- Von Lorenz Klein
- 22.11.2021 um 13:30
Was die Rating-Agentur Assekurata im Juni 2021 zu vermelden hatte, ließ an Deutlichkeit nichts vermissen: „Der Niedrigzins hat die private Krankenversicherung (PKV) auch 2021 fest im Griff und schlägt mit hohen Beitragsanpassungen in der Voll- und Pflegeversicherung durch.“ Ein Quantum Trost wussten die Marktbeobachter dann aber noch zu spenden – denn zwei Sätze weiter hieß es laut Mitteilung: „Als Lichtblick erweist sich wachstumsseitig weiterhin die Zahnzusatz- sowie die betriebliche Krankenversicherung (bKV), die immer mehr an Fahrt gewinnt.“
Diese Krankenzusatzversicherer gewannen und verloren die meisten Kunden
„Immer mehr Leistungen zu sehr attraktiven Beiträgen“
Frauen achten mehr auf ihre Zähne als Männer
Dass die Zahnzusatzversicherung den Versicherern und ihren Vertriebspartnern immer noch recht viel Spaß zu machen scheint, kann Makler und Zahntarif-Spezialist Oliver Mest bestätigen: „Der Markt ist in Bewegung, und zwar heftig. Viele Anbieter sind in den letzten Monaten mit neuen Tarifen herausgekommen.“
Dass sich die Branche nicht über mangelnde Nachfrage beklagen kann, zeigt auch ein frischer Blick ins Zahlenwerk: „2020 hatten wir 16.935.100 Zahnzusatzversicherungen im Bestand. Das entspricht einem Plus von 539.200 Versicherungen beziehungsweise 3,29 Prozent gegenüber 2019“, teilte ein Sprecher des PKV-Verbandes auf Basis vorläufiger Daten gegenüber Pfefferminzia mit. 16,9 Millionen Policen. Zehn Jahre zuvor, Ende 2010, notierte der Bestand bei 12,2 Millionen Verträgen. Ist die Zahnzusatzversicherung für die PKV also so eine Art, nun ja, VW-Käfer? Von dem hieß es ja immer: Der läuft und läuft und läuft.
Wie profitabel ist das Wachstum bei Zahntarifen?
Nachgefragt bei Abdulkadir Cebi, Bereichsleiter Analyse bei Assekurata: „Der Absatz von Zahnzusatzversicherungen steigt kontinuierlich an, sowohl als Einzelversicherung als auch in der bKV.“ Doch man fragt sich schon, wie profitabel dieses Wachstum eigentlich sein kann? Gehen die Anbieter angesichts der hohen Wettbewerbsintensität womöglich schon – pardon – auf dem Zahnfleisch? „Nach unseren Erkenntnissen handelt es sich in der Regel um ein profitables Feld, auch wenn immer mehr Leistungen zu sehr attraktiven Beiträgen angeboten werden“, sagt Analyst Cebi.
So sei der Großteil der aktuellen Zahnzusatztarife nach Art der Schadenversicherung, also unter anderem ohne Alterungsrückstellungen, kalkuliert. Hierdurch könnten die Versicherer „niedrige beziehungsweise attraktive Beiträge“ darstellen. Dass sich das für viele Anbieter unterm Strich lohnt, erklärt Assekurata-Mann Cebi so: „Versicherer, die einen hohen Anteil an Zusatzversicherungen im Bestand haben, weisen hohe versicherungsgeschäftliche Ergebnisquoten auf, das heißt nach Abzug von Schadenzahlungen und Betriebskosten sind die Tarife noch sehr lukrativ. Das macht dieses Feld attraktiv. Zudem bieten Zahnzusatzversicherungen auch Kontaktanlässe, um Kunden weitergehend beraten zu können.“
Auch betont der Marktbeobachter, dass die sogenannte Zahnstaffel, also die maximale Erstattung in den ersten Versicherungsjahren, „ein Stück weit positiv“ auf die Profitabilität wirke. „Nicht zuletzt besteht die Möglichkeit, mit zielführenden Gesundheitsfragen bei Antragstellung die Profitabilität zu beeinflussen, wobei dieser Aspekt tendenziell kundenfreundlicher gestaltet wird.“ Anders ausgedrückt: Die auskömmliche Kalkulation ist und bleibt ein Balanceakt.
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