- Von Lorenz Klein
- 27.03.2017 um 10:40
Einer aktuellen Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) zufolge könnte die Finanzierungslücke in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) bis 2030 auf knapp 36 Milliarden Euro pro Jahr anwachsen, bis 2040 dann auf gut 51 Milliarden. In der Pflegeversicherung werden demnach 2030 knapp acht Milliarden und 2040 rund 10 Milliarden Euro im Jahr fehlen.
Die IW-Wissenschaftler führen das wachsende Defizit auf den demografische Wandel zurück: Da die Zahl der älteren Menschen stetig zunehme, steige die Zahl der Kranken und Pflegebedürftigen. Zugleich sinken laut Institut die Einnahmen, weil es immer weniger erwerbstätige Beitragszahler gibt.
4,6 Prozentpunkte mehr Beitrag in der GKV?
Sofern der Leistungsumfang der beiden Versicherungszweige beibehalten werde und die Steuerzuschüsse konstant blieben, müssten die Beitragssätze steigen, folgert das IW – und das in deutlichem Umfang: Für die Krankenversicherung würde dies ein Beitragssprung von aktuell 14,6 Prozent auf 19,2 Prozent in 2040 bedeuten, in der Pflegeversicherung würde der Beitrag von derzeit 2,55 Prozent – beziehungsweise 2,8 Prozent für Versicherte ohne Kinder – auf durchschnittlich 3,2 Prozent in 2040 steigen.
„Die Arbeitslosenversicherung miteinbezogen, müsste nach derzeitiger Entwicklung langfristig über die Hälfte des Bruttoeinkommens an die Sozialversicherung abgegeben werden – dabei sind Steuern noch nicht berücksichtigt“, lautet ein Fazit der Studienautoren.
Forscher sehen „dringenden Handlungsbedarf“
„Diese Zahlen verdeutlichen den dringenden Handlungsbedarf für die Politik“, sagt Susanna Kochskämper, IW-Expertin für die soziale Sicherung. So seien Reformen in der gesetzlichen Kranken- und der sozialen Pflegeversicherung ebenso dringend geboten wie in der gesetzlichen Rentenversicherung.
Forscher empfehlen, den Leistungskatalog zu überprüfen
Die Diskussion über die finanzielle Tragfähigkeit der gesetzlichen Rente während der vergangenen Monate habe dazu geführt, dass die anderen Sozialversicherungszweige in den Hintergrund getreten seien, so die Autoren.
Die Wirtschaftswissenschaftler schlagen der Politik unter anderem diese Gegenmaßnahmen vor: „Reformen der Finanzierungsseite, aber insbesondere neue Verfahren zur Gestaltung der Leitungskataloge und neue Organisationsformen für die medizinischen und pflegerischen Leistungserbringer” seien dringend notwendig, heißt es. Letztere würden eine ressourcenschonendere Versorgung der Patienten und Pflegebedürftigen bei gleichbleibender Qualität versprechen, so die Autoren.
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