- Von Karen Schmidt
- 11.12.2020 um 13:14
Die Corona-Pandemie macht den Deutschen zu schaffen. Vor allem Ängste, Überforderung, familiäre Probleme und Nervosität belasten die Seele. Das berichten 154 Psychiater und Psychotherapeuten im Rahmen einer Umfrage der Pronova BKK. Auch die Diagnosen Angststörungen und Depressionen würden häufiger, stellen vier von fünf Therapeuten fest.
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82 Prozent der Befragten diagnostizieren öfter Angststörungen als vor der Krise. 79 Prozent stellen vermehrt die Diagnose einer Depression, 74 Prozent vermerken Anpassungsstörungen, also stark ausgeprägte Reaktionen auf belastende Ereignisse. 72 Prozent sprechen von einer Zunahme somatoformer Störungen, also von Beschwerden wie Müdigkeit, Erschöpfung oder Schmerzen ohne organische Ursache. Dass Patienten nicht schlafen können, ohne dass es dafür eine körperliche Ursache gibt, beobachten zum Beispiel zwei Drittel der Psychiater und Therapeuten vermehrt seit Beginn der Corona-Krise.
„Die Pandemie stellt den Alltag auf den Kopf und raubt den Menschen das sichere Gefühl gewohnter Strukturen“, erklärt Gerd Herold, Beratungsarzt bei der Pronova BKK, diese Ergebnisse. „Angst vor einer Infektion mit dem Virus, um Angehörige, um den Job, Existenzsorgen oder auch Ängste vor sozialer Isolation im Lockdown sind weit verbreitet und hinterlassen Spuren.“
Wenn Corona mental krank macht
Patienten, die schon vor der Krise unter Ängsten litten oder sich überfordert fühlten, setz die Pandemie dabei besonders zu. Ihre Beschwerden wurden schlimmer, stellen 92 Prozent der befragten Psychiaterinnen und Psychiater sowie Therapeutinnen und -therapeuten fest.
Aber auch bislang unbelastete Menschen geraten in der Corona-Pandemie in seelische Nöte: Fast alle befragten Mediziner berichten von neuen Patientinnen und Patienten, die erst seit der Corona-Krise in Behandlung sind. Terminanfragen haben vor allem bei niedergelassenen Psychiatern und Psychotherapeuten zugenommen.
Besonders groß war der Andrang den Befragten zufolge im dritten Quartal 2020. „Erst nach dem Lockdown im Frühling suchten die Menschen verstärkt psychologische Unterstützung. Im Sommer sanken die Infektionszahlen und die akuten Corona-Sorgen wurden kleiner – Menschen, die psychisch stark gelitten hatten, kämpften aber mit anhaltenden Beschwerden. Das war der Moment für viele, professionelle Hilfe einzuholen“, so Herold.
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