- Von Andreas Harms
- 23.02.2023 um 09:09
Überhaupt, die Sache mit den Beiträgen. „In der Gesetzlichen zahlt man je nach Einkommen im Erwerbsleben mehr und im Rentenalter weniger, das ist viel schlauer als in der PKV“, merkt Anja Glorius an. Denn in der PKV zahlt man als Rentner trotz meist sinkenden Einkommens mindestens genau so viel wie vorher. In Glorius’ Augen ist das ein echtes Problem.
„Der Gedanke, dass es schon irgendwie gehen wird, ist weg.“
Auflösen könne man das nur durch spezielle Beitragsentlastungsklauseln, die die Rücklagen zu Beginn noch stärker erhöhen, damit der Beitrag im Alter sogar sinken kann. Die Rating-Gesellschaft Morgen & Morgen lässt zwar nicht durchblicken, wie viele PKV-Kunden solche Tarife insgesamt wählen. Doch wenn sie es tun, lassen sie damit den Beitrag im Rentenalter um 45 bis 50 Prozent sinken. „Oft werden damit genau jene 50 Prozent Arbeitgeberanteil entlastet, die in der Rente wegfallen“, schreiben sie in einer Studie.
Damit finden sich Krankenversicherte in einer Zwickmühle wieder. „Die Menschen sorgen sich wegen der Beiträge in der PKV. Sie sehen aber auch, dass die GKV kurz vor dem Kollaps steht“, bringt es Makler Hennig auf den Punkt. Und sie sehen noch etwas anderes: Nämlich dass sie zunehmend als gesetzlich Versicherte in Praxen keine Termine mehr bekommen. Und das ist ein Pfund, mit dem die PKV zu Recht wuchern kann. Und das sie deshalb auch noch stärker herausstellt als die Diskussion um Beiträge: Sie kann weiter Premium-Medizin mit Premium-Vorteilen ohne langwierige Genehmigungsverfahren anbieten. Sie kann nicht einfach Leistungen kürzen, wie es die GKV irgendwann tun muss. Und sie versichert medizinischen Fortschritt immer gleich mit.
So hat es auch Sven Hennig bei seinen Kunden beobachtet: „Wenn sie mal länger auf einen Termin warten müssen, ist das noch okay. Wenn ihnen aber Leistungen gekürzt werden, ist das nicht mehr okay. Der Gedanke, dass es schon irgendwie gehen wird, ist weg.“
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