- Von Karen Schmidt
- 19.03.2025 um 13:52
Fast jeder dritte Deutsche stört sich am deutschen Gesundheitssystem. Die Unzufriedenheit hat sich seit 2021 damit verdreifacht: Damals gaben nur 10 Prozent der Befragten an, mit dem Gesundheitswesen nicht zufrieden zu sein. Das zeigt eine repräsentative Befragung des Forschungsinstituts Forsa im Auftrag der Techniker Krankenkasse (TK).
„Das ist eine Trendwende. In unseren Befragungen ist die Zufriedenheit mit dem Gesundheitssystem bis 2021 kontinuierlich gewachsen, jetzt kehrt sich der Trend um“, stellt Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der TK, fest. „Das ist leider keine Überraschung: Seit Jahren steigt die finanzielle Belastung der Versicherten, gleichzeitig klagen Menschen vermehrt über lange Wartezeiten für Arzttermine.“

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Viele Menschen hätten gerade das Gefühl, dass das System, für das sie immer mehr zahlen, immer schlechter funktioniere. Diese Warnsignale dürfe die Politik nicht ignorieren, warnt der TK-Chef. Dem stimmt auch Wolfgang Schroeder, Politikwissenschaftler mit Schwerpunkt auf Demokratieforschung zu: „Ein funktionierendes Gesundheitssystem ist eine tragende Säule unseres Sozialstaats und damit enorm wichtig für das Vertrauen in die Demokratie. Wer Missstände im Gesundheitswesen zu lange ignoriert, spielt dem Populismus in die Hände.“
38 Prozent der Befragten sind außerdem mit dem Angebot an Facharztpraxen weniger zufrieden oder unzufrieden, 2017 waren es noch 27 Prozent. Ein möglicher Grund dafür könnten die Wartezeiten auf Facharzttermine sein, mit denen 62 Prozent nicht zufrieden sind (2017: 50 Prozent).
94 Prozent rechnen mit Beitragssteigerungen
73 Prozent der Befragten befürworten Teil-Reformen im Gesundheitssystem, 21 Prozent sehen umfassenden Reformbedarf. „Die Politik hat zu viele drängende Fragen ausgesessen, darunter die finanzielle Schieflage in der Kranken- und Pflegeversicherung, den Reformbedarf in der Notfallversorgung oder die Kostenexplosion bei Arzneimitteln“, schimpft Baas.
Mit 94 Prozent rechnet die große Mehrheit der Befragten damit, dass die Beiträge weiter steigen. Baas: „Die neue Bundesregierung muss die Beitragsspirale stoppen. Die Beiträge sind auf über 17 Prozent gestiegen und Ende des Jahrzehnts werden sie bei 20 Prozent sein, wenn nichts passiert.“
Folgendes Sofortprogramm könnte laut TK erste Abhilfe schaffen:
- Ein höherer Herstellerrabatt auf neue Arzneimittel könnte 2 Milliarden Euro pro Jahr bringen.
- Wenn der Bund die Beiträge für Bürgergeldempfänger – wie vorgesehen –übernähme, wäre das eine Entlastung von über 9 Milliarden Euro jährlich.

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