- Von Joachim Haid
- 15.09.2020 um 11:59
Krankenversicherer sitzen auf einem Schatz an Informationen, um ihre Kunden effektiv im Bereich der Prävention unterstützen zu können. Denn sie sehen, bei welchen Ärzten die Patienten waren, welche Diagnosen gestellt und welche Medikamente verschrieben wurden.
Ein Beispiel hierzu verdeutlicht, wo Vorteile von Apps im Versicherungsbereich liegen können. Bietet ein Krankenversicherer eine App zum Einreichen der Rechnungen an, könnte über diese ausgewertet werden, welche Medikamente verschrieben wurden. Nimmt der Versicherte bereits andere ein, weiß der Versicherer davon in der Regel ebenfalls. Mit diesen Informationen kann der Krankenversicherer nun automatisch prüfen, ob die Kombination dieser Medikamente mögliche negative Wechselwirkungen haben könnte. Ähnliches bietet beispielsweise die Gothaer an. Mit einer Push-Nachricht könnte der Kunde nun gewarnt werden, und er kann Rücksprache mit seinen behandelnden Ärzten halten.
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Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihre App
Hier wäre jedoch noch vieles mehr möglich. Eine der meist verschriebenen Medikamentengruppen sind Statine. Dabei handelt es sich um Blutfettsenker, die bei erhöhten Cholesterinwerten häufig verschrieben werden. Mittels Blockade eines bestimmten Enzyms (HMG-CoA-Reduktase) wird die Cholesterol-Synthese durch diese Medikamente reduziert.
Ungünstig dabei ist, dass in diesem Zusammenhang auch die körpereigene Produktion des Coenzyms Q10 gehemmt wird. Darauf wird in medizinischen Studien seit Jahrzehnten hingewiesen. Ähnliches gilt für bestimmte Antidepressiva. Q10 spielt beispielsweise im Bereich der Energiebereitstellung unserer Zellkraftwerken, den Mitochondrien, eine bedeutende Rolle. Als mögliche Nebenwirkungen der Einnahme von Statinen werden beispielsweise Muskelschmerzen, Muskelkrämpfe, Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Antriebsschwäche und Depressionen genannt. Betrachten wir, wofür Q10 und Mitochondrien alles wichtig sind, erkennen wir, dass diese Nebenwirkungen ihre Ursachen in einer gestörten Funktion der Mitochondrien haben können. Ärzte, die darüber Bescheid wissen, verschreiben ihren Patienten deshalb parallel Q10 in einer therapiebegleitenden Dosis von 100 bis 500 mg/Tag Ubiquinon, beziehungsweise 60 bis 120 mg/Tag Ubiquinol.
Bei letzterem handelt es sich um die aktivere Form des Q10. Leider weisen auf diesen Zusammenhang jedoch nicht alle Ärzte hin. Nun hätte der Apotheker noch eine Möglichkeit, das zu machen. Aber auch hier geschieht das nur selten. Wenn Sie Patienten, die Statine einnehmen fragen, ob ihnen vom Arzt oder Apotheker auch Q10 dazu empfohlen wurde, verneinen das die meisten.
Genau hier besteht nun eine Chance für eine weitere Funktion der Abrechnungs-Apps von Versicherern. Erkennt die App, dass dem Kunden ein Statin verschrieben wurde, könnte eine entsprechende Empfehlung für die Einnahme von Q10 angezeigt werden. Damit würden die Risiken von Nebenwirkungen reduziert. Das spart nicht nur dem Versicherer unnötige Kosten durch Diagnose und Behandlung dieser Nebenwirkungen. Der Versicherte selbst führt auch ein gesünderes und beschwerdefreieres Leben. Die klassische Win-Win-Situation.
Q10 kann noch mehr
Für Q10 gibt es im Zusammenhang mit Medikamenten noch weitere Anwendungsgebiete. So ist bekannt, dass Antiparkinsonmittel zu einer vermehrten Bildung von freien Radikalen führen, was den Q10-Spiegel reduziert und ebenfalls zu Nebenwirkungen führen kann. Q10 kann auf der anderen Seite die Wirkung von Betablockern unterstützen, wodurch diese eventuell geringer dosiert werden können. Letzten Endes hilft Q10 auch bei der Stabilisierung der Blutzuckerspiegel, was bei der Einnahme von Antidiabetika unterstützende Wirkung haben kann.
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