Moderne Waagen messen weit mehr als nur das Gewicht. © Panthermedia
  • Von Joachim Haid
  • 25.06.2019 um 17:15
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In der Versicherungsbranche kennt fast jeder den Spruch: Der Kunde ist zu klein für sein Gewicht. Er gründet auf dem Body-Mass-Index (BMI), der nach der Formel Körpergewicht (in kg) geteilt durch Größe (in Metern) zum Quadrat berechnet wird. Doch ist der BMI noch eine zeitgemäße Größe im Rahmen der Antragsprüfung beim Versicherer? In Zukunft könnte wohl häufiger das passieren: Der Antragsteller stellt sich auf die vom Vermittler mitgebrachte High-Tech-Waage.

Mögliche Alternativen

Es gibt einige Alternativen zum BMI-Wert. So kann man zum Beispiel auch einfach nur den Bauchumfang messen, und zwar an der Stelle des größten Umfangs. Meist ist das auf Höhe des Bauchnabels. Hier lautet die Regel: Bei Frauen mit einem Umfang > 80 Zentimeter und bei Männern > 94 Zentimeter, steigt das Risiko für koronare Herzkrankheiten, Schlaganfall und Diabetes Typ II.

Weiterhin gibt es die Waist-to-Height-Ratio-Methode (Taille-zu-Größe-Verhältnis). Hier wird also der Bauchumfang ins Verhältnis zur Größe gesetzt. Meist wird dabei auch noch das Alter berücksichtigt. Der kritische Grenzwert bei Menschen bis zu 40 Jahren liegt bei einem WHtR-Wert vom 0,5. Bei der Waist-Hip-Ratio-Methode (Taille-Hüft-Verhältnis) wiederum (WHR) wird der Bauchumfang ins Verhältnis zum Hüftumfang gesetzt. Frauen sollten dabei einen Wert < 0,8 erreichen, Männer von < 0,9. Alternativen gibt es also viele. Jedoch berücksichtigen auch diese nicht, wie viel Bauchfett wirklich vorhanden ist und ob jemand ein TOFI ist.

Zukünftige Beurteilungsmöglichkeiten

Inzwischen gibt es jedoch immer mehr Geräte, mit denen immer genauer die Körperzusammensetzung (Wasser, Muskeln, Fett, Knochen) gemessen werden kann. Das funktioniert für den Heimgebrauch zum Beispiel mit Körperfettwagen. Den Waagen liegt das sogenannte Bioimpedanz-Verfahren zugrunde: Dabei fließt ein schwacher, nicht spürbarer Strom durch den Körper. Der gemessene Widerstand liefert dann Rückschlüsse auf die Zusammensetzung des Körpers. Waagen, die bereits recht zuverlässige Werte liefern und an vier Punkten messen (Füße und Hände), sind bereits um die 100 Euro erhältlich.

Gute Modelle geben sogar den Viszeralfettgehalt separat aus und entlarven damit auch potenzielle TOFIs. Außerdem kann so auch festgestellt werden, ob das mögliche höhere Gewicht einer Person auf eine höhere Muskelmasse zurückgeht und wie diese verteilt ist. Denn einige dieser Waagen weisen die jeweiligen Werte pro Gliedmaße und dem Körperzentrum aus. Daraus lässt sich erkennen, ob die Muskeln nur auf einen bestimmten Bereich konzentriert sind (etwa wie bei Popeye nur auf den Oberkörper oder die Arme) oder ob der gesamte Körper ausgewogen trainiert ist. Aus der Art des Körperfetts, der Fett- und Muskelverteilung lassen sich aus medizinischer Sicht deutlich aussagekräftigere Informationen gewinnen als rein aus dem BMI-Wert. Auch die Entwicklung von Fitness-Trackern geht immer weiter und die Geräte werden günstiger. Vielleicht kann schon bald eine Smartwatch die Körperzusammensetzung automatisch messen.

Neue Ausstattung von Versicherungsvermittlern

In naher Zukunft könnten Versicherungsgesellschaften auf die Idee kommen, Vermittler mit entsprechenden Geräten auszustatten. Dann wird der Kunde bei der Antragsaufnahme nicht mehr nach Körpergröße und Gewicht gefragt, sondern gebeten, sich auf die mitgebrachte Waage zu stellen. Diese könnte mit dem digitalen Antragsprozess direkt verbunden sein und genauere Werte zur Risikoprüfung liefern, als sich aus der reinen Berechnung des BMI ergeben. Natürlich könnten solche Geräte auch im Rahmen einer Risikovoranfrage zum Einsatz kommen.

Weiterhin könnten Versicherer Kunden, bei denen die Werte derzeit noch nicht optimal sind, entsprechende Geräte zur Verfügung stellen und ihnen ein Coaching-Programm anbieten. Wer dieses durchläuft, seine Werte nachhaltig entsprechend verbessert, bei dem könnten eventuelle Zuschläge oder Ausschlüsse automatisch entfallen. Während heute Versicherer ihren Kunden zum Beispiel beim Abschluss einer Zahnzusatzversicherung eine elektrische Zahnbürste schenken, könnten es künftig bei Kranken-, oder Biometrieversicherungen entsprechende Bio-Impedanzgeräte sein.

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Joachim Haid

Joachim Haid ist Gründer des Gesundheitsprogramms PaleoMental®, zudem Gesundheitscoach und Heilpraktiker in Ausbildung.

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