- Von Juliana Demski
- 23.07.2018 um 15:37
Bestandsabrieb setzt sich fort
Unter dem Strich dominieren allerdings Themen, die sich für die PKV als nicht sehr motivierend erweisen. Bereits im abgelaufenen Geschäftsjahr 2017 musste die Branche in der Vollversicherung mit minus 0,2 Prozent „erneut einen Bestandsabrieb hinnehmen“, berichten die Autoren.
Zwar setzte sich im Beihilfesegment der Trend steigender Zuwachsraten (plus 0,9 Prozent) weiter fort, allerdings mussten die Unternehmen bei den Normalversicherten mit minus 1,3 Prozent erstmals seit 2014 wieder einen höheren Bestandsverlust als im Vorjahr (minus 0,9 Prozent) verkraften.
„Daran dürfte sich auch im kommenden Jahr nichts ändern, da der Gesetzgeber mit dem Versichertenentlastungsgesetz die Wettbewerbsposition der Vollversicherung weiter geschwächt hat“, fasst Reichl zusammen.
Immerhin: In der Zusatzversicherung hat sich die Wachstumsrate leicht von 1,3 auf 1,7 Prozent verbessert, obwohl das Nettowachstum beim Wachstumstreiber Pflegetagegeld im Vergleich zum Vorjahr deutlich geringer ausfiel, wie es heißt.
Und dennoch: Der Rucksack, den die Branche zu schultern hat, wiegt schwer. Das zeigt auch der Blick auf die weiteren Herausforderungen, die es zu lösen gilt:
Treuhänderstreit
Zum Jahreswechsel 2017 haben viele Krankenversicherer die Beiträge in den von einer Anpassung betroffenen Tarifen zum Teil deutlich erhöhen müssen. Laut Marktanalyse zweifeln einige Versicherte jedoch an der Rechtmäßigkeit von durchgeführten Beitragsanpassungen und in diesem Zusammenhang an der Unabhängigkeit der Treuhänder. Diese war wohl nach Auffassung der Gerichte im Fall von Axa und DKV nicht gegeben, sodass bestimmte Beitragsanpassungen für unwirksam erklärt wurden.
Dies sorge für Verunsicherung, bemerken die Analysten, sodass als Reaktion hierauf erste Gesellschaften bereits überlegten, den Treuhänder nicht mehr bei der Überprüfung der Erstkalkulation einzusetzen. Diese sei aber aus Versichertensicht wünschenswert. Wichtig sei nun vor allem eine gewisse Sorgfalt der Verantwortlichen.
Rechnungszins
Assekurata schaute sich auch die Beitragsanpassung zum Jahresbeginn an. Hier reduzierte sich der durchschnittliche unternehmensindividuelle Rechnungszins bei der von der Ratingagentur geratenen Krankenversicherern von 3,06 Prozent auf 2,90 Prozent. Den Versicherern gelinge es bis heute nicht, die Lücke zwischen Rechnungszins und Unternehmenszins (AUZ) zu verringern. Grund dafür ist die seit 2012 stetig sinkende laufende Durchschnittsfinanzierung der Kapitalanlage.
Laut Assekurata ist der AUZ-Durchschnitt im Jahr 2018 von 2,87 Prozent auf 2,70 Prozent gesunken. Der Rechnungszins müsste also ebenfalls um rund 20 Basispunkte sinken, um diesen Wert zu erreichen. „Allein dieser Umstand zieht nach unseren Erfahrungen eine Beitragssteigerung von 2 Prozent bis 3 Prozent nach sich“, so Reichl. „Die Niedrigzinspolitik wird auch in den kommenden Jahren für Beitragsanpassungen durch weitere Rechnungszinsabsenkungen sorgen. Nachhaltige Ruhe an der Beitragsfront ist also vorerst nicht in Sicht“, erklärt der Experte.
Pflegeversicherung wird teurer
Dazu trage auch die angekündigte Anpassung in der Pflegepflichtversicherung bei. Bereits 2017 gab es Beitragserhöhungen aufgrund der Pflege-Reform. Ähnlich sehe es nun auch in der Pflegergänzungsversicherung aus. Im Assekurata-Durchschnitt stiegen die Bestandsbeiträge 2017 um rund 9 Prozent und um bis zu 30 Prozent. Dies, so Assekurata, könnte mitverantwortlich sein für den Wachstumseinbruch in der Branche.
„Eine zinsunabhängige Tarifierung ohne Altersrückstellung bis zu einem bestimmten Alter könnte auch in der Pflegetagegeldversicherung künftig weitere Verbreitung im Markt finden“, sagt Reichl voraus. „Hierdurch profitieren gerade jüngere Menschen von besonders günstigen Einstiegsprämien, was den Unternehmen einen besseren Zugang zu den Altersgruppen ermöglichen würde, die bislang wenig empfänglich für das Thema Pflege sind.“
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