Eine Nasennebenhöhlen-OP wird in einem Operationssaal in einer Klinik in Leipzig (Sachsen) unterstützt durch eine OP-Software durchgeführt. © dpa/picture alliance
  • Von Oliver Lepold
  • 27.09.2018 um 16:20
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Privatversicherte werden besser behandelt, dafür kostet die Mitgliedschaft in der PKV wesentlich mehr und wird im Alter unerschwinglich – so die häufigsten Vorurteile um die PKV. Aber stimmt das tatsächlich? Pfefferminzia überprüft diese häufigen Stereotype und fragt bei einem Experten nach.

Die Vorurteile sind praktisch so alt wie das duale System der Krankenversicherung in Deutschland. Und sie werden regelmäßig befeuert durch Medienberichte über lange Wartezeiten bei Fachärzten für gesetzliche Versicherte oder verarmte Rentner, die ihren Krankenversicherungsschutz verlieren, weil sie ihre gestiegenen PKV-Beträge nicht mehr aufbringen können.

Wir haben Jan Roß, Leiter des Maklervertriebs der Inter Versicherungsgruppe, gebeten, die typischen Vorurteile zu entkräften oder zu bestätigen.

Vorurteil 1: Die PKV wird im Alter immer teurer und schließlich unbezahlbar

Jan Roß: „Falsch. Anders als die GKV kalkuliert die PKV die Beiträge so, dass die Versicherten von Beginn an Vorsorge dafür treffen, dass im Alter der Bedarf an Leistungen steigt und die Beiträge bezahlbar bleiben. Durch die Altersrückstellungen belasten die 9 Millionen Privatversicherten die nachfolgenden Generationen nicht mit der Finanzierung ihrer Gesundheitskosten im Alter. Die PKV hat übrigens trotz Niedrigzinsumfelds 2017 eine Nettoverzinsung von 3,5 Prozent erwirtschaftet. Allein in dem Jahr wuchsen die Rückstellungen um 12,3 Milliarden Euro.“

Vorurteil 2: Die PKV ist für Familien weniger gut geeignet

Roß: „Auch falsch. Zwar gibt es in der PKV keine Familienversicherung, wie sie in der gesetzlichen Krankenversicherung üblich ist. Deshalb müssen Eltern für ihre Kinder einen eigenen Beitrag bezahlen, erhalten aber auch dementsprechende Leistungen. Und die PKV-Unternehmen haben zunehmend Tarife, die auch Leistungsbausteine für Familien enthalten, wie beispielsweise Beitragsfreiheit oder Beitragsrückerstattungen in der Elternzeit. Es besteht auch die Möglichkeit, sich in Familientarifen zu versichern. Ob ein solcher Familientarif sinnvoll ist, oder die Kinder individuell abgesichert werden, kann eine persönliche und individuelle Beratung klären.

Vorurteil 3: Ein Wechsel in die PKV lohnt nur, wenn man jung und gesund ist

Roß: „Was sich lohnt, sollte jeder Versicherte für sich persönlich definieren und damit ist das keine Frage von Alter oder Gesundheit. Bei dem Vorurteil wird versucht, das Thema Krankenversicherung auf einen monatlichen Beitrag zu reduzieren. Das ist zu wenig. Wenn man in die private Krankenversicherung wechseln kann, sollte man Kosten aber auch Leistungen vergleichen. Die GKV-Kosten und verschiedene PKV-Beiträge, eventuell zuzüglich Zuschläge für den aktuellen Gesundheitszustand, müssen dabei langfristig und während des Erwerbslebens aber auch in der Rentenphase betrachtet werden, um einen ganzheitlichen Vergleichswert zu erhalten. Steuerliche Aspekte und gegebenenfalls Arbeitgeberzuschuss müssen mitbetrachtet werden. Erst dann kann jeder für sich selbst entscheiden, ob sich ein Wechsel, ob aus finanziellen Gründen oder aus Leistungsaspekten, lohnt oder nicht.“

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Oliver Lepold

Oliver Lepold ist Dipl.-Wirtschaftsingenieur und freier Journalist für Themen rund um Finanzberatung und Vermögensverwaltung. Er schreibt regelmäßig für Pfefferminzia und andere Versicherungs- und Kapitalanlage-Medien.

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