetzt viel Geld in die Forschung nach einem Impfstoff und Therapien gegen das Virus fließe, bremse der herbe Konjunkturrückgang dennoch den medizinischen Fortschritt etwa in der Krebs- oder Herzinfarktbekämpfung.
In Zahlen sieht das so aus:
Insgesamt erwartet die Bundesregierung für dieses Jahr einen Rückgang des realen BIP um 6,3 Prozent. „Damit ist ein Verlust von mehreren Millionen Lebensjahren zu befürchten“, sagte der Forscher. In seinen Berechnungen kommt er für die Gesamtbevölkerung auf mehr als 37 Millionen verlorene Lebensjahre – pro Kopf sei also mit einem Verlust an Lebenszeit von gut fünf Monaten zu rechnen.
Zum Vergleich:
Während die Maßnahmen zur Corona-Bekämpfung laut Raffelhüschen rund 60.000 Tode durch das Virus verhindern konnten, kommt der Ökonom unter Berücksichtigung des hohen Durchschnittsalters der Verstorbenen auf maximal 557.000 gewonnene Lebensjahre. Kalkuliere man auch den Aspekt der Vorerkrankungen ein, ergibt sich demnach ein Minimum von 180.000 gewonnenen Lebensjahren.
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