- Von Oliver Lepold
- 15.07.2020 um 15:21
Wer sich als gesetzlich Versicherter einen besseren Standard für die eigene Gesundheitsversorgung sichern möchte, schließt eine private Krankenzusatzversicherung ab. Besonders häufig nachgefragt werden dabei stationäre Krankenhauszusatztarife sowie Zahnzusatzversicherungen. In den vergangenen Jahren hat sich in dieser Sparte viel getan, Versicherer werben offensiv mit Innovationen und günstigen Tarifen um Kunden.
„Die Verpackung wird immer schöner, aber der Inhalt tritt in den Hintergrund“, kritisiert Gerd Güssler, Geschäftsführer von KVpro.de, einem unabhängigen Marktbeobachter für die Krankenversicherung in Deutschland. Laut dem Experten reagieren die Versicherer auf die Nachfrage – die Kunden möchten schnell online abschließen können und einen möglichst günstigen Beitrag. Dies sei etwa bei den Zahnzusatztarifen zu beobachten. „Ein Implantat kostet 3.000 Euro. Wenn ein Tarif, der Implantate absichert fünf Euro im Monat kostet, kann die Rechnung nicht aufgehen“, warnt Güssler. Die in solchen Tarifen versteckten Preisverzeichnisse, Summenbegrenzungen und Wartezeiten würden oft übersehen – zum Teil auch von Maklern. Im Leistungsfall sei der Kunde dann enttäuscht.
Einkommen im Krankheitsfall
Nicht immer stimmt der Fokus: „Die Menschen versichern lieber ihr Handy als ihre Existenzgrundlage, dabei sollte das Nettoeinkommen bei Krankheit an erster Stelle kommen“, so der Krankenversicherungsexperte. Mit einer Krankentagegeldversicherung sichert sich der Kunden auch bei längerer Krankheit sein Einkommen. Wer gesetzlich versichert ist, erhält ansonsten lediglich sechs Wochen lang eine Lohnfortzahlung vom Arbeitgeber, danach zwischen 70 Prozent des Brutto- und 90 Prozent des Nettoeinkommens für ein Jahr. Viele Erkrankungen wie Krebs oder ein Burnout halten aber meist wesentlich länger an. Ohne weitere Absicherung kann dies dazu führen, dass der Versicherte bis auf die Stufe von Hartz IV abrutscht.
Erst nach dem Krankentagegeld sollte man über stationäre oder ambulante Krankenzusatztarife nachdenken. Ambulante Krankenhauszusatztarife sind in erster Linie für Versicherte interessant, die in der GKV die Kostenerstattung wählen, um dann zu 100 Prozent Privatpatient zu sein. Stärker nachgefragt werden stationäre Tarife. Wichtig hier ist, dass man Arzt, Krankenhaus und Behandlung frei wählen kann.
Vergleichsportale haben Grenzen
Nicht alle Vermittler sind aufgrund der preisgetriebenen Komplexität der Tarife über die Fallen und Feinheiten der Krankenzusatzversicherungen aufgeklärt. „Leistungsbegrenzungen und -einschränkungen stehen in den Allgemeinen Versicherungsbedingungen. Diese zu lesen, steht nicht im Verhältnis zum erzielbaren Provisionsumsatz, daher unterlassen Vermittler dies oftmals“, betont Güssler. Sich stattdessen auf Online-Vergleichsportale wie zum Beispiel Check24 zu verlassen, kann indes auch schiefgehen. Denn diese orientieren sich, so Güssler, oft viel zu sehr am Preis und nicht an der tatsächlichen Leistungsfähigkeit eines Zusatztarifs. An einer akribischen Tarifanalyse kommt der Vermittler demnach nicht vorbei.
Von Produkten, die verschiedene Leistungsaspekte zusammenfassen, rät Güssler strikt ab. „Es ist selten, dass ein Kombiprodukt genau die individuellen Wünsche eines Kunden zu 100 Prozent berücksichtigt“. Allein aus Gründen der Flexibilität sollten besser einzelne Versicherungen abgeschlossen werden. Diese können auch einzeln gekündigt werden, wenn sie nicht mehr benötigt werden. Zusatztarife werden meist langfristig abgeschlossen. Ein Update ist nur notwendig, wenn sich die Lebensumstände des Kunden gravierend verändern, etwa wenn der Jobstatus zwischen angestellt und selbstständig wechselt. Auch dies spricht für einzelne Bausteine.
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Was kostet der Zusatztarif insgesamt?
Ein weiteres wichtiges Kriterium ist die Frage, ob der gewählte Tarif Altersrückstellungen bildet. „Wir zeigen auf dem Vergleichsportal www.KV-FUX.de, was der Kunde heute zahlt und wie sich sein Beitrag bis 65 Jahren verändert. Der Kunde sollte nicht nur auf den Preis, also den monatlich zu zahlenden Beitrag, sondern auf die aufzuwendende Gesamtsumme schauen“, so Güssler. Seine Checkliste für den Abschluss von Krankenzusatztarifen umfasst daher drei Fragen:
- Leistet die Police inhaltlich genau diesen Schutz, den der Kunde benötigt, falls ihm etwas zustößt?
- Werden Altersrückstellungen gebildet?
- Was kostet das Produkt insgesamt über die Laufzeit?
Letztlich kommt es in den Vergleichs-, Rang-, oder Ergebnislisten nicht auf die Position eines Tarifes an, sondern nur auf den Inhalt, den der Kunde braucht und sich wünscht.
Krankenzusatzversicherung: Schöne Verpackung, Inhalt egal?
Vor 3 Jahren[…] oftmals die tatsächlichen Leistungen eines Tarifs in den Hintergrund, erklärt Gerd Güssler in der Pfefferminzia. Er ist Geschäftsführer des unabhängigen Marktbeobachters KVpro.de. Die Folge: Bei einem […]
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