- Von Lorenz Klein
- 05.07.2023 um 15:49
Natürlich sind die Beiträge in der privaten Krankenvollversicherung (PKV) auch 2023 wieder gestiegen. Spannend ist, um wie viel? Antworten liefert nun eine Tarif-Auswertung das Analysehauses Morgen & Morgen im Rahmen des „M&M Rating PKV-Beitragsstabilität“. Die Analysten ermittelten für 2023 eine durchschnittliche Preiszunahme im Neugeschäft um 2,04 Prozent – was einem nahezu identischen Anstieg im Vergleich zum Vorjahr entspricht (2,07 Prozent). Kurzum: Alles entspannt an der Preisfront, oder?
Nicht ganz, denn in der privaten Krankenversicherung zeichne sich weiterhin „ein leichter Anstieg der Beiträge ab“, wie es bei Morgen & Morgen heißt. Diese Tendenz stehe jedoch nicht im Zusammenhang mit der aktuellen Inflation, wie die Analysten betonen. Die diesjährigen Preissteigerungen, offiziell als Beitragsanpassungen (BAP) bekannt, liegen – wie bereits in der Vergangenheit auch – „hauptsächlich am medizinischen Fortschritt und an der Alterung des Bestands“.
Kurzer Rückblick: 2021 lagen die Beitragssteigerungen im Neugeschäft durchschnittlich bei 2,53 Prozent, 2020 bei 1,77 Prozent und im ersten Ratingjahrgang nach Einführung der Unisex-Tarife bei 1,44 Prozent (siehe erste Grafik).
„Der Anstieg 2021 fällt leicht aus dem Muster, da in diesem Jahrgang Anbieter mit sehr vielen Tarifkombinationen Anpassungen vorgenommen haben“, erläutern die Experten von M&M. Das aktuelle Ergebnis sowie das Ergebnis im Vorjahr setzten nun die Reihe mit einem Trend des leichten Anstiegs fort. „Die steigende Tendenz der Beiträge im Neugeschäft pendelt sich aktuell auf einem niedrigen Niveau ein“, fasst Thorsten Bohrmann, Senior Versicherungsanalyst bei Morgen & Morgen, die Lage zusammen.
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Aber nun ein Blick in die Details des „M&M Rating PKV-Beitragsstabilität“. Untersucht wurden Neugeschäftsbeiträge und Beitragsanpassungen der PKV-Tarife marktweit. Nur Tarife, die bereits seit mindestens fünf Jahren auf dem Markt sind, wurden im Rating berücksichtigt.
Hier zeigt sich, dass die schlechten Bewertungen von ein und zwei Sternen insgesamt leicht zugenommen haben (siehe zweite Grafik). Heißt: Es gibt mehr Tarife mit höheren Beitragsanpassungen. Die Vier-Sterne-Riege, deren Anpassungen nur sehr gering sind, hat im Gegenzug leicht abgenommen. Dessen ungeachtet zeigten die fünf Sterne-Bewertungen in diesem Jahr einen punktuellen Zuwachs. „Insgesamt sind damit immer noch mehr als die Hälfte der Tarife mit vier und fünf Sternen bewertet“, resümieren die Analysten.
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Neben den langsam alternden Tarifbeständen können Thorsten Bohrmann zufolge weitere Faktoren zu Anpassungen der Beiträge führen in der nahen Zukunft. So bleibe etwa hinsichtlich der Corona-Pandemie eine Restunsicherheit bezüglich der zukünftigen Entwicklung der Leistungsausgaben. Bohrmann verweist hier beispielsweise auf erhöhte Kosten aufgrund aufgeschobener Behandlungen unerkannter Krankheiten oder durch Post-Covid-Behandlungen.
Und weiter: Vor allem die Inflation sowie die Energiekrise aufgrund des Ukraine-Krieges werden sich laut M&M auf die Preisentwicklung im Gesundheitswesen auswirken. „Wir sehen aktuell das Risiko einer inflationsbedingten Steigerung der Leistungsausgaben“, sagt Bohrmann.
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