- Von Lorenz Klein
- 23.02.2017 um 17:42
Die ohnehin schon dramatisch angespannte Situation im britischen Gesundheitswesen dürfte sich künftig noch weiter verschärfen. So ergab eine aktuelle BMA-Umfrage an Kliniken im Königreich, dass sich 42 Prozent aller nicht-britischen Allgemeinmediziner aus dem Europäischen Wirtschaftsraum nach der Brexit-Entscheidung mit dem Gedanken tragen, die Inseln zu verlassen. In diesem Fall müsste das britische Gesundheitswesen auf knapp 13.000 Ärzte verzichten, schreibt der Spiegel.
„Monumentales, nicht zu beherrschendes und ineffizientes System“
Auch in Großbritannien selbst wächst die Kritik am NHS. Diese hat mit der üblichen Mäkelei an einem bei vielen Briten nach wie vor beliebten System nichts mehr zu tun. Der NHS sei ein „monumentales, nicht zu beherrschendes und ineffizientes System“, das nicht in der Lage sei, sich an die künftigen Herausforderungen anzupassen, schreibt der Wissenschaftler Karol Sikora in einem Gastkommentar für die berüchtigte Boulevardzeitung The Sun.
Nirgendwo in Westeuropa seien die Zielvorgaben nachlässiger, meint Sikora und verweist auf eine angeblich sechsmonatige Wartezeit für eine Routine-Op sowie eine zweimonatige Zwangspause bis zum Beginn einer Tumor-Therapie.
Die marktliberal ausgerichtete Sun gilt ohnehin nicht als Freund der „letzten Bastion eines selbstgerechten Sozialismus“ (Sikora). Um die massive Unterfinanzierung des Systems zu beseitigen, schlägt der Kommentator vor, den NHS zu einer Art steuerbasierten Bürgerversicherung (insurance scheme) umzubauen. Diese solle für die Basisversorgung der Patienten aufkommen.
Zugleich solle die Regierung „eine Fülle von Privatanbietern“ den Weg ins Gesundheitssystem ebnen. Der Zugang sowie die Firmen selbst sollten dabei ordentlich reguliert werden, so der Wissenschaftler, um ein „Desaster“ wie einst in der britischen Finanzindustrie zu verhindern.
0 Kommentare
- anmelden
- registrieren
kommentieren