- Von Lorenz Klein
- 11.01.2018 um 10:19
Was haben März, Juni, September und Dezember gemeinsam? Genau, am Ende dieser Monate endet zugleich auch ein Quartal – und viele Ärzte setzen dann den Rotstift an.
Laut einer Studie der Universität Hamburg, die der Süddeutschen Zeitung (SZ) vorliegt, sind gesetzlich versicherte Patienten am Ende jedes Quartals häufig gezwungen, auf Bereitschaftsdienste auszuweichen, weil sie von der Praxis weggeschickt werden.
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Die Wissenschaftler stützen ihre Erkenntnis auf Daten der Techniker Krankenkasse aus den Jahren 2013 und 2014 und werteten dabei die 30 häufigsten Untersuchungen in Haus- und Facharztpraxen aus. Demnach nahmen Ärzte zum Ende eines Quartals stets weniger Patienten für einen Routinetermin an. Viele Patienten müssten daher am Quartalsende einen ärztlichen Bereitschaftsdienst konsultieren, heißt es in der Studie. So stiegen Bereitschaftseinsätze vier Wochen vor Quartalsende um 19 Prozentpunkte an. Sobald das neue Quartal begann, stieg die Zahl der Termine hingegen wieder sprunghaft an.
Vor allem Hausärzte sollen demnach alle drei Monate ihre komplette Praxistätigkeit einschränken. Der Grund: Mehr als 86 Prozent der Untersuchungen, die sie ihren Kassenpatienten anbieten dürfen, unterliegen laut SZ einem begrenzten Budget.
„Führt ein Arzt in einem Quartal mehr Patientengespräche, als von den Kassen vorgegeben, oder überschreitet er sein Limit an Routineuntersuchungen, dann wird ihm für diese Leistung weniger bezahlt als sonst“, berichtet die SZ.
Für ambulante Operationen, Impfungen oder bei der Behandlung von Schwangeren und Krebskranken zahlten die Kassen hingegen für jeden Termin immer dasselbe Geld.
Für Privatpatienten gibt es „kein Limit“
Patienten, die privat versichert sind, erlebten hingegen gar keine Engpässe, heißt es. „Für sie gibt es kein Limit“, schreibt die Zeitung.
Wie wäre es also, das Preislimit für Ärzte einfach aufzuheben, wie es jüngst der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, forderte? Die Hamburger Forscher winken ab: „Sobald Ärzte Untersuchungen ohne Ende abrechnen könnten, drohe eine ‚Kostenexplosion‘“, zitiert die SZ, die an der Studie beteiligten Gesundheitsökonomen.
SPD setzt sich für Honorarangleichung ein
Die SPD setzt sich in den Koalitionssondierungen für eine Bürgerversicherung ein. Kerngedanke: Die unterschiedlichen Honorare, die Ärzte bei privat und gesetzlich Versicherten berechnen können, sollen angeglichen werden.
Einige skandinavische Länder hätten das Quartalsproblem anders gelöst, schreibt die SZ. Hier würden viele ambulante Ärzte nicht nach Termin bezahlt, sondern mit einem festen Monatsgehalt entlohnt.
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