- Von Karen Schmidt
- 27.10.2020 um 10:29
Hilp: Die Krankenversicherung hat den Zweck, den Menschen dabei zu unterstützen, gesund zu bleiben, gesund zu werden und sich gesünder zu fühlen. Deshalb ist die Prävention ein wichtiger Aspekt. Wir bieten daher eine Vielzahl solcher Leistungen an, beispielsweise über die Förderung von Vorsorgeuntersuchungen, die sich dann eben nicht auf den Selbstbehalt oder die Beitragsrückerstattung auswirken.
Tedsen: Ich sehe in den Themen Digitalisierung, künstliche Intelligenz und Big Data echte Chancen für uns als private Krankenversicherer, bessere Angebote zu machen. Dass man dem Kunden sagen kann, wenn du dieses und jenes tust, kannst du deine Krankheit zumindest um einige Jahre verzögern. Da wird einiges möglich sein. Wir fangen in Deutschland eigentlich erst an, wirklich mit diesen Daten zu arbeiten und daraus Schlüsse zu ziehen.
Reicht es da aber aus, nur den Endkunden anzusprechen, oder muss man hier auch die Arbeitgeber mit ins Boot holen, Stichwort betriebliche Krankenversicherung?
Hilp: Wir sehen die bKV als einen der größten Zukunftsmärkte. Für den Arbeitgeber ist es wichtig, sich im Wettbewerb um Fachkräfte zu differenzieren und Studien zeigen, dass die Gesundheitsvorsorge dabei zu den beliebtesten Lohnnebenleistungen zählt. Zugunsten dieser wird zum Teil auch auf Gehaltserhöhungen verzichtet. Wir sind organisatorischer Konsortialführer für eine der ersten bKV-Lösungen für eine ganze Branche. Ab dem 1. Juli 2021 haben circa 500.000 Beschäftigte in der Chemiebranche Zugang zu einer betrieblichen Pflegevorsorge. Und die Entscheidung der Chemie für diese Lösung zeigt, wie wichtig die bKV nicht nur für Branchen und Unternehmen ist, sondern auch, dass im Thema Pflegezusatzversicherung noch einiges an Potenzial steckt.
Schröder: Das Potenzial der betrieblichen Krankenversicherung ist riesig. Laut PKV-Verband boten 2015 knapp 4.000 Betriebe ihren Mitarbeitern eine bKV an, 2019 waren es knapp über 10.000 Firmen mit rund einer Million angebundenen Mitarbeitern. Es ist einer unserer strategischen Märkte für die Zukunft, alle Projekte dort sind hoch priorisiert.
Haid: Wir brauchen aber auch noch eine andere Gruppe bei dem Thema mit im Boot. Gerade im Bereich der privaten Krankenversicherung ist es doch so, dass sie sich selten von alleine verkauft. Deshalb haben wir ja Vermittler, die hier aktiv tätig sind. Und wenn ich jetzt seitens einer Versicherungsgesellschaft entsprechende neue Angebote entwickele oder den präventiven Faktor weiter ausbaue, dann ist es sinnvoll, hier die Vermittlerschaft mit einzubeziehen. Die Vermittler darüber zu informieren, welchen Vorteil es hat, sich mit dem Kunden über Gesundheit statt immer nur über Krankheit zu unterhalten. Dafür muss der Vermittler aber erst mal selber verstehen, was heißt eigentlich Gesundheit für mich persönlich? Nur dann wird er für das Thema brennen und es auch entsprechend an seine Kunden transportieren können.
Kann es sich für den Vermittler also auszahlen, sich im Bereich der Gesundheit zu spezialisieren?
Haid: Ich sehe da große Chancen, ja. Immer dann, wenn ich einen Kunden nur zufriedenstelle, habe ich das erfüllt, was der Kunde von mir erwartet hat. Wahre Kundenbegeisterung schaffe ich dadurch, dass ich dem Kunden mehr biete. Dann bleibt er lange bei mir und empfiehlt mich auch weiter. Wenn ich als Vermittler meinem Kunden also zum Beispiel dabei helfen kann, seinen Diabetes Typ 2 so weit in den Griff zu bekommen, dass er nicht mehr insulinpflichtig ist, dann habe ich einen Wow-Effekt beim Kunden erzielt, der nicht zu übertreffen ist. Der Vermittler muss dafür nicht selbst zum Mediziner werden. Er muss nur entsprechende passende Gesundheitskurse oder Leistungen der PKV-Anbieter empfehlen. Dafür ist es natürlich notwendig, dass die Versicherer dem Vermittler die entsprechenden Informationen und die entsprechende Unterstützung an die Hand geben – im gemeinsamen Interesse.
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