- Von Redaktion
- 27.01.2016 um 19:30
Als ein Pro-Argument für die Fusion von Krankenkassen wird gerne folgendes angebracht: Wenn Krankenkassen fusionieren, so werden Verwaltungskosten signifikant gespart. Das führt zu geringeren Beiträgen.
Fakt: Es gibt keinen empirischen Beweis, dass das so ist. Diese These bedeutet im Umkehrschluss, dass größere Krankenkassen geringere Verwaltungskosten haben als kleinere. Oder noch genauer, dass Krankenkassensysteme mit wenigen Krankenkassen wie AOKen und Ersatzkrankenkassen niedrigere Verwaltungskosten haben als Krankenkassensysteme mit vielen Krankenkassen wie Betriebskrankenkassen.
Schaut man sich die veröffentlichten Finanzstatistiken nach Kassenarten an, so wird diese These schnell widerlegt. Denn alle Betriebskrankenkassen (über 80) haben im Durchschnitt deutlich geringere Verwaltungskosten als die Ersatzkassen oder AOKen. Selbst, wenn man Verwaltungskosten optimal einsparen würde, so reden wir von finanziellen Auswirkungen von maximal 0,025 Beitragssatzpunkten. Das ist nicht einmal ein Beitragssatzzehntel. Bei einer Spreizung der Zusatzbeiträge von bis zu 1,7 Prozent ist die Einsparung von Verwaltungskosten zwar gut und richtig, hat aber überhaupt keine Auswirkungen.
Im Übrigen: Die Spitzengehälter der Vorstände von kleinen Krankenkassen sind oft deutlich niedriger als die von größeren Krankenkassen. Dort müssen Hauptabteilungsleiter auch bezahlt werden.
Fusionen, um die Marktmacht zu stärken
Das Argument: Durch Fusionen wird die Marktmacht gestärkt. Das heißt, dass durch Bündelung von Nachfrage bessere Preise in der Versorgung zu erreichen sind.
Fakt: Auch das ist empirisch nicht zu belegen. Auch, wenn größere Krankenkassen oft für ihr eigenes Haus besondere Verträge schließen, sind diese nicht immer günstiger als andere bestehende Verträge. In aller Regel werden gute Versorgungspreise sowohl von größeren und kleineren Einheiten jeweils oder zusammen nur durch Bündelung erreicht. Warum sollten Krankenkassen ansonsten fusionieren?
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