Bunte Zuckerwatte: Kinder sind vielen süßen Verführungen ausgesetzt. © Pixabay
  • Von Joachim Haid
  • 12.11.2019 um 17:47
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lesedauer Lesedauer: ca. 07:15 Min

Kinder- und Jugendärzte fordern ein Werbeverbot für stark zuckerhaltige Produkte, sofern sich die Werbung direkt an Kinder richtet. Kurz nach Halloween und vor Beginn des Advents ist eine gute Zeit, sich mit diesem Thema einmal näher zu beschäftigen.

Nun aber zu den Inhaltsstoffen der Kinder-Schokolade: Vollmilchschokolade 40% (Zucker, Vollmilchpulver, Kakaobutter, Kakaomasse, Emulgator Lecithine (Soja), Vanilin), Zucker, Magermilchpulver (18%), Palmöl, Butterreinfett, Emulgator Lecithine (Soja), Vanilin. Gesamtmilchbestandteile im Produkt 33%, Gesamtkakaobestandteile im Produkt 13%.

Nein, hier habe ich mich nicht verschrieben. Zucker wird tatsächlich mehrfach genannt. Nachzulesen ganz offiziell auf der Internetseite des Herstellers. Werfen wir nun noch einen Blick auf die Nährwerte (10 Riegel à 12,5g sind in einer Packung enthalten):

53 Prozent und damit mehr als die Hälfte sind Zucker. Bereits mit dreieinhalb Riegeln wäre die von der Weltgesundheitsorganisation maximal empfohlene täglicher Zufuhr von Zucker bereits erreicht. Dann darf man aber an diesem Tag praktisch nichts anderes mehr gegessen haben. Selbst wenn der Mythos der Kalorienbilanz stimmen würde, ein Riegel liefert bereits 71 Kalorien. Die gesamte Packung sogar 710 Kalorien. Moment, da stehen doch 566 Kalorien? Richtig, das ist die Angabe pro 100 Gramm. In der Packung sind aber zehn Riegel enthalten. Da bleibt also nicht mehr viel Puffer für die maximale Kalorienzufuhr eines Kindes, wenn die komplette Packung gegessen wird.

Sicher, es mag Kinder geben, die nur einen Riegel essen. Ich kenne aber viele, die es so machen wie ich früher: Packung auf und essen bis zum letzten Riegel. Wie praktisch, dass es da auch die Großpackung mit 300g und 24 Riegeln gibt. Mit den wenig verbleibenden Kalorien muss das Kind nun alle Nährstoffe aufnehmen, die es braucht, denn Zuckerkalorien sind nährstoffleere Kalorien. So können bereits in Kindertagen Mängel entstehen.

Ausnahmen werden zur Regel

Gehen wir jedoch einmal davon aus, wir hätten ein sehr diszipliniertes Kind bzw. Eltern, die sehr darauf achten, dass maximal ein Riegel am Tag gegessen wird. Also Eltern, die nach der Devise leben „alles in Maßen essen“ – und Süßigkeiten sind nur eine Ausnahme. Da bei Erstellung dieses Beitrages Halloween gerade erst ein paar Wochen zurückliegt, beginne ich das Jahr der Ausnahmen einmal mit diesem Tag:

  • Oktober: Halloween – Süßes oder Saures? (und damit ist natürlich kein gesundes, sauer eingelegtes Gemüse gemeint)
  • Dezember: Was enthält der durchschnittliche Adventskalender? 24 Tage Zucker pur.
  • 1. bis 4. Advent: Jeweils besondere Feiertage. Hier kommt die Familie oftmals zum Essen zusammen und da darf eine süße Nachspeise nicht fehlen. Dazu kommen noch Plätzchen, Lebkuchen und Co., die bereits seit Ende August in den Supermärkten stehen.
  • 6. Dezember: Nikolaus – bei mir gab es als Kind noch primär Nüsse und Mandarinen, heute eher den Schoko-Nikolaus.
  • 24.–26. Dezember: Weihnachten und 3 Tage leckeres Essen mit oftmals gezuckerten Soßen und Süßspeisen als Nachtisch. Ich liebte es als Kind, die Süßigkeiten vom Christbaum zu naschen.
    1. 31. Dezember: Silvester – natürlich auch hier wieder mit leckerem Essen, Süßspeisen und Süßigkeiten.
    2. Januar: Hier klafft eine Süßigkeiten-Lücke, wie im November – eine Marktnische?
    3. 14. Februar: Dem oder der Süßen schenkt man natürlich was Süßes.
    4. Februar: Hochzeit des Karnevals und des Faschings – Zeit, die ollen Kamellen unter das Volk zu werfen.
    5. März/April: Ostern – da dürfen die Schaum-Eier und Schoko-Osterhasen natürlich nicht fehlen.
    6. Mai: Frühlingsfeste: Zeit für Zuckerwatte, Magenbrot und türkischen Honig.
    7. Juni: Sommerfeste: Zeit für Zuckerwatte, Magenbrot und türkischen Honig.
    8. Juli/August: Sommer – Eiszeit! Tiramisu & Co im Urlaub.
    9. September: Herbstfeste: Zeit für Zuckerwatte, Magenbrot und türkischen Honig.

          Dazu kommen noch diverse Kindergeburtstage und Familienfeiern, bei denen es traditionell eben auch reichlich Süßigkeiten und Süßspeisen gibt. War früher der Zuckerkonsum tatsächlich eine Ausnahme und vor etwa 200 Jahren sogar nur besonders reichen Menschen vorbehalten, so ist heute aus der Ausnahme eher die Regel geworden. Wo also liegt die Grenze bei „alles in Maßen“ und wie schnell wird diese erreicht?

          autorAutor
          Joachim

          Joachim Haid

          Joachim Haid ist Gründer des Gesundheitsprogramms PaleoMental®, zudem Gesundheitscoach und Heilpraktiker in Ausbildung.

          kommentare
          Chrissle
          Vor 5 Jahren

          Ich habe bei meinen beiden Kindern immer sehr darauf geachtet, dass nicht zu viel Zucker gegessen wird. Aber die Werbungen machen das natürlich nicht einfacher, gerade die Werbungen von Kinder sind ja wirklich an die Kids gerichtet und dementsprechend interessant für sie, ich durfte mir das dann auch immer anhören, dass sie das unbedingt haben wollen. Und da muss dazu gesagt werden, dass beide nie wirklich viel vor dem Fernseher saßen..

            Joachim Haid
            Vor 5 Jahren

            Genau diese auf Kinder ausgerichtete Werbung finde ich sehr bedenklich. Das torpediert jegliche Erziehung der Eltern.

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          kommentare
          Chrissle
          Vor 5 Jahren

          Ich habe bei meinen beiden Kindern immer sehr darauf geachtet, dass nicht zu viel Zucker gegessen wird. Aber die Werbungen machen das natürlich nicht einfacher, gerade die Werbungen von Kinder sind ja wirklich an die Kids gerichtet und dementsprechend interessant für sie, ich durfte mir das dann auch immer anhören, dass sie das unbedingt haben wollen. Und da muss dazu gesagt werden, dass beide nie wirklich viel vor dem Fernseher saßen..

            Joachim Haid
            Vor 5 Jahren

            Genau diese auf Kinder ausgerichtete Werbung finde ich sehr bedenklich. Das torpediert jegliche Erziehung der Eltern.

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