- Von Joachim Haid
- 20.12.2019 um 11:02
Ursachen und Entstehung
Neben genetischen Dispositionen stehen nach heutigem Wissensstand hinter einer Atherosklerose immer langanhaltende, chronisch entzündliche Prozesse des Endothels. Dabei handelt es sich um die dünne Innenschicht der Blutgefäße. Da die Entzündungen über viele Jahre hinweg komplett schmerzfrei und unbemerkt bleiben können, wird auch von stillen Entzündungen oder silent Inflammation gesprochen.
Wird die Innenwand der Gefäße verletzt, so entstehen lokale Entzündungen. Dies ist eine Maßnahme des Körpers und des Immunsystems, um die Heilung verletzter Gewebe einleiten zu können. Eine akute Entzündung ist also positiv zu sehen. Werden jedoch die Ursachen, die zur Entzündung führten, nicht abgestellt und/oder das Immunsystem nach der Aktivierung nicht wieder herunter geregelt, wird aus einer akuten eine chronische Entzündung. Die verletzten Gefäßinnenwände schütten proentzündliche Zytokine aus. Dabei handelt es sich um Stoffe, welche Immunzellen anlocken. Weiterhin können sich in den feinen Rissen oxidierte Cholesterinbestandteile ablagern, die so genannten VLDL (Very-low-density lipoprotein).
Cholesterin per se ist nicht schlecht. Im Gegenteil, es ist sogar lebensnotwendiger Bestandteil von Zellmembranen, Ausgangsstoff von Hormonen und spielt damit auch eine wichtige Rolle bei der körpereigenen Produktion von Vitamin D. Oxidieren jedoch die LDL, genauer gesagt: die VLDL, so können diese bei der Ablagerung in verletzten Gefäßen gefährlich werden. Fresszellen versuchen diese oxidierten Fette zu entfernen. Dabei entstehen Gemische aus abgestorbenen Fresszellen und den oxidierten Fetten, welche aufschäumen und im Anschluss aushärten können – so genannte Plaques. Mit der Zeit wird diese Schicht immer dicker und härter. Der Blutstrom, welcher die Zellen versorgt, ist eingeschränkt. Dadurch erhalten die Muskelzellen immer weniger Nährstoffe und Sauerstoff. Gerade unter Belastung – wie es beim Gehen der Fall ist – benötigen die Muskeln mehr von beidem als in Ruhe.
Diese eingeschränkte Versorgung ist der Grund, weshalb bei der pVAK zu Beginn der Erkrankung die Schmerzen nach ein paar hundert Metern Gehen auftreten und nach einer Pause wieder verschwinden. Die Auslöser von stillen Entzündungen sind jahrelange Fehlernährung, zu wenig oder zu überehrgeiziger Sport mit zu geringen Regenerationsphasen, eine Fehlbesiedlung im Darm, die zu einer Mangelversorgung mit Nährstoffen oder einem leaky Gut führen kann, und/oder Umweltbelastungen bzw. die Aufnahme toxischer Stoffe wie beispielsweise beim Rauchen. Auch chronischer Stress kann stille Entzündungen fördern. Dauerhaft erhöhter Blutdruck kann die Gefäßinnenwände außerdem beschädigen und so zu einer chronischen Entzündung führen.
Therapie
Die klassische medikamentöse Therapie besteht aus der Gabe von durchblutungsfördernden und gerinnungshemmenden Arzneimitteln. Meist lässt sich damit die Distanz, die schmerzfrei zurückgelegt werden kann, um 100 bis 200 Meter vergrößern. Werden die Auslöser der stillen Entzündungsprozesse nicht abgestellt, ist dies jedoch nur eine Symptombehandlung. Die Medikamente lassen das Blut zwar besser durch den Engpass fließen, beheben diesen jedoch nicht. Dies wäre nur möglich, indem die oben genannten Auslöser beseitigt werden, das Immunsystem damit herunterreguliert und beruhigt werden kann und die Ablagerungen abgetragen würden. Neben operativen Methoden wie einem Bypass oder der Ballon-Dilatation, also der Weitung des Gefäßes durch das Aufblasen eines Ballons, wäre dies mit einer Erhöhung der HDL-Werte und antientzündlichen Omega-3-Fettsäuren möglich.
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