- Von Lorenz Klein
- 14.09.2017 um 11:15
Und welche Risiken sehen Sie?
Hertwig: Früher wurden Rechnungen vom Versicherten einmal im Quartal gesammelt und dann eingereicht. Künftig erfolgt der Kontakt zum Anbieter viel häufiger. Daraus ergibt sich die Herausforderung, dass sich die Unternehmen, wie es Herr Taube richtig sagte, vom reinen Rechnungserstatter zum Gesundheitsdienstleister wandeln müssen. Dieser Wandel kann nur gelingen, wenn man an die viel zitierten Touchpoints des Kunden kommt und sich als persönlicher Begleiter erweist.
Gibt es das Prinzip Pay-as-you-live bald auch in der PKV?
Hildebrandt: Ich hoffe nicht. Die private Krankenversicherung ist ein Kollektiv, und die Wichtigkeit des Kollektivs sollte man in diesen Zeiten verstärkt hervorheben. Als Branche sollten wir daher von derartigen Überlegungen Abstand nehmen. Außerdem gilt: Wenn jemand mittels eines Armbands seine Schritte zählt, erhält man als Versicherer keinerlei Aussage darüber, ob derjenige weniger Krankheitskosten verursachen wird.
Hertwig: Ich bin zwar Ihrer Meinung, dass es besser wäre, wenn dieses Szenario nicht eintritt, aber ich denke, dass es eben doch so kommen wird. Viele Kunden interessiert das Kollektiv leider herzlich wenig, denn sie sind gesund und sportlich unterwegs und wollen dies honoriert wissen.
Das Neugeschäft in der Krankenvollversicherung bleibt schwierig: Schon im fünften Jahr in Folge steht ein Minus zu Buche. Bekommt die Branche noch die Kurve?
Stanic: Die private Krankenvollversicherung wird auch in Zukunft eine große Rolle spielen. Die ersten Auswertungen der Geschäftsberichte durch Morgen & Morgen haben zudem ergeben, dass bei einigen Versicherern sehr wohl ein Wachstum im Krankenvollgeschäft zu verzeichnen ist. Zwar ist es hier produktseitig zuletzt ruhiger geworden, dafür passiert im Zusatzbereich viel: In regelmäßigen Abständen kommen neue Tarife auf den Markt. Erfreulich ist dabei, dass die Branche leistungstechnisch weiter nach vorne gegangen ist. Die Transparenz in den Bedingungen hat sich weiter verbessert, und es wird auch klarer definiert, was denn eigentlich versichert ist.
Warum geben trotzdem so viele Makler das PKV-Geschäft auf?
Stanic: Ein wichtiger Aspekt ist, dass die Tarife aufgrund der Qualitätsverbesserungen infolge der Unisex-Reform teurer geworden sind. Zudem sind die Produkte komplexer geworden, was wiederum die Beratung aufwendiger macht.
Auf welche Argumente sollten sich Makler stützen, wenn ein Kunde für die private Krankenversicherung infrage kommt, aber zögerlich agiert?
Taube: Das ist ganz klar das Leistungsversprechen, das in der PKV dauerhaft garantiert ist. Die Alterungsrückstellungen sind demografiegerecht kalkuliert, die GKV hat hingegen ein großes demografisches Problem: Die Stellschrauben für die Politik sind Zusatzbeiträge oder aber die Leistungen weiter auszudünnen.
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