- Von Joachim Haid
- 12.11.2019 um 17:47
„Wir brauchen ein Werbeverbot für sogenannte Kinderlebensmittel, die es ja tatsächlich gar nicht gibt“, so Thomas Fischbach, Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte. In der Facebook-Gruppe „Fit und Gesund“ gab es zu dem Thema jüngst auch eine kontroverse Diskussion. So forderten einige Gruppenmitglieder mehr Aufklärung statt Verbote. Andere schlossen sich den Forderungen der Ärzte an und ergänzten, dass es ein grundsätzliches Werbeverbot für Lebensmittel geben solle, bei denen die Studienlage eindeutig darauf hinweist, dass diese schädlich sind.
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Vor allem im Bezug zur Zielgruppe Kinder solle dies gelten. Stehen diesen doch eher begrenzte Steuerungs- und Regulierungsmöglichkeiten ihrer Bauch- und Lustgefühle zur Verfügung. So sei es für Erwachsene schon schwer genug, diesen Verlockungen zu widerstehen, argumentieren Kinder- und Jugendärzte. Beispielhaft sei hier auf die Werbung für Kinderschokolade verwiesen.
Entsteht die Zuckersucht in Kindheitstagen?
Oft ist auch zu lesen, man könne von allem essen, es müsse nur in Maßen sein. Es komme primär auf die Kalorienbilanz an. So lange man also nicht mehr Kalorien zu sich nehme als man verbrauche, sei das alles kein Problem. Es liege nicht am Zuckergehalt der Lebensmittel, so die Zuckerlobby, sondern daran, dass sich die Menschen zu wenig bewegten und so zu wenig Kalorien verbrennen würden. Warum das so nicht stimmt, haben wir bereits in einem älteren Beitrag als Märchen entlarvt.
Denke ich an meine frühe Kindheit zurück, waren Süßigkeiten, also der direkte Zucker, eher die Ausnahme. Aber bereits als kleines Kind wurde ich mit mehr oder weniger verstecktem Zucker reichlich versorgt. So bekam ich beispielsweise Ovomaltine zu trinken. Dieses Getränk wurde schließlich im Kontext mit aktiven, sportlichen Kindern beworben. Muss also gut und gesund sein. Noch 2006 lautete der markengeschützte Werbespruch „Gesunde Energie, die schmeckt“. Vielleicht entstand hier meine Zuckersucht, unter der ich viele Jahre zu leiden hatte und dabei gar nicht wusste, dass meine gesundheitlichen Probleme am Zucker liegen.
Wer über 40 ist, erinnert sich wohl auch noch an den folgenden Werbespruch:
„Wenn Ihr Kind nichts auf der Welt so liebt wie Bonbons und Sie nichts so sehr auf der Welt lieben, wie Ihr Kind, dann geben Sie ihm nimm2“. Schon im Namen des Produktes steht die Aufforderung zu mehr Konsum.
Ein weiteres Beispiel aus den neunziger Jahren:
„Will hier jemand was Gutes aus Milch? Mit Vitaminen? Und viel Kalzium… Fruchtzwerge (geflüstert)? O.K…..“
Und auch heute noch werden Produkte ähnlich beworben:
„Einzigartiger Geschmack und hervorragende Qualität – dafür wird Kinder Schokolade seit Generationen geliebt. Eine leckere Kombination aus Vollmilchschokolade und cremiger Milchfüllung, die ein Genuss für die ganze Familie ist. Die kleinen Riegel sind einzeln verpackt für die perfekte Portionierbarkeit“.
Bevor wir nun einen Blick auf die Zutatenliste werfen, zunächst einmal zum letzten Satz: Wie viele Menschen essen denn nur einen oder zwei Riegel davon? Wie relevant ist also die „perfekte Portionierbarkeit“? Als ich noch voll in meiner Zuckersucht steckte, ohne mir dessen so richtig bewusst zu sein, aß ich diese Schokolade auch gerne. Portionieren war aber irrelevant – die Packung habe ich komplett vernichtet. Und dann schaute ich, ob ich nicht noch eine zweite Packung im Schrank hatte.
Chrissle
Vor 5 JahrenIch habe bei meinen beiden Kindern immer sehr darauf geachtet, dass nicht zu viel Zucker gegessen wird. Aber die Werbungen machen das natürlich nicht einfacher, gerade die Werbungen von Kinder sind ja wirklich an die Kids gerichtet und dementsprechend interessant für sie, ich durfte mir das dann auch immer anhören, dass sie das unbedingt haben wollen. Und da muss dazu gesagt werden, dass beide nie wirklich viel vor dem Fernseher saßen..
Joachim Haid
Vor 5 JahrenGenau diese auf Kinder ausgerichtete Werbung finde ich sehr bedenklich. Das torpediert jegliche Erziehung der Eltern.
2 Kommentare
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kommentierenChrissle
Vor 5 JahrenIch habe bei meinen beiden Kindern immer sehr darauf geachtet, dass nicht zu viel Zucker gegessen wird. Aber die Werbungen machen das natürlich nicht einfacher, gerade die Werbungen von Kinder sind ja wirklich an die Kids gerichtet und dementsprechend interessant für sie, ich durfte mir das dann auch immer anhören, dass sie das unbedingt haben wollen. Und da muss dazu gesagt werden, dass beide nie wirklich viel vor dem Fernseher saßen..
Joachim Haid
Vor 5 JahrenGenau diese auf Kinder ausgerichtete Werbung finde ich sehr bedenklich. Das torpediert jegliche Erziehung der Eltern.