- Von Joachim Haid
- 30.04.2020 um 12:57
Jedoch ist zu berücksichtigen, dass Lysin die Aminosäure Arginin verdrängt. Darauf kommen wir unten im Zusammenhang mit Herpes noch genauer zu sprechen. Arginin wiederum steht im Zusammenhang mit der Produktion von Stickstoffmonoxid, welches gefäßerweiternde Eigenschaften hat.
Lysin und gesunde Knochen
Damit jedoch noch nicht genug. Auch beim Knochenstoffwechsel spielt das Mutitalent Lysin eine wichtige Rolle. Ein Teil des in der Nahrung enthaltenen Calciums wird über einen Transportmechanismus im Darm aufgenommen. Liegt nun ein Lysin-Mangel vor, kommt dieser Vorgang zum Stillstand und kann zu einer verminderten Calciumaufnahme auch in den Knochenzellen führen (Dietl H., Ohlenschläger G. 2003: Handbuch der orthomolekularen Medizin. Prävention und Therapie durch körpereigene Substanzen).
Hinzu kommt, dass Lysin die Wiederaufnahme von Calcium in den Nieren erhöht und somit dessen Ausscheidung reduziert. Auch Vitamin D verbessert übrigens die Aufnahme von Calcium im Darm.
Lysin und Herpes simplex
Das Herpesvirus, welches bei vielen Menschen die typischen Lippenbläschen verursacht, benötigt zu seiner Vermehrung die Aminosäure Arginin. Wie oben bereits ausgeführt, verdrängt Lysin Arginin. Damit wird dem Herpesvirus die Vermehrung erschwert. In einem doppelblinden und placebokontrollierten Versuch konnte mit einer Behandlung von dreimal täglich einem Gramm Lysin die Schwere der Erkrankung reduziert und die Heilungsdauer deutlich verkürzt werden.
Entscheidend hierfür scheint aber die rechtzeitige Einnahme in der richtigen Dosierung zu sein. Gleich bei den ersten Anzeichen einer auftretenden Fieberblase sollten argininhaltige Lebensmittel weggelassen werden und mit der Einnahme von Lysin sofort begonnen werden. Arginin findet sich beispielsweise in Schokolade und Nüssen. Jedoch auch in vielen anderen Lebensmitteln. Dazu finden sich gute Übersichtsseiten im Internet.
Die prophylaktische Einnahme von Lysin kann die Perioden zwischen dem Auftreten erneuter Folgen des Herpesvirus verlängern. Das funktioniert aber nicht bei jedem Menschen gleich gut. Selbst wenn es bei einem selbst nicht hilft, bleiben noch immer die oben genannten positiven Effekte von Lysin.
Bedarf und Dosierungen
Der tägliche Bedarf liegt bei etwa 10 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht bei Frauen und bei 9 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht bei Männern. Ein erhöhter Bedarf besteht bei Neugeborenen, Kleinkindern, Personen, welche eine Restriktionsdiät durchführen, und bei einer wiederauftretenden Herpes-Infektion. (Gröber U.: Orthomolekulare Medizin. Ein Leitfaden für Apotheker und Ärzte). Als therapeutische Dosis bei Herpes-Simplex-Infektionen kommen 3 Gramm am Tag zum Einsatz.
Zur Steigerung einer geschwächten Immunantwort, bedingt durch einen Lysin-Mangel, werden zwischen 1 bis 3 Gramm am Tag empfohlen. Augrund mangelnder Datenlage wird von einer Lysin-Zufuhr in therapeutischen Dosen bei einer bestehenden Schwangerschaft abgeraten (Burgerstein: Handbuch Nährstoffe 13. Auflage). Die maximale langfristige tägliche Dosis, bei der in Studien keine negativen Einflüsse auf die Gesundheit zu erwarten sind (UL), wurde mit 300 bis 400 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht angegeben.
In der Nahrung findet sich Lysin vor allem im Parmesan-Käse (3 Gramm Lysin pro 100 Gramm), in Thunfisch und Schweinfilet (jeweils 2,2 Gramm pro 100 Gramm), sowie in Sojabohnen (1,9 Gramm pro 100 Gramm) und Haferflocken (0,5 Gramm pro 100 Gramm).
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