- Von Redaktion
- 26.01.2017 um 16:15
Neuer Gesetzesentwurf reicht nicht
Die Regierung will dagegen jetzt mit einem Gesetz vorgehen – aber um dieses Handeln zu unterbinden, müsse eine komplette Reform des Systems her, meinen Experten. Denn der geplante Gesetzesentwurf habe Lücken: Wenn Krankenkassen nämlich externe Dienstleister engagierten, die lukrative Patienten zu Arztbesuchen drängen, bringe er auch nichts.
Ein solcher Dienstleister ist das Stuttgarter Unternehmen Anycare. Ehemalige Mitarbeiter erzählen im Interview mit Plusminus, dass sie solche Patienten angerufen haben und Ängste schüren sollten, um sie zum Arztbesuch zu bewegen. Denn nur wer mindestens zwei Mal im Jahr beim Arzt war, ist für die Krankenkassen auch eine Einnahmequelle. Die Versicherer händigen dem Unternehmen dafür persönliche Daten der Versicherten aus; darunter Telefonnummer, Diagnosen, Geburtsdatum und Co.
Krankheitsauswahl begrenzen
Das Geschäftsmodell funktioniere, berichtet Plusminus. So verdiene Anycare fast 3 Millionen Euro einzig und allein durch Telefonate mit Personen, die an Gelenkverschleiß leiden. Die Krankenkasse aber mache damit ein noch größeres Geschäft: circa 12,5 Millionen Euro sind es dort. Das Unternehmen Anycare rechtfertigt sich. Ob die Patienten letztendlich wirklich zum Arzt gingen, sei schließlich deren „autonome Entscheidung“, heißt es dort.
Gerd Glaeske, Gesundheitsökonom, sagt im Interview mit Plusminus, dass nur eine grundlegende Reform helfen könne. Er wolle, dass man „die Krankheitsauswahl begrenzt.“ Und zwar auf schwerwiegende, chronische Krankheiten, bei denen Ärzte auf dem Papier nicht ohne Probleme etwas verändern oder verschlimmern können.
0 Kommentare
- anmelden
- registrieren
kommentieren