- Von Juliana Demski
- 15.06.2021 um 19:01
Die private Krankenversicherung (PKV) ächzt unter der Last der Niedrigzinsen, schreiben die Experten der Rating-Agentur Assekurata in ihrem alljährlichen Martkausblick auf die Branche. Vor allem die Pflegezusatzversicherung gerate dadurch ins Stottern. Als Lichtblick erwiesen sich wachstumsseitig weiterhin die Zahnzusatz- und die betriebliche Krankenversicherung (bKV).
Wirtschaftlich habe die Branche die Corona-Pandemie 2020 gut überstanden. „Hierzu trug auch ein pandiemiebedingt vergleichsweise moderater Leistungsausgabenanstieg in der Vollversicherung bei“, heißt es im Studienpapier.
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„Durch die pandemiebedingt geringere Zahl an Arztbesuchen und Krankenhausaufenthalten sind die Leistungsausgaben in der Vollversicherung 2020 mit voraussichtlich 2,9 Prozent deutlich moderater angestiegen als in den beiden Vorjahren, in denen die Kostensteigerungen über 4 Prozent lagen“, kommentiert Gerhard Reichl, Fachkoordinator Krankenversicherung bei Assekurata, die Ergebnisse. „Zusätzlich haben insbesondere die Beitragsanpassungen in der Pflegepflichtversicherung dazu beigetragen, dass die PKV im Geschäftsjahr 2020 ihr versicherungsgeschäftliches Ergebnis deutlich von 4,9 Milliarden auf rund 5,7 Milliarden Euro steigern konnte.“
Kapitalmarkt von Corona heftiger getroffen
Am Kapitalmarkt habe die Corona-Pandemie dagegen „deutliche Spuren hinterlassen“, heißt es im PKV-Marktausblick 2021 weiter. Das Kapitalanlage-Ergebnis sei von 9,5 Milliarden auf circa 8,7 Milliarden Euro zurückgegangen, was einer Nettoverzinsung von knapp 2,9 Prozent entspreche. „Dieser Rückgang ließ sich auch nicht durch den Gewinnanstieg im Versicherungsgeschäft kompensieren, wodurch insgesamt auch das Rohergebnis nach Steuern marktweit um 0,3 Milliarden auf rund 5,7 Milliarden Euro sank“, schreiben die Experten weiter.
In Sachen Personenwachstum sei ebenfalls eine weniger gute Nachricht zu verkünden. Denn hier ist es laut der Untersuchung erneut nach unten gegangen (-0,1 Prozent). „Im Vergleich zu 2011 wechseln mittlerweile deutlich weniger gutverdienende Angestellte und auch Selbstständige von der gesetzlichen Krankenversicherung in die PKV“, schreiben die Analysten. Im Gegensatz dazu habe sich jedoch zuletzt die Zahl der Neuzugänge im Beihilfesegment erhöht. „Hier macht sich die steigende Beschäftigtenzahl im öffentlichen Dienst positiv bemerkbar“, so Reichl.
Hamburger Modell bisher „ohne spürbare Auswirkungen“
Die Ausweitung des Hamburger Modells (Beihilfe-Empfänger) und das Versichertenentlastungsgesetz (Selbstständige) hätten somit bislang bei beiden Kundengruppen bislang keine spürbaren Auswirkungen auf das Neugeschäft der PKV gehabt, schlussfolgern die Experten aus den Ergebnissen der Untersuchung. Beitragsseitig habe die Branche ähnlich wie 2010 und 2017 zwar einen Rekordzuwachs von rund 1,8 Milliarden Euro verzeichnet. Dieser beruhe jedoch zu einem Großteil auf Beitragsanpassungen – diesmal vor allem in der besonders zinssensitiven Pflegeversicherung.
Und auch die Zinsanforderung betrug 2020 lediglich 7,5 Milliarden Euro – dank der Beitragsanpassungen und dem daraus resultierenden Rechnungszins von mittlerweile nur noch 2,66 Prozent. Ohne Absenkung, also bei einem Rechnungszins von 3,50 Prozent, hätte sie den Analysten zufolge bei 9,8 Milliarden Euro gelegen.
„Dies verdeutlicht die entlastende Wirkung des aktuariellen Unternehmenszinses auf die Unternehmen, für die dadurch eine Fortsetzung der Niedrigzinsphase zumindest ökonomisch kein Problem darstellen dürfte“, erläutert Reichl. Ein Indiz hierfür seien auch die Solvenzquoten, die in der PKV ohne Übergangsmaßnahmen und Volatilitätsanpassung mit durchschnittlich 397 Prozent „deutlich höher ausfallen als in der Lebensversicherungssparte mit durchschnittlich gut 200 Prozent“.
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