- Von Lorenz Klein
- 06.09.2023 um 15:29
Ukrainekrieg, Inflation und Zinswende – die privaten Krankenversicherer (PKV) in Deutschland haben es auch in diesem Jahr nicht leicht. „Doch die PKV trotzen diesen Entwicklungen mithilfe ihrer soliden Aufstellung“, teilt das Analysehaus Morgen & Morgen aus Anlass seines neuen Ratings „KV-Unternehmen“ mit.
Dazu wurden 30 Gesellschaften anhand von 13 Bilanzkennzahlen aus den Bereichen Erfolg, Sicherheit und Bestand durchleuchtet. Über die Hälfte der analysierten Versicherungsgesellschaften erweist sich demnach als sehr stark: acht Gesellschaften erhalten die Maximalbewertung von fünf Sternen („ausgezeichnet“): Allianz, Alte Oldenburger, DEVK, Hanse-Merkur, LVM, R+V, Signal Iduna und Universa.
Für 15 Gesellschaften reichte es für vier Sterne („sehr gut“). Fünf weitere Versicherer wurden „durchschnittlich“ (drei Sterne) bewertet, zwei Unternehmen als „schwach“ erachtet: Concordia und Huk-Coburg. Als „sehr schwach“ wurde kein Versicherer eingestuft.
„Die privaten Krankenversicherer haben sich auch in dieser unruhigen Zeit als stark erwiesen“, kommentiert Thorsten Saal, Prokurist und Bereichsleiter Mathematik bei Morgen & Morgen, die Ergebnisse. „Auch wenn der Vergleich zum Vorjahr aufgrund der Änderungen nicht direkt möglich ist, schneiden viele Versicherer nun gleich oder leicht verbessert ab“, fährt Saal fort.
Zum Hintergrund: Das M&M Rating KV-Unternehmen hat in diesem Jahr eine Umstrukturierung erfahren. Das Gesamtrating setzt sich nun – analog zum bereits aktualisierten M&M Rating LV-Unternehmen – aus drei weiteren Teilratings zusammen: Erfolg, Sicherheit und Bestand. Neue Ratingbestandteile sind dabei die Solvency II-Kennzahlen im Teilrating Sicherheit sowie die Überzinsquote für das Teilrating Erfolg. „Das ermöglicht ergänzend zu dem Gesamtblick auf das Unternehmen einen Einblick in die wesentlichen Kennzahlen“, erläutert Saal.
Eine weitere Neuerung ist laut M&M das Verfahren der Punktevergabe. Anstelle der bisher verwendeten relativen Punktevergabe anhand der Normalverteilung wurde auf ein Benchmark-Verfahren umgestellt. Somit können Besonderheiten bei den einzelnen Kennzahlen flexibler berücksichtigt werden.
>>> Hier geht es zu den Ergebnissen und den methodischen Grundlagen des Ratings
Auch zur Marktlage geben die Analysten ihre Einschätzung ab – hier stehe die Branche ganz im Zeichen der „rasanten Trendwende am Kapitalmarkt 2022“. Diese beeinflusse die Situation der Versicherer ganz maßgeblich. Erhöhte Leitzinsen zur Eindämmung der Inflation sorgten dafür, dass die Zinsen weltweit deutlich angestiegen sind. „Durch die hohe Geschwindigkeit dieser Veränderungen haben die meisten Versicherungsgesellschaften im Saldo keine Bewertungsreserven mehr in den Kapitalanlagen, sondern stille Lasten. Wie sich Inflation und Energiekrise auf die Leistungsausgaben, etwa für medizinische Hilfsmittel und Medikamente der PKV auswirken, ist bisher noch nicht abzusehen und dürfte sich erst in den Folgejahren zeigen.“
Und weiter: Insgesamt verzeichnen die PKV für 2022 – nach einem reduzierten Einreichverhalten während der Corona-Pandemie – wieder eine „Rückkehr zur Normalität“ bei den Behandlungskosten. Alternde Bestände und medizinischer Fortschritt bleiben zentrale Kostentreiber. Weiterhin sind in der Privaten Krankenvollversicherung etwa gleich viele natürliche Personen versichert wie in den Vorjahren. In den Zusatzversicherungen bricht die hohe Wachstumsrate der Vorjahre ein. Sie beträgt nun 1,6 Prozent, im Vergleich zu 3,0 Prozent im Jahr 2021.
„Die Herausforderungen für die PKV waren 2022 nicht klein – umso erfreulicher ist es, dass sie diese bislang sehr gut meistern“, resümiert Saal.
1 Kommentare
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kommentierenjan.lanc@deuass.de
Vor 1 JahrHUK nur schwach, das sollte den Kunden klar sein wenn nur nach Preisen geschaut wird!