- Von Andreas Harms
- 01.06.2023 um 15:11
Harte Umstände erfordern manchmal harte Maßnahmen. Und die Umstände, in denen die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) derzeit steckt, sind angesichts eines jährlichen Milliardendefizits zweifellos mehr als hart (mehr dazu hier).
Jetzt sprach der Chef der Krankenkasse IKK – Die Innovationskasse, Ralf Hermes, mit dem „Handelsblatt“ über mögliche Sparmaßnahmen. Die betreffen die Zähne und die Homöopathie. So sagte er: „Der Lage angemessen wäre es, die komplette zahnärztliche Versorgung aus dem Leistungskatalog zu streichen.“
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Wie er ausgerechnet darauf kommt, erklärt er damit, dass die Menschen ihre Zahnarztkosten weitgehend selbst in der Hand haben. „Dieser Bereich ist stark durch Prävention beeinflussbar“, sagte Hermes demnach. „Wer sich im Wesentlichen zweimal am Tag ordentlich die Zähne putzt, bekommt fast keine Probleme.“ Außerdem könne man sich ja privat zusätzlich versichern.
Etwas anderes sei es freilich bei unverschuldeten Unfällen und schweren Erkrankungen – in solchen Ausnahmen sollten die Krankenkassen weiter zahlen. Gleichwohl dürfe es kein Tabu sein, Leistungen zu kürzen. Vielmehr sei es alternativlos.
Das sieht Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach erwartbar anders. Wie schon so oft zuvor, gab er über Twitter knapp bekannt: „Leistungskürzungen werden nicht kommen.“
Nebenbei und mal rein rechnerisch bemerkt, würde Hermes‘ Vorschlag das Finanzloch in der GKV wirklich fast oder sogar komplett schließen: Im Jahr 2022 gab die GKV 12,9 Milliarden Euro für Zahnarztkosten aus, für Zahnersatz kamen weitere 3,9 Milliarden Euro hinzu. Macht in Summe 16,8 Milliarden Euro – natürlich abzüglich der erwähnten Un- und Notfälle.
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